Thema:
Blutkonserven fürs " Wohlbefinden " ??
Gern würd ich eure Meinung zu folgenden Vorgang lesen.
Ich arbeite in der Pflege in einem Altenheim, in dem eine fast 99- jährige Dame wohnt. Sie sitzt im Rollstuhl, ist aber geistig meistens orientiert , kann allein essen und hat altersbedingte Beschwerden / Erkrankungen.
Weil sie sich schlapp fühlte und öfter über Bauchweh klagte wurde vor einiger Zeit bei ihr Blut abgenommen, der HB - Wert lag bei 10, ansonsten alles okay.
Die Ärztin schlug daraufhin vor, die Dame für 2 Tage ins KH einzuweisen wo sie 1 oder 2 Blutkonserven bekommen sollte. Gesagt getan .
Im Entlassungsbericht stand dann dass sie 2 Konserven fürs Wohlbefinden bekommen habe.
Ich bin dafür ,dass jeder Mensch angemessen medizinisch versorgt werden muss- aber gehört sowas für euch dazu ??
Ehrlich gesagt würde mich das ,wenn ich selbst Blutspender wäre, empören ( ich darf leider nicht spenden ).
Blutkonserven sind oft lebenswichtig, aber doch nicht in dem Fall !
Hätten es ein paar Eisentabletten nicht auch getan ?
Ich denke man muss nicht unbedingt Arzt sein um dazu eine Meinung zu haben.
Es ist nicht der einzige Fall, wo ich das Handeln von Ärzten nicht nachvollziehen dann...
Wie seht ihr das ? Vielleicht sehe ich das ja total falsch ?!
Noch was , ich liebe meinen Job und die alten Herrschaften, für mich ist die Würde der Menschen das höchste Recht.
Dazu gehört auch zu respektieren, dass unser aller Leben endlich ist. Meine Aufgabe sehe ich unter anderen darin den Bewohnern zu helfen den letzten Lebensabschnitt so angenehm wie möglich zu gestalten.
VG, Iris
von
iriselle
am 13.10.2014, 17:30
Vielleicht hatte die Aerztin ja diese Forschungergebnisse im Kopf als sie das vorschlug.
http://www.newscientist.com/article/mg22329831.400-young-blood-to-be-used-in-ultimate-rejuvenation-trial.html#.VDvyyVdAcUM
Ich bin mir nicht sicher ich wuerde mit 99 mich unbedingt darauf einlassen aber es ist eine interessante Forschungsrichtung.
von
Alba
am 13.10.2014, 17:47
...is leider not very good ;)- gibt's das auch in Deutsch ?
von
iriselle
am 13.10.2014, 20:14
Google Übersetzer ist nicht toll, aber in der Regel sollte man verstehen, was gemeint ist.
von
Franke
am 13.10.2014, 21:02
Sorry, neue Wissenschaft wird auf Englisch kommuniziert, es gibt vielleicht irgendwo eine deutsche Zusammenfassung aber die sind in der Regel grauslig, ungenau und ohne Detail.
Was der Artikel sagt, ist das es sehr gute Hinweise darauf gibt das Blut junger/juengerer Menschen/Tiere bei einigen Problemen aeltere Menschen/Tiere, zB Alzheimer/Demenz aber auch anderen Dingen, zB dem generellen Zustand der Organe helfen kann. Der Artikel zitiert dafuer richtige wissenschaftliche Arbeiten,hauptsaechlich im Tiermodel aber hier geht es um eine Studie die jetzt an Menschen durchgefuehrt wird, veroeffenlicht in Nature und aehnlichen Journalen, die allesamt peer-reviewed sind, das hat sich also niemand einfach so ausgedacht. Es wird vermuted, dass ein Protein, GDF11, das in alten Menschen kaum mehr exprimiert wird, dafuer verantwortlich ist. Was in dem Artikel nicht erwaehnt wird ist Forschung an sehr alten Menschen die zeigt, dass das Blut sehr alter Menschen kaum mehr Stammzellen hat welche wahrscheinlich sehr wichtig sind fuer die Erhaltung guter koerperlicher Funktionen auch in alten Menschen. Blut scheint also mehr Effekte zu haben als die kurzfristigen lebenserhaltenden fuer Patienten die einen Blutverlust ausgleichen muessen.
von
Alba
am 14.10.2014, 07:51
Danke :)
von
iriselle
am 14.10.2014, 15:05
...wie der Mensch manchmal immer wieder versucht der Natur ein Schnippchen zu schlagen.
Nicht falsch verstehen - ich bin natürlich für Forschung und natürlich auch für adäquate Behandlung alter Menschen, aber nicht alles was möglich ist muss man auch machen.
VG
von
iriselle
am 14.10.2014, 15:12
Es erkranken ja nicht nur sehr alte Menschen an diesen Krankheiten, siehe Terry Pratchett, der seit er Ende 50 ist mit einer Alzheimerdiagnose lebt, oder die Mutter einer Kollegin die Anfang 60 an Alzheimer erkrankte. Fuer diese Menschen ist diese Art Forschung sehr wichtig.
Ich sage auch immer ich wuerde mal nicht um jeden Preis am Leben erhalten werden aber oft sind solche Massnahmen ja auch nicht unbedingt lebenserhaltend sondern verbessern die Lebensqualitaet fuer die verbleibende Zeit.
Mein Vater starb mit 77 Jahren an Krebs und hat am Ende einer extremen Dosis Strahlung zugestimmt, eine Menge die man einem juengeren Menschen nicht geben wuerde. Ich war damals hochschwanger mit meinem Sohn und er wollte unbedingt noch seinen Enkel sehen, sonst haette er es wahrscheinlich nicht getan. Manchmal kann man von aussen nicht beurteilen warum solche Entscheidungen so gefaellt werden.
von
Alba
am 15.10.2014, 09:52
Ich gebe dir recht.Ein Hb von 10 wäre für mich noch kein Grund für Blutkonserven,zumal diese Übertragung ja auch immer gewisse Risiken hat.Und ob es für eine 99 jährige Omi jetzt das Wohlbefinden wirklich so verbessert...?Naja...
Aber so ist es wieder,wir leben in D,sind alle dick und rund und können uns daher in Ebolazeiten diese "Spezialbehandlung" auch im hohen Alter gönnen (Vorsicht böse Ironie!),während woanders die Menschen krepieren.
Hallelujah!
von
Olis Mama
am 13.10.2014, 17:55
Gut, dass die alte Dame nicht bei uns gelandet ist, Konserven gibt es erst unter 8, aber wo sie schon mal da gewesen wäre, hätte man sicher mindestens eine Gastro, wenn nicht sogar Colo gemacht, um zu schauen, ob es einen Grund gibt.
von
sternenfee75
am 13.10.2014, 18:06
Krieg ich das auch? Mein HB ist meist deutlich unter 10. Aber ehrlich gesagt, ich würde mir nur im Notfall Blutkonserven geben lassen und nicht nur so aus Spaß... ich finde den Gedanken an Blutkonserven generell ekelhaft.
Und ja, deinen Einwand finde ich total berechtigt, da man ja als Blutspender davon ausgeht, dass man das für Notfälle tut, damit z.B. Unfallopfer versorgt werden können. Wie oft werden im Sommer Leute wieder zum Blutspenden aufgerufen, weil Blut fehlt... ich darf nicht spenden, würde es sonst aber tun. Aber der Gedanke, dass es alten Menschen fürs Wohlbefinden verabreicht wird? Soll sie doch etwas mehr Broccoli und grüne Trauben essen. ;) Wobei ich aus eigener Erfahrung weiß, dass es damit leider oft nicht getan ist.
J.
von
Jule9B
am 13.10.2014, 18:16
Den Zusammenhang kann man sicher nicht nur anhand eines Briefes beurteilen wenn man im KH nicht dabei war, mit den Ärzten gesprochen hat, die Patientenakte gelesen hat usw. Ich kenne es nur so, dass Blutkonserven-wie alle Medikamente- nach Abwägung mehrerer Ärzte und nach Indikation gegeben werden schon allein auch wegen möglicher Nebenwirkungen.Ich würde mich da nicht so weit aus dem Fenster lehnen Zusammenhänge zu beurteilen wo du nicht so den Einblick hast.
von
my
am 13.10.2014, 20:30
...ich kenne die Frau über 2 Jahre und ihre Doku bei uns natürlich auch.
Es scheint auch an ihrer Hausärztin zu liegen, die sie auch sonst bei jeder Kleinigkeit ins KH einweist. Und dann sind da sicher noch ihre Kinder die dies unterstützen.
VG, Iris
von
iriselle
am 14.10.2014, 15:08
Mhh, schwierig, ich persönlich finde das etwas zu viel des Guten... in der Chemo letztes Jahr hab ich reichlich Konserven gebraucht, aber mit 8-9 HB bin ich definitiv noch die 3Stockwerke bis in die Onko hochgelaufen...erst so um die 7 gab's Konserven, aber auch nur nach eindringlichen Überredungskünsten der Docs (ich hatte schließlich zuhause 2kids zu versorgen).
Und zum Schluss war es immer richtig schwierig an "Ersatz" zu kommen da ich Antikörper gebildet hatte ...
Unter diesem Gesichtspunkt - nein keine Konserven einfach so!
Abgesehen davon, dass ich keine Konserven annehmen würde wenn es mir nicht richtig "schlecht" ginge...
LG Patty
von
Timtom
am 13.10.2014, 20:05
Da steckt mehr dahinter. Das kannst du nicht beurteilen. Ich arbeite bei einer Blutbank und es gibt ein "Bluteinspar-Programm"
von
TinaDA35
am 13.10.2014, 21:46
...könnte dahinter stecken ???
VG
von
iriselle
am 14.10.2014, 15:09