spiky73
so, und jetzt kommt nochmal meine hauseigene geschichte. ich tu es mal in einen eigenen fred, vielleicht erkennt sich der ein oder andere wieder? ... ich glaube nämlich durchaus, dass es ohne medikamente gehen kann/muss. nicht jetzt auf simon bezogen, sondern eben allgemein. ich möchte auch nicht nur über die "pösen erzieher und lehrer" schimpfen - AD(H)S ist doch eher ein symptom unserer krankenden gesellschaft an sich... ich habe ja schon ein paar mal hier erwähnt, dass ich den verdacht hege, selbst ADS-betroffen zu sein. allerdings nicht hyperaktiv, sondern eher die stille variante... ... in der grundschule war ich eher unauffällig. ich wurde eingeschult und konnte quasi die zeitung lesen und einige buchstaben schreiben - der unterricht hat mich immer gelangweilt. ich saß stattdessen da und malte. oder der lehrer hat mir bücher gegeben, ich habe hinten gesessen und gelesen. er hat vorne unterricht gemacht... trotzdem waren meine noten sehr gut... man selbst sieht das vielleicht nicht so, in meiner erinnerung bin ich die aufmerksame, interessierte grundschülerin, die zwar nicht negativ auffiel, aber vom lehrer eben irgendwie "beschäftigt" werden musste. letztes jahr habe ich dann eine mitschülerin von damals getroffen, wir laufen uns alle schaltjahre über den weg, haben kinder im gleichen alter... naja, und redeten über anna's schulprobleme. sie daraufhin: "aber so warst du doch auch. so still und verträumt, du warst doch oft geistig abwesend." - huch? das ist eben gar nicht so meine erinnerung... schulprobleme gab es bei mir erst, als ich auf's gymnasium wechselte: gute leistungen in den fächern, die mich interessierten (da musste ich dann auch noch nicht mal groß lernen, das flog mir einfach so zu), schlechte leistungen in den fächern, die für mich böhmische dörfer waren. da konnte ich dann stundenlang auf eine seite im schulbuch starren, das fand einfach keinen zugang in meinen kopf. allerdings standen und fielen meine leistungen auch oft einfach mit den lehrern, die wir in den jeweiligen fächern hatten. so konnte eine unfähige lehrerin mir 3 jahre lang franz ziemlich vermiesen, während ich es irgendwann auch mal schaffte, in physik (!!) die beste klassenarbeit zu schreiben, einfach, weil ich den lehrer und seine art des klassenarbeitsaufbaus durchschaut hatte (allerdings ist es dort dann nicht bei diesen überragenden leistungen geblieben, hat sich aber wenigstens auf einer 3 eingependelt...)... zu der zeit fingen dann auch die probleme mit meinen eltern an. gut - man kann es auch auf die beginnende pubertät schieben, während der ich lt. meinen eltern ja ach so schwierig war. aber eigentlich ist das eher der ausdruck dessen, dass sich meine persönlichkeit einfach nicht so entwickelt hat, wie meine eltern sich das erträumten. aber statt mich zu akzeptieren, wuchs die ablehnung meiner person, wuchsen die versteckten und offenen vorwürfe... ... und das ist bis heute so geblieben, und das macht zu 90% die probleme aus, die ich mit mir selbst heute habe... im grunde war und ist es so, dass meine begabungen und talente in bereichen liegen, die von meinen eltern (insb. von meinem vater) als "wertlos" angesehen werden. gegen ein studium habe ich mich damals entschieden, weil ich nicht der typ bin, der sich stundenlang über bücher setzt und paukt. obwohl es sicher das ein oder andere studienfach gegeben hätte, das mich interessiert. aber das wären wohl eher solche arbeitslosen-studiengänge gewesen ("der student von heute ist der arbeitslose von morgen"), also konnte ich es ja auch gleich sein lassen. und obwohl ich immer gerne malte, zeichnete, bastelte etc und kreativ war, bin ich nie das gefühl losgeworden, einfach nicht gut genug zu sein... (meine brüder sind inzwischen alle drei unidiplom-dekoriert, bzw. einer der drei arbeitet noch nebenberuflich daran, das ist natürlich eine ganz andere sache in den augen meines vaters. da kann er freitags bei seiner volleyball-runde mit glänzen...)... ... meine pubertät habe ich vermutlich auch nur deswegen überstanden, weil mein vater mir damals den dachboden ausgebaut hat. dort habe ich mich jahrelang verschanzt, gelesen, gemalt, geschrieben, mich von meiner familie so gut es ging ferngehalten - und mit 19 bin ich dann ausgezogen... da ich das ja selbst erlebt habe, kann ich mit meinem kind ansatzweise etwas anders umgehen. anna wurde ja nun getestet (übrigens sind ihre schilddrüsenwerte auch ok, wurde getestet) und hat die diagnose ADS, aber trotzdem ist es für mich nicht einfach - ich war die letzten tage nur am nörgeln. mein kind klebt nämlich von morgens bis abends an der glotze und hat keinerlei interessen. sie liest nicht (bücher, ich war immer eine leseratte), sie schreibt nicht (tagebuch, briefe), sie malt kaum (und wenn, sind die bilder anschließend zerrissen und die stifte überall verstreut oder kaputt), hat keinerlei selbstvertrauen, eigeninitiative erst recht nicht und wird in letzter zeit immer dicker (übrigens ein problem, das laut dem einen buch viele adslerinnen haben, die neigen zum kummerspeck...). ich komme hier mit dem haushalt kaum hinterher, vor allem, weil ich ständig ihren müll wegräumen muss. wenn sie es schon mal murrend und widerwillig tut, dann schmeisst sie (absichtlich oder nicht?) sämtliche sachen in die falschen tüten rein (ein hoch auf das duale system). kleider werden überall fallengelassen und neulich sollte sie mal ihren durcheinander auf dem wohnzimmerteppich beseitigen. statt die großen teile aufzuheben, hat sie alles aufgesaugt. und fand das so klasse, dass sie 2 tage lang nur gesaugt hat. ergebnis: das rohr vom staubsauger war mehrmals verstopft (was ich dann wieder beseitigen durfte, weil sie es mir in die hand drückte) und eine packung staubsaugerbeutel war leer. ständig gehe ich aufs klo und es ist nicht abgespült. sie nimmt sich einfach dinge, die sie nichts angehen, sie macht in der küche packungen leer und stellt die leere packung wieder in den schrank. etc. etc. etc. ich weiss nicht, woher ihr phlegma, ihre ignoranz und ihre resistenz kommen. ich renne hinter ihr her, verwandele mich in eine kotzkuh und nörgele (uähhh, dann hasse ich mich selbst, weil ich mir nicht dabei zuhören kann) ohne unterbrechung, aber ich habe das gefühl, mein kind hat scheuklappen auf und interessiert sich nicht für das, was um sie vorgeht. und anweisungen (wie: "denk doch daran, künftig das klo abzuspülen, das ist doch für den nächsten mehr als eklig!") überhört sie einfach. oder es geht das eine ohr rein, das andere ohr raus. bis ich dann drohe, das nächste mal ihren kopf in die kloschüssel zu stecken, wenn ich mal wieder ihr geschäft darin unabgespült finde. natürlich hat mein kind nicht nur negative seiten, aber genau wie bei suka sieht man irgendwann nur noch das, was nicht klappt, aber doch vom (elterlichen? erwachsenen?) verstand her klappen sollte... wenigstens hat sie sich in der schule wieder ein bisschen gefangen - sie ist jetzt in einer klasse mit rhythmisiertem unterricht... und zumindest geht sie gerne zur schule, die leistungen pendeln derzeit zwischen 3 und 4 (und nicht mehr zwischen 4 und 6, wie im letzten schuljahr). ich schiebe es aber auch hier zum großen teil auf den lehrer, der jung und engagiert ist und wohl noch einen guten draht zu den kids findet. der lehrer im letzten schuljahr war ziemlich desinteressiert ("friss oder stirb"), hat aber auch schon eifrigst an seiner rente gearbeitet. und ich habe das gefühl, hier im chaos zu versinken. meine große - wie oben beschrieben - tut überhaupt nix. meine kleine dagegen hat ihre finger überall. ich versuche, ein minimum an ordnung zu halten, was mir (chaotisch und unorganisiert) schon schwer genug fällt. ich räume auf, die kleine rennt hinter mir her und räumt alles wieder aus. ich tue was in eine schublade (unter anderem auch dinge, die ein knapp 3jähriges kind NICHTS angehen), finde ich diese sache kurze zeit später zerrupft, zerbrochen, verschmutzt o.ä. irgendwo rumliegend... déjà vu... dann fange ich guter dinge an, etwas zu sortieren (bevor etwas in einen schrank kommt, muss es absolut korrektest sortiert sein, unordnung in schränken kann ich gar nicht ab - typisch ads?). werde etwa alle fünf minuten unterbrochen. konzentration weg, die sachen liegen ewig herum, weil ich dann, wenn das kind fertig ist mit seinem anliegen, irgendwas anderes finde, das noch dringender getan werden muss. lustigerweise ist meine wohnung nie so ordentlich, komme ich nie so weit beim aufräumen, wie wenn meine kinder nicht da sind und ich nicht ständig bei meinen tätigkeiten unterbrochen werde. aber wenn ich diese ganze sache so überlege - medikamente hätten weder mir früher geholfen, noch würden sie meinem kind wirklich helfen. denn lustigerweise ist vor allem mein großes kind bei anderen leuten wie ausgewechselt: interessiert, aktiv, keine spur von bequemlichkeit. ich selbst habe schon längst resigniert, unternehme mit meinen kindern nur noch selten und sehr ungern etwas: die große fängt im vorfeld schon an zu jammern. das geht so lange, bis sie alle mit ihrer schlechten laune total runtergezogen hat, und keiner sich mir an irgendwas freuen kann. oder sie stellt ständige forderungen ("ich will aber dies, ich will aber jenes"). und die kleine klebt an meiner hüfte ("trage mich!"), lästiger als jedes hüftgold. laufen tut sie nur, wenn die bewegung etwas zum ziel hat, was man erklettern kann, wo man hineinfallen kann, woran man sich dreckig machen kann... und daheim malen: die große mault oder schielt nach der glotze, weil das programm zu konsumieren einfacher ist als selbst kreativ zu sein... ausserdem hat sie keinen bock auf meine erklärungen oder anleitungen. die kleine ist eh noch zu klein, die macht nur unordnung und vermischt farben und ruiniert das bastelmaterial. dann lasse ich es lieber im schrank. da vertrocknet es höchstens, macht aber keine sauerei... aber das sind keine dinge, die medikamente richten können. wir kranken eher daran, dass wir alle (ich vermute einfach mal, auch die kleine...) das problem ADS gemeinsam haben, in mehr oder weniger starker, oder unterschiedlicher ausprägung... und dass wir eben jemanden bräuchten, der nicht ADS-betroffen ist und uns irgendwie das "gerüst" für das zusammenleben vorgeben könnte, das wir dringend bräuchten... aber eine pille kann das nicht leisten... im übrigen sehe ich da auch bei dir, suka, parallelen. simon scheint ja ein mehr als aufgewecktes kerlchen zu sein. und nicht wirklich ein "böses" kind. aber er ist frustriert und gestresst - weil er in ein korsett gezwungen wird, das nicht seinem naturell entspricht... und dass er dagegen rebelliert, ist ja klar... und ich sehe auch bei dir, dass DU eben gewisse dinge nicht leisten kannst (sei es aus zeitlichen oder finanziellen gründen), weil du eben auf dich alleine gestellt bist und die mutter- (kinderaufzucht) und vaterrolle (ernährer) in personalunion leisten musst. ist bei mir ja auch nicht anders... nur habe ich permanent das gefühl, zu scheitern und meinen aufgaben nicht gerecht zu werden... so, und nun gehe ich mal wieder weiter aufräumen, damit meine kinder dann später wieder was zum ausräumen haben...
Hi, leider kann ich zu deinem Problem mit ADS o.ä. gar nichts beitragen, da weder ich noch mein Kind betroffen sind. Aber beim durchlesen ist mir so die Frage gekommen: hast du schon mal versucht, den Fernseher bei euch abzuschaffen? Oder anstatt ihn ganz wegzuräumen ihn als "defekt" zu erklären? Wie reagieren deine Kinder denn darauf, bzw. die Große? Gruß, matiz
... dann habe ich ein jaulendes kind hier rumhocken, das so überhaupt nix mit sich anfangen kann. mir schon klar, dass ich da mehr gefragt wäre, aber ich bin nicht wirklich eine "spielmama", war ich auch noch nie. und die große ist inzwischen in einem alter, wo spielen an sich immer uninteressanter wird... ausserdem würde ich mir ja ins eigene fleisch schneiden, da ich selbst ja auch nicht auf den fernseher verzichten will. ich gucke zwar im verhältnis nur wenig, aber für mich ist das die "hintergrundberieselung" beim bügeln, aufräumen oder so wenn die kids ausser haus sind... momentan sitzt die große auch auf dem boden vor dem sofa, hat eine decke ausgebreitet und spielt mit den kuscheltieren...
und was ist wenn ihr eine therapie zusammen macht in entsprechender klinik?
wofür? wir sind doch nicht gaga. ich fühle nur, dass ich immer mehr an erwartungen scheitere, die vor allem von aussen an mich herangetragen werden... ... und dass mir eben jemand in meiner nähe fehlt, der mich quasi durchs leben "coacht".
habe doch nicht gesagt das du gaga bist
unter therapie verstehe ich erst einmal in einer entsprechender klinik einen ADS oder ADHS test zu machen ob es überhaupt zutrifft. bei uns z.b. gib es so eine klinik, wo kinder und auch erwachsene getestet werden können, habs hinter mit mit meinem sohn.
wenn man eine therapie macht, heisst es noch lange nicht das man gaga ist, das ist bei vielen ein großes vorurteil.
Ach Martina... Ich schreib jetzt mal aos meine Gedanken: Mein Großer hat ADHS, er ignoriert ALLE Regeln wenn ER meint, dass er etwas haben will (Schokolade zum Frühstück, meine Pralinen zum Geburtstag, etc.) er lässt ALLES liegen, er gibt NUR freche Antworten, etc. Mein Kleiner hat ADS, ist vom ALLEM gestresst das er nicht will. Grundsätzlich ist er gegen ALLES was nicht genau sein Wille sowieso schon war. U. a. wäre er auch ein 24/7-TV-Kind. Aber: bei uns läuft der TV NUR am Mittwoch nach dem Abendessen unter der Woche. Freitag dürfen sich die Kinder einen Film vom DVD-Speicher ausscueh, und noch etwas TV am Wochenende. Gäbe es nicht die superklaren Regelndie mit viel Geschrei und Tränen immer wieder mal getestet werden, ´wäre allerdings das gemaule NOCH größer. Zu 80% akzeptieren sie die Regeln nämlich inzwischen. WENN sonst mal der TV zu Zeiten läuft, in denen die Kinder wach sind, dann sieht der papa was und dann entscheidet auch ER ob und was geschaut wird und wann der TV ausgemacht wird. Dito übrigens für Wii und PC (man ersetze TV durch die anderen Begriffe, die Kinder müssen sich also z. B. jeden Mittwoch entscheiden was das wichtigste ist). Das "Suchtverhalten" Deiner Großen würde ich echt schnell unterbrechen. Klar, man ,muß erst mal lernen etwas mit sich selbst anzufangen. Ich würde sie gnadenlos "auf die Strasse" jagen mit Inlinern an den Füssen oder einem Gummi (für Gummitwist) in der Hand. Oder Strassenkreide. Nach 2 Wochen wird sie neue Ideen entwickeln und auch mal andere Dinge tun. Das hat nicht sdamit zu tun, dass Du sie "anders" haben willst 8wie Deine Eltern Dich) sondern dass mir das alles zu einseitig wäre und das leben mehr ist als ein 4-eckiger Kasten vor der Nase. Mein kleiner jault immer TOTAL, wenn er mal TV-Vebot hat...und irgendwann beginnt er in seinem Zimmer Lego zu bauen oder einen Freund zu besuchen! Übrigens denke ich, dass ein MPH-Gabe zumindest einmal probiert werden sollte um zu sehen, ob es dem Kind gut tut. WISSEN kannst Du es erst hinterher! Liebe Grüße Désirée
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