Eifersucht auf jüngere Kinder

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Eifersucht auf jüngere Kinder

Hallo, ich wende mich heute an Sie (und hoffe, dass ich hier richtig bin), weil ich das Verhalten meiner 3,5 jährigen Tochter nicht richtig einschätzen kann... Unsere Tochter ist bisher noch ein Einzelkind (Geschwisterchen hat sich für August angekündigt) und lebt in einer intakten Familie mit regelmäßigem Kontakt zu Großeltern oder befreundeten Familien. Sie ging seit ihrem 1. Geburtstag zur Tagesmutti und seitdem sie 3 ist in die Kita. Vergangene Woche waren wir mit einer befreundeten Familie (Tochter 9 Monate) im Urlaub und da ist mir zum ersten Mal sehr stark die Eifersucht meiner Tochter aufgefallen. Das Baby macht gerade erste Gehversuche und wenn es sich zB am Sofa entlang hangelte und sich dabei auch an meinen Beinen festgehalten hat, kam meine Tochter sofort zu mir, wollte auf den Schoß und kuscheln oder Bücher anschauen. Auch hat sie die ersten Tage sehr viel Wert darauf gelegt, dass ihr Spielzeug möglichst weit oben liegt, damit das Baby nicht ran kommt. Sie hat auch intensiver geträumt und im Traum zB gesagt, dass das Baby ihre Decke wegnehmen möchte und ich aufpassen sollte. Da sie die ersten Tage des Urlaubs erkältet und fiebrig war, habe ich mir noch nicht so viele Gedanken gemacht und ihre Anhänglichkeit auf die Erschöpfung geschoben. Zum Ende des Urlaubs wurde es mit der Eifersucht auch besser und die beiden Kinder haben auch mal zusammen gespielt bzw. ich durfte das Baby auch mal auf den Schoß nehmen, ohne dass meine Tochter gleich wütend wurde. Nach dem Urlaub waren wir zu einer Familienfeier und plötzlich merke ich das selbe Verhalten meiner Tochter gegenüber ihrer 2 jährigen Cousine. Die beiden kennen sich und haben schon oft zusammen gespielt. Aber zu dieser Feier durfte ich die jüngere Cousine kaum anschauen, ohne dass meine Tochter total eifersüchtig wurde. Bei ihrem älteren Cousin war das kein Problem, mit dem konnte ich spielen ohne, dass es sie auch nur interessiert hat. Den dritten Vorfall hatten wir dann gestern, als eine Freundin mit 1 jähriger Tochter (beide Kinder kannten sich noch nicht) uns besuchte. Unsere Tochter trieb es soweit, dass sie ihr Spielzeug in einen anderen Raum getragen hat, nur damit die Kleine nicht ran kommt. Den gesamten Nachmittag verbrachte sie ansonsten auf meinem Schoß und beobachtete nur was das Baby macht, um dann ggf wieder Spielzeug aus dem Raum zu tragen. Wie kommt es plötzlich zu dieser Eifersucht? Ist das gerade einen Phase, die alle Kinder irgendwann einmal durch machen oder hat es mit meiner Schwangerschaft zu tun? Wieso ist sie auch ausschließlich auf jüngere Kinder eifersüchtig und dann sehr anhänglich? In der Kita klappt es laut Erzieher gut, sie integriert sich und spielt mit allen Kindern ohne Eifersucht oder ähnliches (dort ist sie aber auch eine der jüngsten in der Gruppe). Und was mich noch mehr beschäftigt: Wie verhalten wir uns als Eltern richtig? Sollten wir schimpfen, wenn sie ihr Spielzeug aus dem Raum trägt, nur damit es kein anderes Kind nimmt oder sollten wir ihr das Recht an ihrem Spielzeug einräumen? Im Urlaub beispielsweise habe ich ihr zugestanden, dass das Baby nicht ihren Teddy nehmen darf (er ist ihr Heiligtum), aber wenn sich das Baby ein Buch von ihr anschauen wollte und sie es weg nimmt, nur um 1 min später in einem Buch, welches dem Baby gehört, zu blättern, dann habe ich schon geschimpft und gesagt, dass es so nicht geht. Wenn sie sich das Babybuch anschauen möchte, dann muss sie auch ihr Buch abgeben können. Wie Sie vielleicht merken, bin ich sehr durcheinander was das Richtige in dieser Situation ist. Bisher wenn wir zB bei Nachbarn spielen waren oder die bei uns, so gab es natürlich immer mal Streiterein um ein Spielzeug aber das beruhte komplett auf Gegenseitigkeit und war auch in 2 min wieder vorbei. Ich denke das ist normal bei Kindern. Wie verhalte ich mich jetzt auch in Bezug auf das Geschwisterchen richtig? Natürlich muss sie ihr Spielzeug dann auch irgendwann teilen. Das hat sie selbst auch schon einige Male gesagt. Bisher hatte ich das Gefühl, dass sie sich sehr auf das Baby freut, sie streichelt mir regelmäßig den Bauch oder horcht ob sie das Baby hört, begrüßt in der Kita oft erst meinen Bauch und dann mich, wenn ich sie abhole und erzählt uns immer wieder dass sie auch helfen möchte beim wickeln und baden etc. Bis vor 1-2 Wochen hätte ich gesagt sie wird die perfekte große Schwester, jetzt habe ich etwas Sorgen, dass ihre Eifersucht auf jüngere Kinder ein Vorbote ist, auf was wir uns nach der Geburt gefasst machen müssen... Ich hoffe, dass Sie einen Einblick in unsere Situation bekommen konnten und uns Ratschläge geben können, wie wir dem Ganzen begegnen... Viele Grüße und vielen Dank

von EmmaKKU am 15.05.2019, 11:33



Antwort auf: Eifersucht auf jüngere Kinder

Liebe EmmaKKU, Kinder haben immer wieder Phasen, in denen sie eiferüchtiger reagieren als sonst. Gerade Kleinkinder, die sich selbst entdecken und autonomer werden, bestehen phasenweise auf ihr Recht. Dazu gehört auch, dass Mama, Spielzeug usw. ihnen gehört. Dies muss verteidigt werden. I.d.R. reagieren die Kinder nach ein paar Wochen wieder weniger oder gar nicht mehr eifersüchtig. Bis dass das Baby geboren wird, dauert es noch ein kleines Weilchen. Sicherlich wird sich diese Zeit der Eifersucht bis dahin wieder gelegt haben. Zudem ist das Geschwisterchen herzlich willkommen und Ihre Tochter wird stolze große Schwester sein. Vor allem wird es noch einige Monate länger dauern, bis das Baby Interesse am Spielzeug der Schwester zeigt. Gestehen Sie Ihrer Tochter zu, besondere Spielzeuge wegzulegen, bevor Besuch kommt. Besprechen Sie dies im Vorfeld mit Ihrer Tochter. "Am Nachmittag kommt ... zu uns. Möchtest du etwas weglegen, mit dem ... nicht spielen soll." Erklären Sie auch, dass ... mit den anderen Dingen spielen darf, so wie sie auch bei ... mit dem Spielzeug von ... spielen darf. Klappt es nicht, nehmen Sie Ihre Tochter während des Besuchs an die Seite und erklären es noch einmal. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 17.05.2019



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