Gefahr Schütteltrauma - bitte Babys niemals schütteln!

Gefahr Schütteltrauma - bitte Babys niemals schütteln!

© Adobe Stock, onoky

Ein sehr ernstes Thema, wenn Eltern komplett die Nerven verlieren und ihr schreiendes Baby heftig hin- und herschütteln, damit es endlich still ist.

 Leider kommt es tatsächlich immer wieder vor, dass Eltern ihr kleines Kind aus Wut oder Verzweiflung kräftig durchschütteln. Weil sie das ständige Geschrei nicht mehr ertragen oder völlig überfordert sind.

Was viele jedoch nicht wissen: Gerade festes Schütteln kann im noch unreifen Gehirn eines Babys schwere gesundheitliche Schäden verursachen - bis hin zum Tod eines Kindes. In Deutschland werden jedes Jahr etwa 100 bis 200 Säuglinge und Kleinkinder mit einem Schütteltrauma in eine Klinik eingeliefert. Mehr als die Hälfte ist danach ein Leben lang schwer behindert, ein Drittel der Kinder stirbt daran. Grund genug über dieses ernste Thema zu sprechen und darüber aufzuklären, welch verheerende Folgen eine solche Überreaktion haben kann.

Was ist ein Schütteltrauma

Unter einem Schütteltrauma, so der medizinische Fachbegriff versteht man das gewaltsame Schütteln eines Säuglings, wobei sein Kopf peitschenartig hin- und hergerissen wird. Bei Babys und Kleinkindern ist dies besonders gefährlich, da ihr Kopf im Vergleich zum Rumpf sehr groß und schwer ist. Die schwache Nackenmuskulatur kann den stark einwirkenden Kräften beim Schütteln nichts entgegensetzen. Gleichzeitig ist ihr Gehirn noch viel empfindlicher und verletzbarer als das von größeren Kindern oder Erwachsenen. Wird der Kopf eines Babys vor- und zurückgeschleudert, kommt es zu Einblutungen im Gehirn - einem sogenannten Schädelhirntrauma - die sofort oder auch noch Jahre später zu schweren Schäden führen können. Vor allem Verletzungen am Hirnstamm im Nackenbereich können lebensgefährlich sein, da hier das Atemzentrum sitzt. Werden diese Zellen verletzt, kommt es sofort zu Atemaussetzern.

Schütteltrauma: Symptome und mögliche Spätfolgen

Die ersten Anzeichen sind eher unspezifisch und ähnlich wie bei einem Infekt: Müdigkeit bis hin zur Apathie und Erbrechen. Äußerlich Anzeichen wie beispielsweise blaue Flecken gibt es oft nicht. Für die Ärzte ist die Diagnose deshalb oft sehr schwierig, vor allem wenn die Eltern nicht darüber sprechen, was vorgefallen ist.

Folgende Symptome können auf ein Schädelhirntrauma hindeuten: Schläfrigkeit, Trinkschwäche, Erbrechen, Schreckhaftigkeit, Unruhe, Teilnahmslosigkeit, epileptische Anfälle, Atemstörungen oder Herzrhythmusstörungen. Häufig zeigen sich Spätfolgen aber erst Monate oder Jahre später, z.B. in Form von Sprach- oder Sehstörungen, Entwicklungsverzögerung oder anderer geistiger und körperlicher Behinderungen. Auch dann können Kinder noch an den neurologischen Schäden, die durch das Schütteln verursacht wurden, sterben.

Schreibabys: große Belastung für elterliche Nerven

Babys weinen, das ist ganz normal. Manche Säuglinge schreien allerdings exzessiv und stundenlang, so dass sich die gestressten Eltern kaum mehr zu helfen wissen. Gerade zwischen dem zweiten und vierten Lebensmonat herum erreichen die täglichen Schreiattacken oft ihren Höhepunkt - und werden dann bis zum sechsten Monat meist wieder weniger oder sind sogar gänzlich vorbei. Versuchen Sie bitte in jedem Fall, die Beherrschung zu wahren, selbst wenn Sie das exzessive Schreien noch so nervt oder wütend macht. Hier haben wir einige Tipps zusammengestellt, wie Sie Ihr Schreibaby beruhigen können.

Bitte Babys niemals schütteln

Wenn gar nichts mehr hilft und Sie merken, dass Sie Wut oder Aggressionen gegen Ihr Kind entwickeln, legen Sie es sicher in seinem Bettchen oder auf einer Decke auf dem Boden ab und verlassen Sie den Raum. Atmen Sie vor der Tür tief durch, machen Sie sich einen Tee zur Beruhigung oder rufen Sie jemanden an, der Ihnen helfen kann. Bedenken Sie bitte: Ihr Baby wird keinen Schaden davon tragen, weil Sie es mal kurze Zeit schreien lassen. Falls Sie aber die Nerven verlieren und es schütteln, drohen ihm allerschwerste und irreparable Schäden. Bitte holen Sie sich unbedingt Hilfe, bevor Sie mit Ihren Nerven völlig am Ende sind!

Wo Eltern Hilfe finden

Das Erscheinungsbild Schütteltrauma kommt keineswegs nur in sozial schlecht gestellten Familien in Verbindung mit Alkohol- oder Drogenmissbrauch vor, sondern zieht sich durch alle Bildungsschichten. Oft stecken schwerwiegende familiäre Konflikte dahinter, manchmal ist es auch "nur" eine Kurzschlusshandlung. Mitunter sind es gerade die Eltern, die idealistisch und aufopferungsvoll an die Elternschaft heran gegangen sind, um dann festzustellen, dass der Alltag mit Baby ganz anders aussieht und sie völlig überfordert sind. Es ist keine Schande, um Hilfe zu bitten - ganz im Gegenteil!! Ein guter Ansprechpartner ist immer Ihr Kinderarzt oder Ihre Hebamme. Infos und Hilfe finden betroffene Eltern außerdem bei sogenannten Schreiambulanzen sowie bei der Initiative Bitte nicht schütteln!

Bitte bringen Sie Ihr Kind zum Arzt!

Ein Hauptproblem für Ärzte ist die schwierige Diagnose eines Schütteltraumas, da Eltern, die ihr Kind geschüttelt oder anderweitig misshandelt haben, aus Scham und Angst vor rechtlichen Folgen nicht darüber sprechen und meist viel zu spät mit ihm zum Arzt gehen. Doch viele Schäden wären vermeidbar, wenn das Kind sofort Hilfe erhalten würde. Auch wenn es Ihnen sehr schwer fällt, fahren Sie mit Ihrem Kind bitte sofort in die Notaufnahme oder zu Ihrem Kinderarzt und erklären Sie, was passiert ist. Das kann Ihrem Kind das Leben retten oder schwerste Behinderungen ersparen.

Keine Angst beim Toben und Spielen

Und noch ein wichtiger Hinweise für sehr besorgte Eltern , da ich diese Frage immer wieder mal in meinem Forum gestellt bekomme: Vom heftigen Rütteln mit dem Kinderwagen über Kopfsteinpflaster, durch Stolpern über Stufen oder bei etwas wilderem Toben und Spielen bekommt kein Kind ein Schütteltrauma!

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