Liebe Frau Schuster, unser Sohn wird in ein paar Tagen 20 Monate alt und täglich "anstrengender". Ich habe seit Kurzem das Gefühl, als Mutter zu versagen, bzw. ihm erziehungstechnisch manchmal hilflos gegenüber zu stehen. Er ist ein sehr aufgewecktes Kerlchen und wächst in einer liebevollen Familie auf. Mein Mann findet, daß er von mir zu sehr verwöhnt wurde, da ich ihm sehr wenig verbiete, weil ich einfach der Meinung bin, daß er aus eigener Erfahrung am besten lernt. Natürlich achte ich dabei darauf, daß er weder sich, noch andere in Gefahr bringt und sollte es soweit kommen, greife ich natürlich auch rechtzeitig ein und erkläre ihm dann, warum er sich anders, und nicht wie von ihm beabsichtigt, verhalten muß. Ich bin chronisch krank und dadurch sehr schnell erschöpft, weshalb ich mich seit seiner Geburt fast den ganzen Tag nur um ihn gekümmert habe und andere Dinge, wie z. Bsp. den Haushalt, auch mal hinten an gestellt habe. Deshalb hängt der Kleine natürlich sehr an mir. Immer, wenn er Trost sucht, Hilfe braucht oder auch mal schmusen möchte, kommt er als erstes zu mir. Er ist an allem so interessiert, daß er den ganzen Tag damit beschäftigt ist, alles zu erforschen, auszuprobieren und auch "auf seine Art und Weise" zu handhaben. Wenn das mal nicht so passieren darf, wie er es gerade gerne möchte, und wir es ihm verbieten (wobei ich ihm immer ruhig dazu erkläre, warum er das so nicht darf, und mein Mann ihm gleich in lauterer Stimmlage ein "Nein" ohne irgendwelche Begründung entgegnet), wird er nun täglich wütender und kann mit seiner Wut nicht umgehen. Dabei möchte ich ihm so gerne helfen, weiß aber nicht wie. Verschiedene Versuche schlagen leider immer wieder fehl. Er schreit dann gleich heftig los, was in letzter Zeit auch immer wütender klingt. Manchmal schmeißt er sich auf den Boden und weint die Fliesen vor seiner Nase an. Oder er schlägt sich mit den Fäusten auf den Kopf oder gleich seinen Kopf gegen die Wand oder irgendetwas Hartes, das gerade in Reichweite ist. Letzten Samstag ging er sogar auf die Glasvitrine unsres Wohnzimmerschrankes los. Es sah so aus, als wenn er auf den Schrank klettern wollte, um die Scheibe einzuschlagen. Mit erhobenen Fäusten hüpfte er dann davor herum und schrie von uns abgewendet in Richtung Schrank. Ich habe schon etliche gutgemeinte Ratschläge erhalten, damit umzugehen, doch deren Umsetzung ist überhaupt nicht einfach. Bzw. sie wirken bei ihm nicht. Schimpfe ich mit ihm (wobei ich nie richtig laut werde - weil ich auch nicht so erzogen wurde), schreit er im Schimpfton zurück und steigert sich immer mehr da rein. Gehe ich aus dem Zimmer, schließe die Tür und will seinen Wutausbruch abwarten, um danach wieder zu ihm zu gehen, wird er auch immer lauter, tut sich selbst immer mehr weh und dabei kann ich - und darf ich als verantwortungsbewusste Mutter - auch einfach nicht so zu-, bzw. weghören! Unser Kinderarzt meint, er könne sich dabei nicht weh tun, vorher würde er "sein Theaterspiel" schon beenden. Zum Glück läßt er sich relativ schnell dann (nur von mir) in den Arm nehmen und beruhigen. Ich erkläre ihm dann wieder, warum sein Verhalten nicht angepaßt war und frage dann auch nach, ob er das verstanden hat. Meistens bejaht er das, doch ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich so ist, oder er mir einfach nur eine Antwort gibt, damit ich beruhigt bin!?! Wie können wir ihm beibringen, nicht immer so auszurasten? Oder, wenn es soweit gekommen ist, ihn wieder zu entspannen? Unsre zweite Frage hat mit diesem Thema nur annähernd zu tun. Eigentlich ist er ein guter Schläfer, geht freiwillig mittags und abends in SEIN Bett - wobei er mittags spätestens nach einer Stunde wieder wach wird, wenn er alleine dort schläft. Wenn mein Mann, der beruflich meist schon früh nachts zur Arbeit muß und dann meistens mittags, wenn er zuhause ist, noch ein Ründchen schlafen möchte, sich mit dem Kleinen ins Elternbett legt, schlafen sie immer länger, zwischen zwei und zweieinhalb Stunden. Danach macht unser Sohn einen wesentlich erholteren Eindruck als nach dem Schlaf in seinem Bettchen. Dieses steht aus platzmäßigen Gründen noch in unsrem Schlafzimmer mit drin, darin hat er von Anfang an separat von uns geschlafen, wurde anfangs nur zum Stillen nachts heraus genommen und danach wieder zurück gelegt. Wenn er abends in seinem Bettchen eingeschlafen ist und mein Mann und ich ins Bett gehen möchten und wir nur die ersten zwei Schritte geräuschlos auf unsrer Granittreppe im Flur herauf gestiegen sind, fängt der Kleine gleich an zu weinen und ruft nach uns. Mittlerweile hat es sich leider so eingebürgert bei uns, daß wir ihn dann mit ins Elternbett nehmen, wo er gleich friedlich wieder ein- und auch durchschläft. Alle anderen Beruhigungsversuche, ihn nicht aus seinem Bettchen zu nehmen oder ihn nur zum Wiegen auf den Arm zu nehmen und ihn wieder zurück in sein Bettchen zu legen, wenn er sich beruhigt hat, funktionieren leider nicht und er hört ewig lange nicht auf, zu schreien. Da mein Mann ja, wie beschrieben, sehr früh aufstehen muß, können wir den Jungen ja auch nicht stundenlang weinen lassen! Außer daß das mir das Herz bricht und er nur noch untröstlicher wird, erreichen wir auch damit nichts. Wir bauen seit einiger Zeit um, das Kinderzimmer ist bald bezugsfertig, doch haben wir schon die Befürchtung, daß der Umzug dorthin im Drama für uns drei endet... Können wir das Männlein irgendwie unterstützen, alleine in seinem Bett (und auch bald in seinem Zimmer) die ganze Nacht zu verbringen - natürlich auch mit Trost durch uns, wenn er zwischendurch wach wird? Und wie kann dieser Trost aussehen, damit er nicht wieder im Elternbett endet? Ohjeh, ENTSCHULDIGUNG, für die sehr lange Ausführung und gleich mehrere Fragen! Vielen lieben Dank! Hashomy
von Hashomy am 03.06.2013, 21:17