Liebe Katrin,
es haben sich noch ein paar Fragen ergeben. Unser Sohn schläft zwar ruhiger, das heißt, es sind die Nächte erholsamer, weil ich meistens nach dem Stillen weiterschlafen kann. Allerdings kommt er stündlich bis eineinhalb stunden.
Ich weiß, ich hab mich mit unserem Schlafproblem schon öfters an dich gewandt. Die kinesiologische (energetische) Begleitung war bzw ist sehr hilfreich, aber trotzdem schläft er nachts nie länger als eineinhalb Stunden. Er ist zwar ruhiger und benötigt nicht alle 10 Minuten die Brust (wies bei dem 19 Wochen Schub war)
Wenn man sich so umhört bei andren Müttern, da gelten die Nächte mit 3 mal stillen schon als mega anstrengend. Ich stille von 8 abends bis 6 morgens 8-10mal. Also die zwei Stunden sind eine Seltenheit und kommen wenn dann auch nur in einer Schlafphase vor und die restliche Nacht sinds wieder max 90 Minuten. Das es seit Geburt so ist, weißt du ja mittlerweile.
Jetzt zu meiner Frage: Muss man Flaschennahrung zufüttern? Auch wenn wir jetzt dann wieder einen Beikostversuch starten, dient der ja auch nicht zur Sättigung.
Alle die ich kenne geben die Flasche, trotz teilweise stillens. Ich verstehe unter voll stillen, das man auf die künstlichen Pulver verzichten kann, oder stimmt das so nicht?
Tagsüber schafft er locker 2 stunden, manchmal sogar längere Stillpausen.
Bitte klär mich auf :) was sind deine Gedanken dazu? Wird er nicht satt? Versichert er sich, ob ich noch da bin? Warum immer noch?
Die, die ich kenne, legen ihr Kind nach dem Stillen problemlos ins Bett und verbringen einen netten Abend mit dem Mann. Ich gehe mit meinem Sohn ins Bett, er schläft nicht, wenn wir nicht im Raum sind. Mein Mann kommt gottseidank immer gleich, so haben wir Zeit miteinander. Bis jetzt hab ich mir nichts gedacht, weil Babys einfach die Nähe und Sicherheit brauchen, um entspannt und glücklich zu schlafen aber warum ist das bei den andren Eltern alle anders....
Danke, dass du dir immer so ausführlich und einfühlsam Zeit nimmst für unsre Fragen, Sorgen, usw. :)
Liebe Grüße Sylvia
von
Sylvia_B
am 16.05.2020, 08:08
Antwort auf:
Zufüttern notwendig?
Liebe Sylvia
Ich freue mich sehr, über Deine lieben Worte und dass Du Dich hier wohlfühlst im Forum :).
Es ist gut, dass die energetische Arbeit Deinem Sohn guttut und ihr ein wenig Entlastung und Unterstützung finden konntet.
Zu Deinen Fragen:
"Vollstillen" heißt tatsächlich: JA! Du gibst Deinem Kind keine andere Nahrung, als ausschließlich Deine Muttermilch.
Diejenigen, welche am Abend eine Flaschennahrung geben, ich nehme an, es ist eine 1er Nahrung, da die Pre Nahrungen muttermilchadaptiert sind, erreichen u.U. einen höheren Sättigungsgrad bei den Kindern, da die 1er Nahrungen mehr Stärke/Kohlenhydrate enthalten. Das kann eine längere Sättigung ergeben- muss aber nicht.
Das "volle Stillen" sieht vor, dass ein Kind innerhalb des ersten Lebensjahre mit Muttermilch ernährt wird und etwa zwischen dem 4. und 6. Lebensmonat mit Beikost startet. Es braucht keine keine künstliche Milch eingesetzt werden. Ausser: die Mutter hat das Bedürfnis oder die Notwendigkeit, sich aus der Stillsituation zurückzuziehen. Oder aber das Kind gibt die Signale. Sind also beide Stillenden miteinander im Einklang, kann die Brusternährung ohne weiteres weiter erfolgen. Die Beikost ist die ergänzende und zusätzliche Sättigung, die aufgrund der motorischen und organischen Reifeprozese gebraucht wird.
Warum Dein Baby Dich nachts weiterhin so intensiv sucht, kann vielfältige Gründe haben.
Hast Du schon mal an eine Stillberatung vor Ort gedacht? Vielleicht kann Dir eine Expertin im Rahmen eines Hausbesuchs und im Kennenlernen der echten Stillsituation von Dir und Deinem Kind, Hinweise geben. Desweiteren ist auch der Besuch und Austausch mit anderen Frauen z.B. in einer Stillgruppe noch eine tolle Möglichkeit Infos zu bekommen. Denn- hier wirst Du auf Frauen treffen, die sicherlich KEINE künstliche Nahrung füttern und Du wirst i.d.R. eine Beraterin zur Seite haben, die Dir weiterhelfen kann.
Tatsächlich aber, empfinde ich Deine Haltung großartig, dass Du so frei und unabhängig das Stillen mit Deinem Sohn lebst und gut auf Euch schaust :))!
Du schreibst: bisher habe ich mir nichts dabei gedacht... aber bei den anderen Müttern....
Erst der Vergleich mit den anderen scheint in Dir einen Zweifel der Kompetenz als Mutter auszulösen.... Und das ist es! Und ja, genau diese Situation begleitet uns Mütter permanent :). Wir geraten schnell in den Vergleichsmoment- lassen uns verunsichern von vermeintlich besseren oder kompetenteren Verhalten oder Engagement anderer.
Das kann eine Falle sein, die nämlich jegliche Intuition und Selbstsicherheit und dem Gespür für sein Kind ausbremst.
Es ist eine Kunst und Stärke das eigene Familiensystem zu leben! Und niemand anders sollte darauf Einfluss haben. Ihr als kleine Familie, und ich empfinde Euch als sehr nah beieinander, entscheidet, wie ihr lebt. Es ist so wunderbar, dass sich Dein Mann am Abend zu Euch gesellt, wenn Dein Sohn in Deiner Nähe gut schläft.
Seht diese Zeit als eine besondere an- als eine selbstverständliche für Euch. Euer Abendmittelpunkt ist derzeit eben das Familienbett. Ja, und? Woanders sitzt man auf dem Sofa. Ihr richtet es Euch anders ein- und es wird sich auch wieder ändern. Ganz bestimmt!
Wenn Du ein wenig forschen möchtest, dann stöber im Netz mal nach den Stichworten: Cosleeping, Familienbett, alternatives Leben mit Baby, Langzeitstillen, Partizipation des Säuglings usw..
Meineserachtens unterliegen zu viele Familien dem Druck der glanzvollen und fehlerlosen Aussenwirksamkeit. Die Frage, was in den Frauen und ihrem Bedürfnis sich ihren Kindern zuwenden zu können, ohne Anspruchshaltung von außen, fragt im Grunde keiner.
Ich glaube, es ist oft eine große Sehnsucht nach dem "Treibenlassen" und dem Sein mit dem Kind- ohne Zielerfüllungen, dass das Kind zu bestimmten Zeitpunkten seine Entwicklung erreicht haben MUSS, die es nämlich naturgemäß einfach erreichen darf. Und zwar dann, wenn es an der Zeit ist.
Die Schnelllebigkeit unsere Gesellschaft überfordert unsere Kinder. Bereits Säuglinge sind oft schon einem sehr hohen Stresslevel ausgesetzt. Familien leider oft in einem Teufelskreislauf gefangen. Es gibt viel Literatur auf dem Markt, die dieses Pläydoyer hält:
Lasst den Kindern ihre Zeit!
Großartige wissenschaftliche Beiträge hat Prof. Dr. Gerald Hüther dazu verfasst (Neurobiologe) oder Prof. Brisch ( Bindungsforscher).
Das Zusammenspiel unsere gesellschaftlich/politischen Rahmenbedingungen lassen oftmals nicht oder keinen Spielraum/ Flexibilität zu, um diese Stressoren zu umgehen und das Kind bzw. der Familienbildung seine Zeit geben zu können.
Ein langes Statement meiner persönlichen Haltung, die ich Dir mitgeben darf, dass alles richtig ist, was ihr lebt und für Euch umsetzt, wenn ihr! damit zufrieden seid.
Ein Tipp: kommuniziert Eure intime Familiensituation nicht nach "draußen", oder erst dann, wenn sie für Euch ganz klar ist.
Sobald ein Kind in das Leben kommt, wird man automatisch aufgefordert, seine eigenen Ideale und Wertigkeiten zu überdenken und vielleicht sogar neu auszurichten.
Da darf ich aus Erfahrung sprechen ;).
Liebe Sylvia, vielleicht habe ich nicht konkret genug auf Deine Fragen geantwort. Ich habe versucht Dir darzustellen, dass es keinen Maßstab für Richtig oder Falsch im Umgang mit einem Kind gibt, solange es allen gut geht :).
Ich grüße ganz herzlich und freue mich auf ein Feedback,
Katrin
von
Katrin Simon
am 17.05.2020