Liebes Team der Stillberatung,
ich habe bereits viele Tipps von Ihnen gelesen aber bin immer noch so unsicher wie wir mit unserem derzeitigen Problem umgehen sollen, deshalb schreibe ich euch.
Meine Tochter ist genau ein Jahr alt. Ich habe immer voll gestillt. Mit der Beikost haben wir begonnen als sie ca 8 Monate alt war. Sie hat immer gerne gegessen, mittlerweile wollte sie nur noch abends Brei mit dem Löffel bekommen, weshalb sie morgens, mittags und abends schon Mahlzeiten bekam, welche sie selber zu sich nehmen konnte. Ich hatte tagsüber bereits fast abgestillt und stillte sie nur noch mittags zum Einschlafen. Seit ca 8 Wochen isst sie kaum noch etwas, angefangen hatte es mit einem Infekt und die Ärzte sagen, das zieht sich bei so kleinen Menschen. (Wir waren mit ihr im Krankenhaus, weil sie auch stark abgenommen hatte.) seitdem ist es aber nun nicht nur so, dass sie kaum noch etwas isst: morgens ein halbes Brot, mittags vielleicht 2 Kartoffelscheiben und drei Stückchen Gemüse, nachmittags ca eine halbe Banane und abends ca 5 Löffel schmelzflocken und danach ein halbes Brot.
Seitdem ist es aber auch so, dass sie sich nachts wirklich nur noch durch die Brust beruhigen lässt. Sie wacht nun auch seit dieser 8 Wochen jede Stunde auf. Vorher hat sie auch nach 2-3 Stunden nicht mehr alleine in den Schlaf gefunden, aber da half es ihr auch wenn ich mit ihr gekuschelt habe oder ganz selten hat sie auch den Nucki genommen. Jetzt hilft wirklich nichts anderes als die Brust. Ich mache das jetzt schon seit 8 Wochen, weil ich weiß dass es das beste für die kleinen ist, gerade nach einer krankheitsphase. Aber ich habe das Gefühl sie gewöhnt es sich immer mehr an, teilweise wacht sie sofort auf wenn ich sie abdocke. Das kann auch nicht gut für sie sein, mal abgesehen davon dass es mich ziemlich fertig macht.
Sanfte Methoden wie das lösen kurz bevor sie einschläft habe ich über längere Zeit probiert. Flasche und Nucki machen Sie richtig wütend. Eigentlich beruhigt sie sich ohne Brust nur nach sehr langem Geschrei auf dem Arm und dann ist sie so aufgelöst, dass sie sofort wach wird und weiter schreit wenn ich sie ins Bettchen lege.
Haben Sie vielleicht noch irgendeine Idee, wie man ihr sanft beibringen kann nicht nur an der Brust einzuschlafen? Oder geht es nur mit einem "Knall"? Ich bringe es nicht über mein Herz sie so verzweifelt weinen zu lassen... Ich habe auch das Gefühl, obwohl ich bei ihr bin schreit sie sich so ein, dass sie es kaum mitbekommt, dass ich da bin und dann würde sie doch irgendwann aufhören zu weinen weil sie resigniert, und dann wäre es das schlimmste was man machen kann, aufgrund der Folgen.
Ich würde mich über eine Antwort sehr freuen!
Viele liebe Grüße!
von
Mila Saku
am 07.11.2016, 13:08
Antwort auf:
Wie schaffe ich es meinem Baby sanft das Einschlafen an der Brust abzugewöhnen?
Liebe Mila Saku,
ich denke auch eher, dass dein Kind nicht unbedingt nur Hunger hat, sondern vermehrt deine Nähe braucht. Ob das mit dem Klinikaufenthalt zusammen hängt, kann ich nicht sagen, viele Babys fangen in diesem Alter wieder damit an, vermehrt aufzuwachen.
Deine Sorge, ob deine Maus je lernen wird, auch ohne Brust klar zu kommen, kann ich sehr gut nachvollziehen, und ich stelle mir vor, dass du sicher am Anschlag bist durch die extreme Frequenz nachts. Aber ja: Sie schaffen es wirklich, wenn sie soweit sind. Nur wie lange es dauert bis zu diesem "wenn" ist sehr unterschiedlich, und ich vermute, deine Kleine wird eher etwas länger brauchen im Vergleich zum Nachbarskind.
Kennst du "Das 24-Stunden-Baby" von Sears? Seine Tochter, mit der er damals diese Erfahrungen gemacht hat, ist das beste Beispiel dafür, dass es wirklich klappt: Auch sie können eigenständige, unabhängige, glückliche Menschen werden, und all das, was du jetzt dafür gibst, dient ihr als "Nahrung" weit über das Füttern hinaus.
Schau du, dass du gut auf dich achtest, Ruhepausen findest, vielleicht mal jemanden, der morgens oder am Nachmittag mit der Kleinen im Tragetuch spazieren geht, damit du dich ausruhen oder in die warme Wanne legen kannst.
Und hast Du es schon einmal mit dem Kinn-Trick" probiert? Der ist oft sehr hilfreich bei Babys, die die Brust fast ein wenig aus Gewohnheit im Mund haben wollen beim Schlafen. Dabei legst du, wenn du die Brust dem schlafenden Kind aus dem Mund gezogen hast, einen Finger längs unter die Unterlippe, so dass die Lippe beim "Suchen" einen gewissen Widerstand spürt. Dieser Widerstand wirkt beruhigend auf viele Kleinen, und sie schaffen es sich zu entspannen und eine tiefere Schlaf-Ebene zu erreichen...
Das geht auch, wenn das Kind im Schlaf oder Halbschlaf wieder zu "suchen" beginnt: Man drückt ganz sanft sein Kinn nach oben. Bei vielen Babys wirkt das Wunder und sie schlafen plötzlich auch ohne Brust weiter/wieder ein.
Manche Mütter berichten, dass es sogar geholfen hat, wenn sie ein kleines Kuscheltier ans Kinn des Kindes gelegt haben... Da ist es natürlich wichtig darauf zu achten, dass die Atemwege nicht blockiert werden :-).
Außerdem möchte ich dir empfehlen (sofern du nicht privat versichert bist), dich von deinem Hausarzt krank schreiben und dir eine Haushaltshilfe verschreiben zu lassen (dazu musst du erklären, dass dein Mann nicht zuhause bleiben kann und auch sonst niemand in der Familie da ist, der sich um die Versorgung deines Kindes [das ist der erforderliche Wortlaut!] kümmern kann.
Wenn du erst einmal Entlastung im Alltag hast, hast du etwas mehr Luft um durchzuschnaufen. Und um dich jedes Mal, wenn auch dein Kind ruht, selbst (mit) ins Bett zu legen!
Ehrlich gesagt ist DIESER Schritt meist auch recht schnell in Angriff genommen, ein Termin beim Hausarzt reicht, dann ein Anruf bei der Nachbarschaftshilfe, Sozialstation oder Kinderbüro (je nachdem, wer sich bei euch um das Thema "Haushaltshilfe im Krankheitsfall" kümmert). Das "Problem Kind" braucht meist mehr Zeit...
Was den Hunger bei Nacht betrifft: Eine (ältere, aber bislang nicht revidierte) Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind.
Kopf hoch, es wird besser!
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 07.11.2016