Elternforum ADHS und ADS

Wer hat die Medikamente bereut?

Wer hat die Medikamente bereut?

User-1721891580

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Aus aktuellem Anlass würde mich das mal interessieren. Das Lager ist ja sehr gespalten. Hat hier jemand die Medikamentengabe bereut? Oder war sie eher eine Erleichterung? Was macht man, wenn das Kind es nicht nehmen möchte? Wir sind noch sehr mit uns am hardern…. Es kommen Phasen da sind wir total dafür und dann beruhigt es sich wieder und wir denken, es klappt auch so. Man möchte nichts falsch machen….. was wenn es gar kein ADHS ist? Wenn es falsch diagnostiziert wurde?


Marielue

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Antwort auf Beitrag von User-1721891580

Wir sind mit Medikamenten seit ca 6,5 Jahren dabei. Medikinet, Kinecteen , seit ca über einem Jahr Elvanse. Setzen seit Frühjahr in den Ferien immer ab. Ohne Medikamente ist er offen für Freundschaften, lustig, redet mit uns über Probleme und Freundschaften und über die Welt. Dann überlege ich immer, Mensch diese blöden Medikamente . Wenn man dann aber sieht, wenn die Medis von der Stärke nicht mehr reichen, wie die Noten in der Schule bergab gehen und wie traurig, hilflos und verzweifelt das unser Kind macht, bin ich doch so froh, dass es die Medikamente gibt. Mit Medikamenten ist unser Kind verschlossen, findet keinen Kontakt zu seinen Freunden, wird gemobbt , lacht kaum, wird schnell laut und ist schnell sauer auf Gott in die Welt. Hat super Noten in der Schule, was für ihn sehr wichtig ist. Ich bin echt froh, dass er in einem Alter ist, wo er mittlerweile schon selbst für sich entscheiden kann, ob er die Medikamente nimmt oder nicht. Aber eins können wir hier alle sagen: Keiner bereut hier, dass Medikamente genommen werden können für seine Krankheit


Sonja9

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Für uns waren die Medikamente wirklich eine Rettung. Sie haben unserem Sohn zumindest eine schulische Zukunft gesichert. Mit jeder Tablette entscheide ich mich ja neu. Am Wochenende und in den Ferien geben wir keine Medikamente. Jeden Tag kann ich mich also mit meinem Sohn auch entscheiden die Medikamente dauerhaft zu beenden. Mein Sohn möchte selber auch die Medikamente nehmen, weil er merkt, dass es in seinem Kopf so ruhiger ist und er sich besser konzentrieren kann und auch bei anderen Kindern besser ankommt. Insofern würde ich euch wirklich raten es zumindest einmal mit Medikamenten zu versuchen.


SunnyGirl!75

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Antwort auf Beitrag von Sonja9

So ähnlich kann ich es über meine Tochter auch bestätigen. Ich habe erst auch damit gehadert Medikamente zu geben, aber schlussendlich war ich froh das wir uns dafür entschieden haben. Endlich läuft es besser in de Schule, sie hängt nicht mehr allen hinterher und schreibt sogar richtig gute Noten.Sie sagt selbst sie könne sich deswegen jetzt besser konzentrieren und macht es mittlerweile auch nichts mehr aufs diese "Kapseln" zu nehmen. Auch nur an Schultagen, sonst nicht... Habe eher bereut nicht eher damit angefangen zu haben.


desireekk

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Ich bin jetzt in der "Nach-Medikamente"-Phase, denn meine Kinder sind groß (20+ J.) und haben entschieden abzusetzen. Für beide war es ein Segen. Und ich habe NICHT abgesetzt in Ferien oder Wochenenden, Denn es ging bei uns nicht nur um Schule/Noten, es ging auch sonst um Frustrationstoleranz, Kommunikation, sich einfügen, "funktionieren" im sozialen Umfeld (dass man nicht immer und ständig aneckt, rumdiskutieren muss, schlägt, etc.). Mein Kleiner hat mit gut 16 entschieden abzusetzen, war eigentlich zu früh, aber er wollte es so. Der Große hat bis ca. 21 J genommen, dann fühlte er sich nicht mehr wohl damit. VG D


Maca

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Es ist ja keine endgültige Entscheidung, die man nicht rückgängig machen könnte. Daher verstehe ich deine Bedenken nicht. Probiert es doch einfach aus und schaut, ob es den Leidensdruck für dein Kind lindert. Nur darauf kommt es an. Man setzt doch jedes Medikament, was die erwünschte Wirkung nicht erzielt, wieder ab.


Lewanna

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Wir haben es auch nicht bereut. Im Gegenteil. Wir geben die Medikamente immer öfter auch am Wochenende und in den Ferien. Weil es, wie desireekk schon schreibt, auch um , Kommunikation, sich einfügen, "funktionieren" im sozialen Umfeld geht. So ist es für alle Entspannter. Mein Sohn bekommt die Medis seit Dezember 2019. Ohne hätte Homescooling zu Corona Zeiten (Frühling 2020) nicht funktioniert. LG


Rote_Nelke

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Wir hatten auch geradert, aber letztendlich haben wir uns dazu entschieden und es nie bereut. Ohne Medikamente gerät unser Kind von einen Konflikt in den nächsten, fliegt aus dem Unterricht und kann weder fachlich, noch menschlich sein Potential zeigen. Mit den Tabletten bringt es eine Eins nach der nächsten nach Hause, kann seine Bedürfnisse adäquat Äußern und ist bei Lehrern und Mitschülern beliebt. Natürlich ist es erstmal schwer, schließlich heißt es über all "Eingriff in die Hirnchemie", aber das tun Schilddrüsentabletten auch. Wir geben die Tabletten durchgängig, denn nur so ist es auch nur annähernd erträglich und von mehr Harmonie profitiert auch unser Kind.


aeonflux

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Hallo, mein Sohn hat ca. 2,5 Jahre Medikamente genommen und nun mit fast 15 Jahren auf eigenen Wunsch abgesetzt. Ich bereue die Entscheidung nicht, dass er sie genommen hat. Als wir mit der medikamentösen Einstellung begonnen haben, zweifelte er an sich, eckte an und war unglücklich. Mit dem Medikament hat er sein Potential erkannt und kann einige erlernte Strategien heute ohne Medikamente umsetzen. Seine Noten haben sich verschlechtert, aber das ist kein Grund sie zu nehmen. Er eckt auch immer noch an, aber im normalen Rahmen, zumindest beklagt sich die Schule nicht. Ohne Medis ist er offener, auch impulsiver, aber auch mutiger, motivierter und kommunikativer. Das ist für ihn der Grund es nicht mehr nehmen zu wollen und so lange es ihm ohne gut geht, ist das die richtige Entscheidung. Da neben ADHS auch ASS diagnostiziert ist, diente die medikamentöse Einstellung auch als Filter, weil er sonst oft überreizt ist. Aber mit Therapie und Selbstfürsorge geht es derzeit. Alles Gute Aeonflux


ganzgut

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Ist das Lager wirklich gespalten? Ich persönlich kenne kaum jemanden, der selbst ADHS hat oder Kinder mit ADHS hat, der komplett gegen Medikamente ist. Selbst die Familien, die sich gegen Medikamente entscheiden, zeigen Verständnis für andere Familien, die sich dafür entscheiden. Ja es gibt Fälle, in denen sie nicht richtig wirken oder die Nebenwirkungen zu stark sind, aber für die meisten anderen ist es ein grosses Plus an Lebensqualität. Sie machen das ADHS Gehirn nicht weg, aber sie ermöglichen ein weitgehend normales Lebens in einer neurotypischen Umgebung. Unser Kind bekommt seit drei Jahren Medikamente, uns ging es überhaupt nicht um die schulische Leistung, sondern darum, dass er ein trauriges, ängstliches und nur noch unglückliches Kind war. In den letzten drei Jahren hat er sich wahnsinnig gut entwickelt, er ist ein selbstbewusstes und glückliches Kind. Nur ein halbes Jahr nach Beginn der Medikation wurde unser ängstliches Kind Klassensprecher, hatte echte Freundschaften, weniger Angst und war einfach zufrieden. Er konnte an Aktivitäten teilnehmen, die sonst zu viel waren (Überreizung) und vieles mehr! Inzwischen ist er ein sehr guter, selbstbewusster und emphatischer Gymnasiast. Gespaltene Lager bzw. Kritik gibt es eher von denjenigen, die nicht selbst erlebt haben, was ADHS in einer neurotypischen Gesellschaft ist und welcher Leidensdruck entsteht- genau deshalb weiss bei uns niemand (Schule, Freunde) über die Diagnose (in unserem Fall ohne h) bescheid.


Dezemberbaby2012

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Ich glaube, keiner hat es sich hier leicht gemacht bei der Entscheidung für Medikamente. Wir wollten zunächst auch keine geben, aber unser Kind wurde immer trauriger und sagte irgendwann, dass er wegen dem ADHS nicht mehr leben wolle. Das war in der 1. Klasse. Die Medikamente haben ihm sehr geholfen und wir haben es auch nicht bereut. Wegen starken Nebenwirkungen ist das mit den Medikamenten bei uns sehr schwierig, wir hangeln uns mit einer eigentlich zu kleinen Dosis von Wochenende zu Wochenende und von Ferien zu Ferien. Liebe Grüße Dezemberbaby


User-1721891580

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Antwort auf Beitrag von User-1721891580

…. Für eure Sichtweisen….. das bestärkt mich darin es auszuprobieren. Es stimmt- es ist nichts endgültiges und wenn es nicht klappt hört man wieder auf. Leider ist er auch nachmittags zu Hause manchmal unerträglich und ich bin langsam am verzweifeln. Es ist einfach für niemanden schön wie es momentan ist.