Elternforum Alleinerziehend, na und?

Wegen Mutter

Wegen Mutter

LoveMum

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Ich habe eben erst Joni's Beitrag gelesen. Also....zu Lebzeiten meiner Mutter hätte ich ihr voll zugestimmt und beigepflichtet (ruf da nie wieder an, du siehst ja, es bringt nichts). Heute, nachdem meine Mutter nun fünf Wochen tot ist, sage ich: Bitte seht zu, dass ihr alle mit euren Eltern zu Lebzeiten irgendwie in's Reine kommt. Ich hätte niemals gedacht, dass ich je so fühlen werde wie jetzt... Wir hatten kein Mutter-Tochter-Verhältnis, sie war mir immer irgendwo egal. Sie hat so viele Fehler gemacht in ihrem Leben, hat sieben Kindern das Leben geschenkt aber konnte sich um keines richtig kümmern. Ich habe immer gesagt: Sollte sie mal sterben, werde ich das so hinnehmen, ich werde nicht trauern (können). Tja....es ist alles anders gekommen. Ich vermisse sie zwar nicht weil es nichts zu vermissen gibt irgendwie aber ich sehe sie überall. Sie kommt in meine Träume, steht dort wieder auf aus dem Grab, will meine Hand halten, ruft meinen Namen, sie winkt mir zu, sie möchte in den Arm genommen werden. Und ich kann das selbst in meinen Träumen nicht, ich wache schweißgebadet auf und gehe dann wieder in den Keller wo ihre letzten Sachen aus dem KH stehen, nehme ihren Pullover und rieche daran. Ich möchte einen vertrauten Geruch und möchte weinen aber es geht nicht. Ich stehe ständig vor dem Sack mit den Klamotten oder vor ihrem Foto und flüstere: Es tut mir leid, Mama. Verzeih mir, ich versuche, dir zu verzeihen. Tja...das hätte ich vielleicht machen sollen als sie noch lebte und bei Verstand war. Nun ist es zu spät und ich muss so damit klarkommen. Das wollte ich nur noch kurz los werden und wünsche euch allen ein schönes Verhältnis zu euren Eltern. LG Heike


kikipt

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Antwort auf Beitrag von LoveMum

sorry aber mir ist gerade so danach lass dich virtuell umarmen. anders gehts leider nicht


angry.me

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Antwort auf Beitrag von kikipt

... ich hatte bisher auch ein eher schlechtes Verhältnis zu meiner Mutter. Der Grund: Meine Eltern haben sich früh scheiden lassen, und unsere Familie bestand aus zwei "Lagern": Mein Vater und ich vs. meine Mutter und mein Bruder. Leider zerbrach dieses Konstrukt, als mein Vater auszog und ich bei meiner Mutter und meinem Bruder blieb. Es war meinerseits keine Liebesentscheidung, sondern eine Notwendigkeit. Damit ging ich auch sehr ehrlich um. Und zahlte jahrelang die Quittung. Ich kam nie wirklich zurecht in dieser Familie: Und während ich dann mit 17 auszog, blieb mein Bruder bis 28 (und ging auch da nur, weil meine Mutter das Haus verkaufte). Sie machte sein Bett noch bis zu seinem 28. Lebensjahr, während ich schon mit 16 komplett meine eigene Wäsche waschen musste usw. Meine Mutter kümmerte sich rührend um meine Jungs mit als ich vor einem Jahr meinen Ex verließ. Aber auch da gab es immer wieder Diskussionen um ihre Freiheiten, da sie sich vereinnahmt fühlte, während sie mit meinem Bruder völlig ohne zu Murren einmal die Woche einkaufen ging. Viel gibt es dazu nicht zu sagen, ausser eben, dass sich das vor genau zwei Wochen gewandelt hat. Denn: Meine Ma wurde sehr krank und wir wissen nicht, ob sie überhaupt die Operation übersteht. Seit wir davon wissen, fahre ich sehr oft zu ihr, baue sie auf, kümmere mich so gut es geht um ihre Gesundheit und und und.... Nun geht es ihr sehr schlecht und sie hat sich mir voll anvertraut. Mein Bruder fliegt morgen nach Amerika (in seiner Freizeit) und kommt erst wieder, wenn sie schon operiert sein wird. Das hat ihr einen großen Stich versetzt und richtig verstehen kann ich das, nach dem was sie für ihn alles getan hat, ehrlich gesagt auch nicht. Sie sagte vor ein paar Tagen zu mir (zutiefst überzeugt), dass man von Töchtern erst ab dem Erwachsenenalter was hat und Söhne einen dann enttäuschen. Ein wenig pauschalisiert, aber verstehen kann ich sie in dem Punkt. Ich weiss, dass sie mit Mädchen im Prinzip nichts anfangen kann. Aber ich weiss, dass sie mich HEUTE aufrichtig liebt. Und wenn sie auf einmal sehr liebevoll mit mir spricht, treibt es mir die Tränen in die Augen weil ich ihren etwas rauh-sarkastischen Ton wesentlich besser ertrage. Ich wünsche mir momentan nichts mehr, als dass sie die OP gut übersteht und noch einige Zeit hier auf Erden mit uns und ihren Enkelkindern hat. Und dass ihr die Lebensqualität dabei nicht genommen wird. Wenn Du noch eine Mutter hast so danke Gott und sei zufrieden nicht allen auf dem Erdenrund ist dieses hohe Glück beschieden. Sie ist dein Sein, sie ist Dein Werden sie ist Dein allerhöchstes Gut sie ist Dein größter Schatz auf Erden der immer Dir nur Gutes tut. Sie hat von ersten Tage an für dich gelebt, in bangen Sorgen sie brachte abends dich zur Ruh und weckte küssend dich am Morgen. Und warst du krank, sie pflegte dich die dich in tiefem Schmerz geboren und gaben alle dich schon auf die Mutter gab dich nie verloren. Wenn Du noch eine Mutter hast dann sollst Du sie in Liebe pflegen daß sie dereinst ihr müdes Haupt in Frieden kann zur Ruhe legen. Und hast Du keine Mutter mehr und kannst du sie nicht mehr beglücken so kannst du doch ihr frühes Grab mit frischen Blumenkränzen schmücken. Ein Muttergrab, ein heilig Grab! Für Dich die ewig heil'ge Stelle! Oh, wende Dich an diesen Ort, wenn dich umtobt des Lebens Welle


LoveMum

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Antwort auf Beitrag von angry.me

Das Gedicht ist wunderschön....und trotzdem habe ich nach jedem Satz gedacht: Hat sie nicht. Hat sie nicht. Hat sie nicht. Ich versuche, mein Gewissen zu beruhigen aber es geht nicht. Ich habe sie zumindest auf ihrem Wunschfriedhof beerdigen können und kümmere mich um ihr Grab. Es stehen sogar mehrere Engel von mir darauf...


angry.me

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Antwort auf Beitrag von LoveMum

ich kann mir sehr gut vorstellen wie weh es tun muss, diese tiefe Mutter-Kind-Beziehung nicht bestätigen zu können! Da geht es mir ein wenig anders: Ich weiss dass meine Mutter mich vom ersten Lebenstag an geliebt hat, auch wenn das nicht die gleiche Liebe war, die meinem Bruder zuteil wurde. DU musst kein schlechtes Gewissen dafür haben dass es diese Bindung nicht gab, weil es nicht in deiner Verantwortung lag sie herzustellen! Dafür ist eine liebende Mutter uneingeschränkt zuständig! Vielleicht gelingt es Dir, eines Tages noch den inneren Frieden mit ihr zu schließen und sie in die schützende Obhut der symbolischen Engel zu geben Bei mir hat es sehr lange gedauert, bis ich meinem Vater "verzeihen" konnte, und manches finde ich heute noch unsäglich schlimm. ABER: Er ist seit 13 Jahren tot und ich habe es geschafft, meinen Seelenfrieden mit ihm zu schließen obwohl auch hier nicht alles zu seinen Lebzeiten geklärt werden konnte. Das braucht sehr viel Kraft und dauert lange... aber es ist ungeheuer erleichternd! Ich wünsche Dir alles Gute!!!


Mitglied inaktiv

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Antwort auf Beitrag von LoveMum

du weißt, daß gerade ich dir da recht gebe und ich auch immer sage: nicht streiten, froh sein. aber gerade im jonifall, nein, da kann man nicht zu business as usual zurückkehren, da muß man schon auch mal zähne zeigen. das geht nicht, daß man sich als kind sein leben zum vorwurf machen lassen muß. ich habe meine mutter über alles geliebt, aber sie hatte schon auch ihre eigenheiten und hat sich sachen erlaubt, über die man nicht einfach hinwegsehen kann. muß nicht zum bruch für immer führen.... auch eltern und/oder alte leute können mal zum nachdenken angeregt werden. das sollte bei joni jetzt geschehen.


Ralph

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Antwort auf Beitrag von LoveMum

Hallo Heike, was Joni angeht, so muß für eine gute Beziehung ja zumindest eine gewisse Basis vorhanden sein. Man muß nicht immer einer Meinung sein, es muß nicht immer Friede-Freude-Eierkuchen herrschen und es darf in einer Diskussion schon mal hoch hergehen, alles kein Thema. Bei Joni allerdings vermisse ich mindestens eine Grundsäule bei der Mutter, und die heißt Respekt. Meinem Kind immer wieder Versagen vorzuwerfen, ob zurecht oder zu unrecht spielt da gar keine Rolle mehr, zerstört das Urvertrauen zur Mutter, sofern eines da war/ist. Soetwas läßt sich nicht mit einem Wisch egalisieren, da wird über lange Jahre gewachsenes zerstört. Was Deinen eigenen Kummer angeht, so knüpfe ich noch einmal an mein Posting an Dich beim Tod Deiner Mutter an. Du hast das für Dich Mögliche geleistet und warst ein paar Mal im Jahr bei ihr. Ich gehe davon aus, daß Ihr Euch bei diesen Gelegenheiten nicht die ganze Zeit angeschwiegen habt. Und ich denke doch, daß Du ein wenig von Dir/Euch erzählt hast. Und somit war sie dann immerhin grob im Bilde, was sich bei Dir so tut, oder eben auch nicht tut. Sie hatte damit sicherlich das Gefühl, wenigstens ein bißchen Teil an Deinem Leben zu haben, den Umständen entsprechend, aber durchaus angemessen, besonders in Abetracht der Umstände. Nein, ich finde nicht, daß Du Dich völlig aus dem Staub gemacht hattest. Zermartere Dir nicht das Gehirn, Du hast sie dort begraben, wo sie hinwollte. Ich persönlich glaube übrigens auch daran, daß "die Alten da oben" nach wie vor alles mitkriegen, was wir so treiben, ergo wird sie auch um Deine Gefühle wissen, und ganz gewiß wird sie einiges aus Deinen Engeln am Grab mitnehmen. Vielleicht erleichtert Dich das etwas. Ich selbst war aus Zeitgründen noch nicht oft am Grab meiner Eltern, aber wenn ich dort bin, erzähle ich schon kurz so ein paar Dinge, die grade aktuell sind. Es klingt verrückt, aber irgendwie habe ich das Gefühl, daß da virtuelle Kopfnickereien, abwägendes Kopfwiegen oder auch heftiges Köpfeschütteln zurückkommen. Ganz liebe Grüße Snoopy


LoveMum

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Antwort auf Beitrag von Ralph

Ja Ralph, das glaube ich auch... Danke euch.