Hallo,
leider musste ich nach der Geburt meiner Tochter Anfang Februar recht schnell zur Flasche wechseln, weil sie zu schnell zu viel an Gewicht verlor.
Nachdem das pumpen auf Dauer nicht praktikabel war, füttere ich aktuell mit Pre zu. Allerdings möchte ich gerne wieder vollstillen, auch unsere Kinderärztin rät mir dazu, da unsere Maus Probleme mit dem Bauch hat und sie eine Unverträglichkeit vermutet.
Ich lege sie zwar immer an, sobald sie Hunger bekommt, aber sie trinkt nur ein paar Minuten und schreit dann die Brust an. Bisher gab es an dieser Stelle immer die Flasche.
Nachts kann ich seit ein paar Tagen ausschließlich stillen.
Ich verstehe nicht, warum sie die Brust tagsüber recht schnell ablehnt?
Natürlich trinkt es sich aus der Flasche leichter, aber nachts stört sie das ja auch nicht?!
Ich habe heute versucht konsequent zu sein und sie immer wieder anzulegen, wenn sie Hunger hat. Dementsprechend gab es heute viele Tränen und viel Aufregung bei meiner Maus. Sie hat heute natürlich auch nicht so viel getrunken wie sonst.
Gehe ich hier den richtigen Weg? Ich habe immer Angst, dass sie nicht genügend trinkt und zu wenig Flüssigkeit bekommt :(.
Und woher weiß ich, ob ich genug Milch habe?
Ich hoffe, Sie können mir helfen, ich wünsche mir so sehr, dass wir das mit dem stillen doch noch hinbekommen.
Liebe Grüße
S.
von
Muckelmama2018
am 04.04.2018, 21:25
Antwort auf:
Wie nach dem Zufüttern voll stillen?
Liebe S.,
die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung.
Bei den Beruhigungssaugern handelt es sich um künstliche Sauger. Und unabhängig davon, ob sie auf einer Flasche oder als Beruhigungssauger Anwendung finden, können sich künstliche Sauger negativ auf das Stillen auswirken, Dies ist eines der Probleme, die sich aus dem Gebrauch von Beruhigungssaugern beim gestillten Baby ergeben können, insbesondere dann, wenn das Baby noch nicht gelernt hat, korrekt an der Brust zu saugen.
Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich wie bereits geschrieben grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen.
In der Nacht trinkt das Baby im Halbschlaf instinktiv, da klappt es meist besser.
Wäre es denn möglich, dass dein Baby mit einer alternativen Fütterungsmethode gefüttert wird?
Hast Du schon einmal versucht, dein Baby mit einem Becher zu füttern?
Wenn du bei Youtube die Stichworte "Cup feeding" und "baby" eingibst, kannst du viele Videos finden auf denen zu sehen ist, wie das geht. Es ist in der Regel von Fütterer und Kind wirklich schnell gelernt und klappt meist erstaunlich gut.
Ich würde dir zusätzlich noch empfehlen, ihr eine Kalorienbombe aus Muttermilchsahne zu geben, das gibt den Kleinen meist einen wirklich guten Zunahme- und Entwicklungskick. Schau, dass du Milch ausstreichst oder abpumpst, die du in 10 ml Spritzen aufziehst und dann kopfüber in ein Glas stellst (also mit der Spitze nach unten). Lass aber ein bisschen Luft, denn die Schwerkraft wird den Kolben vielleicht etwas weiter in die Spritze drücken... Oben auf der Milch wird sich eine Fettschicht absetzen, der Muttermilchrahm. Nach ca. 2 Stunden kannst du den wässrigen unteren Teil der Milch ausdrücken und deinem Kind die verbleibende Sahne in den Mund träufeln.
Statt mit leeren Spritzen kannst du natürlich auch mit einer Tasse arbeiten, in die du die gewonnene Muttermilch gibst. Oben wird sich der fetthaltige Rahm absetzen, du kannst ihn mit einem Löffel abschöpfen und deinem Baby geben.
Wenn du das 3-4 Tage lang machst (je mehr, desto besser), wird dein Baby ganz sicher einen Schub machen.
Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb solltest Du dein Baby in den nächsten Tagen oft anlegen.
Um das Interesse deines Babys an der Brust wach zu halten, kannst Du es mit Wechselstillen versuchen. Dabei legst Du dein Baby an und stillst es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmst Du es sanft von der Brust (vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und lässt es aufstoßen, streichelst seine Fußsohlen oder massierst es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Du es wieder etwas ermuntert hast. Dieses "Wecken und Wechseln" wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, wie bereits erwähnt tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden.
Der Schlaf eines nicht genügend zunehmenden Kindes ist NICHT heilig, deshalb solltest Du Dein Baby zum Stillen wecken!
Richte dich mit deiner Flüssigkeitszufuhr nach deinem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme führt nicht zu mehr, sondern zu weniger Milch, da sie dazu führt dazu, dass das antidiuretische Hormon (ADH) zurückgeht, die Frau erfährt dann eine vermehrte Wasserausscheidung ("schwemmt aus") und die Milchbildung verringert sich. Zwei bis drei Liter Flüssigkeit (davon höchstens zwei bis Tassen Milchbildungstee) sind im Allgemeinen ausreichend. Wenn der Urin dunkelgelb wird und die Menge gering ist, trinkst Du zu wenig. Schwarzer Tee, Matetee und Kaffee sollten nur mäßig genossen werden. Auf Limonaden oder Colagetränke sowie künstlich gesüßte Getränke sollte möglichst verzichtet werden. Auf die (angebliche) milchflussfördernde Wirkung von Bier oder Sekt sollte verzichtet werden. Alkohol geht bereits in kleinen Mengen in die Milch über und belastet den Stoffwechsel des Babys.
Achte darauf, dass DU ausreichend und möglichst ausgewogen isst. Kohlenhydratreiche Nahrung hat einen positiven Einfluss auf die Milchbildung.
Ruhe dich oft aus und entspanne dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst Du ja ein paar "Stilltage" einlegen, das heißt Du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen.
Am besten besprichst Du auch noch mit einer Stillberaterin in deiner Nähe, wie Du vorgehen kannst.
Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 04.04.2018
Antwort auf:
Wie nach dem Zufüttern voll stillen?
Liebe Muckelmama2018,
vielleicht hilft dir neben der Expertenantwort auch ein positiver Erfahrungsbericht. Wir hatten nämlich genau das gleiche Problem wie du und sind von dem Zufüttern zweieinhalb Monate lang nicht losgekommen. Mittlerweile stille ich aber voll und der Zwerg ist zufrieden und nimmt gut zu
Der Weg dahin war allerdings stressig und anstrengend... Wir haben alles Mögliche versucht: Stilltage, an denen mein Kleiner von morgens bis abends ununterbrochen nur an der Brust hing (was anscheinend auch normal ist, wusste ich da aber nicht und hatte immer Sorge, dass er hungert...), Zufüttern mit Löffel, Becher, Brusternährungsset (eins schlimmer als das andere...), wir waren dreimal bei der Stillberatung usw... Im Endeffekt landeten wir doch immer wieder bei der Flasche.
Kurz: Die ersten Wochen drehten sich nur ums Thema Essen und ich hatte Dauerpanik, dass mein Kind verhungert.
Den "Durchbruch" haben dann mehrere Sachen gebracht:
1. Wir haben bei den Flaschen konsequent nur noch die Medela Calma-Sauger benutzt. Da müssen die Zwerge tatsächlich was tun, um an die Milch zu kommen, während aus vielen anderen Flaschen die Milch ja schon beim Umdrehen rausläuft... Es heißt zwar, Calma sei nur für MuMi, wir haben aber auch problemlos Pre damit gefüttert.
2. Ich habe viel, viel, viel angelegt, schon beim kleinsten Verdacht auf Hunger und auch immer wieder einfach so, damit der Kleine nicht schon zu gestresst ist.
3. Ich habe zusätzlich Powerpumping gemacht: 1 Stunde lang im Wechsel 10min Pumpen, 10min Pause, in der man herumlaufen soll und z.B. etwas essen oder etwas (Warmes) trinken. Das regt die Milchbildung zusätzlich an, man braucht aber natürlich jemanden, der sich in der Zeit um das Baby kümmert.
4. Ich glaube, für mich war das der wichtigste Punkt: Gelassenheit. Irgendwann, nach viel Theater und Hin und Her, habe ich die Situation einfach akzeptiert und mir gedacht, okay, dann ist es eben so, dass wir stillen und zufüttern. Hauptsache, mein Kind ist satt und zufrieden und es bekommt ja auch so Muttermilch, jeder Tropfen, den es kriegt, ist gut. Glaub mir, es war nicht leicht für mich, das hinzunehmen, mir war das Stillen megawichtig und da ich immer alles besonders perfekt machen will, hat es mich schwer in meiner Ehre gekränkt, mein Kind damit nicht voll ernähren zu können. Dadurch wurde ich aber immer verbissener und jedes Stillen wurde zum Kampf. Dann siegte aber mein Wunsch, dass es meinem Kleinen so gut wie nur möglich geht und ich ihn (und mich) nicht weiter stressen wollte. Ich habe dann nicht mehr bei jedem Stillen gebetet und gehofft, dass es ihm reichen möge, sondern hatte das Fläschchen pauschal bereitstehen und habe es ihm immer noch angeboten. Und, was soll ich sagen: Durch meine entspanntere Haltung floss die Milch besser, er trank immer weniger aus der Flasche und schließlich gar nichts mehr. Seit bald zwei Monaten stillen wir jetzt voll.
Ist natürlich keine Garantie, aber ich dachte, es hilft dir vielleicht zu lesen, dass es immer noch klappen kann. Dass es nachts klappt, ist doch übrigens schon ein guter Anfang, das war bei uns auch der erste Schritt (ich glaube, weil ich auch da einfach entspannter war, oft während des Stillens schon wieder halb eingeschlafen bin und nicht so drauf gelauert habe, was er tut...). Und das Gezeter an der Brust kenne ich auch nur zu gut... Wenn ich das Gefühl hatte, es bringt gar nichts, habe ich es nach ein paar Minuten gelassen, ihm die Flasche (wie gesagt: Medela Calma) gegeben und abgepumpt, im die Milchbildung weiter anzuregen.
Noch eine Sache, die auch ich erstmal lernen musste: Schreien ist nicht immer Hunger und wenn das Baby an der Brust schreit, möchte es manchmal vielleicht auch einfach nichts trinken, sondern z.B. schlafen. Dass es die Flasche dann trotzdem nimmt, hängt oft auch damit zusammen, dass es so schön einfach ist... So ging es mir mit unserem Zwerg zumindest oft...
Ja, so viel zu meinen Erfahrungen... Euch alles Gute und ich würde mich freuen zu hören, wie es weitergeht...!
Liebe Grüße,
Krümelkauz
von
Krümelkauz
am 05.04.2018, 10:55