Frage im Expertenforum Erziehung an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens:

Tochter betreibt nächtlichen Terror

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens
Diplom Sozialpädagogin

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Frage: Tochter betreibt nächtlichen Terror

Kathr!n

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Hallo Frau Ubbens, Meine Tochter ist 5 Jahre und macht zur Zeit unser Leben zur Hölle. Sie ist ein wirklich schlaues Mädchen, hat viele Freunde und ist sehr aufgeschlossen. Seit Anfang April 2020 sind wir zu viert, ihr kleiner Bruder ist zur Welt gekommen. Ihm gegenüber verhält sie sich absolut liebevoll. Mein Mann und ich befinden uns seit der Geburt unseres Sohnes beide in Elternzeit. Das haben wir so geplant, damit es unserer Großen leichter fällt, ein neues Familienmitglied zu akzeptieren. So ist eig immer jmd frei und kann sich auch um die Belange der Großen kümmern. Wir räumen ihr auch Zeit alleine mit uns ein und sind uns bewusst, dass der kleine Mann eine große Umstellung für sie ist. Unsere Tochter schläft bei uns im Schlafzimmer, aber in einem separaten Bett (Familienbett). Nun es so, dass sie nachts wach wird und regelrechten Terror betreibt. Sie sitzt im Bett und fängt an zu weinen. Wenn man sie fragt, was ist, weiß sie es nicht. Wir reden ihr gut zu, streicheln ihr Köpfchen, bieten ihr was zu Trinken an und bitten sie, sich wieder hinzulegen. Soweit sogut. Keine Minute später fängt sie wieder an zu weinen. Sie könne nicht einschlafen. Wieder reden wir gut zu, sie soll sich hinlegen und entspannen, der Schlaf kommt dann schon. Und dann geht der Kampf los. "Aber ich kann nicht schlafen!" kommt dann diesmal etwas ungehaltener. Ich bitte sie, leiser zu sein, da sonst ihr Bruder im Beistellbett wach wird. "Ich will Einschlaflieder hören!" Ich erkläre, dass das nicht geht, da sonst alle anderen wach werden. Dann fängt sie an, laut zu weinen oder ständig "Mama! Mama! Mama!" zu rufen. Sie hat aber nichts. Ich bitte sie, leise zu sein. Ignoriert sie und wird lauter. "Ich kann nicht aufhören!" sagt sie dann immer. Warum? "Weil ich es halt nicht kann!" Wenn ich ihr dann jegliche Aufmerksamkeit entziehe und nicht mehr auf sie eingehe, flippt sie völlig aus. Sie weint und schreit, erfindet Sachen, die nicht stimmen (Bein tut weh, dann der Arm, dann die Hand). Will ich danach schauen, weiß sie nicht mehr wo es wehtut, aber immerhin hat sie mich aus dem Bett gekriegt. Ich drohe Konsequenzen an ("Wenn du dich nicht leise verhälst, kann du leider nicht hierbleiben, dann wirst du in deinem Zimmer schlafen") - ignoriert sie. Sie nimmt mich absolut nicht für voll und zieht knallhart ihr Ding durch. Sie ist so laut, bis alle wach sind. Und dann dreht sie sich um und schläft ein. Ich weiß keinen Rat mehr. Wir sind morgens völlig erledigt, sind müde und haben Kopfschmerzen. Wenn ich mit ihr darüber rede, zuckt sie nur mit den Schultern oder rennt weg und weint. Sie schlafwandelt aber nicht, sie kann sich an alles erinnern. Ich habe keine Ahnung, was ihr Verhalten begründet, noch was ich tun kann. Können Sie mir einen Tipp geben?


Sylvia Ubbens

Sylvia Ubbens

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Liebe Kathr!n, meine Vorrednerin hat schon sehr gut geantwortet. Ich werde die Worte hier nicht wiederholen. Ihre Konsequenz ist gefragt, damit die Nächte wieder ruhiger werden. Schon nach ein paar Abenden/Nächten wird Ihre Tochter verstanden haben, dass Ihre Worte nicht nur leere Hüllen sind und sich ruhiger verhalten. Lassen Sie Ihre Tochter den vermeintlich fehlenden Schlaf aus der Nacht am Morgen nachholen? Ja, dann wecken Sie sie zukünftig zur alten gewohnten Aufwachzeit oder Sie legen Ihre Tochter für etwa eine Woche abends erst eine halbe Stunde später schlafen, auch ohne sie diese halbe Stunde am Morgen länger schlafen zu lassen. Womöglich schläft sie dann so tief, dass sie nicht wach und laut wird. Viele Grüße Sylvia


Mamamaike

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Hallo, eine kurze Erklärung: Eifersucht. Und ein Machtspiel - sie hat, was sie will, nämlich euch unter Kontrolle. Eine kurze Lösung: Weniger reden, mehr handeln. Kündige schon vor dem Schlafen an: Wenn Du heute Nacht nicht einschlafen kannst und laut bist, musst Du in Dein Zimmer wechseln, da kannst Du Musik hören. Und wenn sie aufdreht, sag es ihr noch einmal ruhig, dann bringe sie rüber. Sie macht das nicht mit böser Absicht, aber sie will Aufmerksamkeit, zur Not eben nachts. Indem Du ab sofort konsequent bist, nimmst Du ihr diese "Machtmittel". Bestimmt wird die nicht begeistert sein, aber durch Konsequenz wird bald wieder Ruhe herrschen - entweder im Familienbett oder im eigenen Zimmer. Viele Grüße


Kathr!n

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Ich habe sie natürlich schon rausgeschickt und in ihr Zimmer verfrachtet. Da hat sie dann aber einen ausgewachsenen Tobsuchtsanfall bekommen. Sie hämmert und haut dann gegen Türen und bleibt auch nicht in ihrem Zimmer. Sie kommt immer wieder einfach raus und rumpelt ins Schlafzimmer. Ich bin schon aus lauter Verzweiflung eingeknickt und hab sie wieder ins Schlafzimmer gelassen. Aber das ist natürlich Mist gewesen. Wie ziehe ich das durch? Soll ich sie immer wieder zurück bringen? Schlafzimmer Türe abschließen und sie sich selbst überlassen kann ich ja auch nicht machen. Und zu ihr ins Zimmer legen sehr ich nicht ein. Andere Schlafzeiten bringen leider nichts. Das haben wir schon probiert!


Mamamaike

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Stell Dich vor die Tür und schick sie postwendend zurück. Immer und immer wieder. Es dauert, richte Dich eher auf ein bis zwei Wochen als auf ein bis zwei Nächte ein. Wechsel Dich mit Deinem Mann ab. Knick nicht ein, sonst musst Du "von vorne anfangen". Aber dann wird eine grundsätzliche Ruhe herrschen. Und: Du tust ihr nichts Schlimmes an, Du bist einfach konsequent. Alle brauchen ihren Schlaf, und das wird eure Situation dahingehend entspannen.


Kathr!n

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Danke für die Hilfe! Dann mal auf in den Kampf... :-)


Akusei

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Hallo, die Nächte gehen sicher bald vorbei! Wenn ein Kinder neue Geschwister bekommen, verlieren sie ihren vorherigen Platz, auch wenn die elterliche Zuwendung nach bestem Gewissen erfolgt, ist sie nun doch weniger, weil man sich um einen Säugling kümmern muss. Da werden wichtige Grundbedürfnisse betroffen wie Sicherheit und Zugehörigkeit. Kann man das nicht auch anders lösen als mit „Kampf“, Druck und Drohungen? Zum anderen sind Kinder in dem Alter noch nicht berechnend und was soll diese Aussage einer andern Mami, das hat mit Macht zu tun? (Es sei denn sie haben von ihren Eltern Berechnung und Machtmissbrauch gelernt). Das ist ein Bild von Kindern, welches schon lange überholt ist, selbst in der NS Zeit, in der dieses Kinderbild stark propagiert wurde, war es schon entwicklungspsychologisch nicht richtig... Ich finde sie zeigt, dass sie euch und die Mama braucht. Und dass es ihr nicht gut geht. Schaffst du es, ihr ein wenig Exklusivzeit nur mit dir am Tag zu geben? Ich weiß, dass es schwer ist mit Baby und anderen Kindern. Oder ihr geht beim Wachwerden zusammen in ihr Zimmer, damit die anderen nicht wach werden? Bis sie eingeschlafen ist? Oder begleitest sie langsam dahin, generell in ihrem Zimmer zu schlafen. Wenn Kinder auch in dem Alter „gewaltsam“ dazu gebracht werden alleine zu schlafen, haben sie Ängste, das ist evolutionsbiologisch bedingt. Auch Fünfjährige waren in der Steinzeit leichte Beute für Wildtiere oder konnten erfrieren, weshalb es in unseren Kindern genetisch angelegt ist, dass sie nachts große Bezugspersonen brauchen, dessen Sicherheit und Schutz sie sich nachts vergewissern. Ich begleite meine Tochter im selben Alter in ihrem Zimmer in den Schlaf. Das ist dann später als den Kleinen, aber so haben wir es hinbekommen.


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