Guten Tag Frau Simon,
unser Sohn ist nun 6 Wochen alt und hat seit einigen Tagen sehr große Probleme am Tag zu schlafen.
Erst gingen wir davon aus dass es am 5 Wochen Schub lag, aber diese Phase zieht sich nun wirklich wie Kaugummi.
Wir haben wirklich alles ausprobiert :
Lange Spaziergänge mit Kinderwagen oder Tragetuch
Längere Fahrten im Auto
Abgedunkeltes Schlafzimmer
Kuscheln auf meiner Brust
Wunderwiege
Abends hat er kaum Probleme einzuschlafen. Ist dann aber meist so übermüdet dass er fast täglich Abends schreit und am Tag ziemlich quenglig und unzufrieden ist.
Das Zubettgehen dauert am Tag meist solange, dass wir abbrechen müssen, da er dann schon wieder Hunger hat.
Hoffentlich können sie uns helfen..
Viele Grüße
Mandy
von
Mandy1215
am 01.11.2021, 09:29
Antwort auf:
6 Wochen alt und kein Tagschlaf mehr möglich
Liebe Mandy
Beobachten Sie an Ihren Sohn in diesen Tagen, dann wenn er fit und wach ist, dass er sehr neugierig ist und aufmerksamer wird? Ihr Sohn "verlässt" seine Neugeborenenphase. Das Ankommen in der extrauterinen Welt, also auch die Adaption der Körperfunktionen, ist nun endgültig abgeschlossen. Reize werden stärker wahrgenommen, körperliche Veränderungen ebenso. Die Übergänge in verschiedenen Bewusstseinsphasen, also vom Wachzustand in den Schlaf können Verunsicherung hervorrufen.
Das, was Sie Ihrem Sohn an Begleitung angeboten haben, ist großartig. Versetzen Sie sich immer mal wieder in die Situation Ihres Kindes und versuchen seine Perspektive anzunehmen. Ihr Kind erlebt täglich vieles zum ersten Mal :)! Ich vergleiche es gerne mit der Situation von Erwachsenen, die in eine neue unbekannte Stadt ziehen, einen neuen Job haben und sich einarbeiten, neue Kollegen und natürlich auch eine neue Wohnung beziehen....D.h. es gibt täglich erst einmal unendlich viele Reize und Anforderungen, die sortiert und nach Prioriäten geordnet werden. Und müssen sich neue Strukturen/ Rituale bilden. Dieses Bild kann vllt helfen, wie Ihr Sohn sich fühlen mag, wenn in seinem Ankommensprozess ist.
D.h.: Geben Sie Ihren Sohn zunächst eine reizarme Umgebung. Manchmal kann es schon helfen, das Radio/ Musik auszumachen und keine TV Geräusche zu haben. Vermeiden Sie versuchsweise Einkäufe etc. im Supermarkt oder der Stadt. Ist es nicht vermeidbar, dann tragen Sie Ihren Sohn im Tuch und schirmen ihn so von Außeneinflüssen ab.
Nehmen Sie Rituale zu Hause auf. Das können ganz "einfache" Gewohnheiten sein. Ein täglicher Rhythmus. Morgens beispielsweise gemeinsam gemütlich kuscheln und die erste Mahlzeit anbieten. Waschen/ Anziehen... Spazierengehen...Gestalten Sie den Tag für Ihr Kind nachvollziehbar. So kann es sich gut an das "normale" gewöhnen und neue Erfahrungen werden on top gemacht und bekommen mehr Raum verarbeitet zu werden.
Sprechen, Summen und Tragen Sie Ihr Baby viel! Das Tragen, auch außerhalb einer Einschlafhilfe, gibt Ihrem Baby Sicherheit und entlastet einen Teil von Regulations"anstrengungen". Es weiß! um seinen Platz bei Ihnen und benötigt damit weniger Energie, um sich zu orientieren.
Massieren Sie Ihr Baby. Dort, wo es dies mag und genießt. Immer mit dem Strich und vom Herzen weg. Benutzen Sie dafür ein hochwertiges Rosenöl! Es wirkt harmonisierend.
Weiter: falls Sie noch keinen osteopathischen Cheque hatten, nach der Geburt, rate ich dazu! Es ist immer empfehlenswert, einen Osteopathen zu besuchen, um grundsätzlich einen Blick auf die gesamte Körperhaltung des Babys zu haben. Schwangerschaft und Geburt fordern den Körper und lösen manchmal störende Blockaden aus, die so behoben werden können.
Und- wenn Sie den Eindruck haben, dass Ihr Baby gerne badet und sich entspannt, dann baden Sie Ihren kleinen Sohn abends. Es muss gar nicht lange sein. Es kann sich als ein Ritual ergeben und ggf mit der Massage kombiniert werden. Beginnen Sie früh genug mit allem, so dass Ihr Baby nicht zu übermüdet ist. Geben Sie evt. einen kurzen Still- oder Milchsnack vor dem Bad. Schauen Sie, ob eine ruhige und wohlige Atmosphäre die Anspannung Ihres Kindes abbauen kann.
Behalten Sie eine ausgewählte Struktur mind. eine Woche bei. Dann erkennen Sie, ob sie Wirkung zeigt. Wehrt sich Ihr Baby von Anfang an wehement gegen etwas, dann ändern Sie es.
Ich wünsche Ihnen bald ruhigere Momente miteinander.
Liebe Grüße von Katrin
von
Katrin Simon
am 03.11.2021