Knacks

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Knacks

Liebe Frau Schuster! Ich habe jetzt erst Ihr Forum entdeckt und bin sehr froh darüber. Mir brennt nämlich schon lange eine Frage auf der Zunge und ich bin dankbar sie nun einer Fachfrau stellen zu können. Meine Tochter konnte nie alleine einschlafen, immer wollte sie getragen, gestreichelt,.. werden. In meiner Umgebung waren alle erstaunt, dass sie noch nicht durchschlief. Da nahm ich den Rat einer Freundin an nach der Ferber-Methode vorzugehen. Sie erklärte mir Schritt für Schritt wie ich vorzugehen hätte. Ich tat, wozu mir geraten wurde. Meine Tochter war damals erst 7 Monate alt. Es hat länger gedauert, bis sie es geschafft hatte, alleine einzuschlafen, sie hat 1 Woche lang 3 Mal täglich je 1 Stunde geschrien, hat sich auch nicht beruhigt, wenn ich zu ihr ging. Ich war schon dran aufzugeben, ich zweifelte stark an dieser Methode, wenn ich mein kleines, schreiendes Bündel Tochter sah. Ich fürchtete, sie würde die Welt nicht mehr verstehen. Sonst ging ich immer spätestens nach einer Minute auf ihr Schreien ein und dann plötzlich nicht mehr. Sie musste meine Zu-und Abwendung doch als "Zuckerbrot und Peitsche" ansehen. Aber meine Freundin bestärkte mich darin nicht aufzugeben, bis das Ziel erreicht ist, schließlich würde ich ihr ja den restlichen Tag meine Liebe und Zuwendung geben. Sie müsse einfach lernen, dass nicht alles nach ihrem Willen geht. Nun, meine Tochter schläft jetzt zwar alleine ein, meistens auch durch. Trotzdem bereue ich es, dass ich mich so von meiner Freundin beeinflussen ließ. Besonders, als ich hörte, dass man bei Kindern durch diese Methode Frustration, Resignation und einen Knacks im Vertrauen auslöst. Das Bild als mich meine Tochter aus verheulten und verständnislosen Augen angeweint hat, hat sich in meine Seele eingebrannt. Meinen Sie, dass sie nun angeknackst ist? Sie hatte danach auch Anzeichen von Trennungsangst, war das die Folge der Marterei? Ansonsten war sie zufrieden, wie immer. Aber kann sich die Angst, oder die Verzweiflung, die sie beim Schreien empfunden hat in ihr Unterbewußtsein verlagert haben? Können irgendwelche "Schäden" entstehen, die sich womöglich erst Jahre später zeigen? Bitte, bitte, schildern sie mir ganz genau was sie dazu zu sagen haben. Entschuldigen Sie bitte den langen Text, aber ich musste das mal loswerden. Liebe Grüße und Danke im voraus Alina

Mitglied inaktiv - 15.01.2000, 08:38



Antwort auf: Knacks

Hallo Alina, die Anzeichen von Trennungsangst scheinen bei Ihrer Tochter wieder verschwunden zu sein. Das zeigt, dass Sie ihr genug Liebe gegeben haben und Ihre Tochter zu Ihnen Vertauen hat. Einen Schaden wird sich nicht behalten. Kinder vergessen schnell, wenn man sich ihnen liebevoll, geduldig und vertauensvoll zuwendet. Sie haben festgestellt, dass die Ferber-Methode bei Ihrer Tochter nicht hätte komplett übernommen werden können, aber was tut man nicht alles, als übermüdete, verzwifelte und genervte Mutter! Jedes Buch mit Ratschlägen sollte auf sein eigenes, persönliches Bedürfnis abgestimmt werden. Also: nicht grübeln und Gewissensbisse haben, sondern um eine Erkenntnis reicher und auf sein eigenes Inneres horchend die Erziehung Ihrer Tochter zu Ende führen. Bis bald?

von Christiane Schuster am 17.01.2000