Liebe Stillberaterinnen,
ich bin zur Zeit etwas ratlos vielleicht könnt ihr mir weiterhelfen.
Mein Sohn wird in wenigen Tagen 7 Monate.
Vor circa 2 Monaten habe ich mit der Einführung der Beikost begonnen. Es hat sehr lange gedauert bis er den GKF Brei nicht mehr aus dem Mund geschoben sonder gelernt hat zu schlucken. Ich habe ihn nicht gedrängt, wir haben täglich zu Mittag "geübt" und vor zwei Wochen hat es plötzlich Klick gemacht und er konnte es von einem auf den anderen Tag und seit dem isst er fast das ganze Gläschen mit Begeisterung. Seit dem er fast das ganze Gläschen isst, stille ich ihn nicht mehr vor oder nach der Mahlzeit. Ansonsten wird er nur gestillt - nach Bedarf - so circa 4 oder 5 mal am Tag (einschliesslich Einschlafstillen).
Jetzt möchte ich den Abendbrei als nächstes einführen.
Die Instantbreie haben mir zu viel Zucker. Ich will einen Brei eigentlich nicht mit Folgemilch anrühren - bisher habe ich keine Folgemilch gekauft, wieso sollte ich es jetzt tun wenn ich doch stille? Vollmilch möchte ich nicht so gerne verwenden da ich selbst laktoseintolerant bin. Und abpumpen möchte ich auch nicht - ich will mir jetzt keine Milchpumpe mehr zulegen und es ist mir ehrlich gesagt auch zu aufwendig.
Wie könnte ich den Abendbrei unter diesen Aspekten gestalten?
Vielleicht einen Getreideobstbrei und danach Einschlafstillen?
Wenn ja - wie lange darf der zeitliche Abstand zwischen dem Brei und dem Einschlafstillen sein?
Und was ist wenn er dann nicht mehr viel trinkt weil er schon satt ist?
Kann er dann zu wenig Milch bekommen oder ist das in unserem Fall sowieso nicht möglich weil ich ja zusätzlich nach Bedarf stille? Man sagt ja dass ein Baby je nach Alter eine bestimmte Menge Milch braucht - ich weiss natürlich nicht wieviel er täglich trinkt, dass kann ich ja nicht kontrollieren.
Nachts wird er auch nach Bedarf gestillt. Es gab Phasen da wollte er nur 2-3 mal in der Nacht trinken. Seit ein paar Wochen haben wir eine sehr anstrengende Phase - er wacht fast stündlich auf und kann nur selten durch zureden oder streicheln wieder einschlafen. Meist will er ein wenig trinken, und manchmal auch nur nuckeln. Aber dann ist er sofort beruhigt und schläft wieder ein. Es ist für mich anstrengend aber ich habe mich schon daran gewöhnt und komme damit zurecht. Er zahnt zur Zeit und ich glaube dass das der Grund sein könnte.
Soll ich es weiterhin so halten oder trainiere ich ihm dadurch an in der Nacht zu oft nach der Brust zu verlangen?
Kann es sich wenn die Zähne dann da sind wieder bessern oder ist das Verhalten dann schon so festgefahren dass es nicht mehr geht? Soll ich etwas ändern?
Wie ist es mit dem Einschlafstillen. Irgendwann sollte ich ja nicht mehr stillen - das einschlafstillen kann ich gerne noch einige Monate beibehalten - ist das in Ordnung? Aber wie schafft man dann den Absprung? Wie kann er dann einschlafen?
Es tut mir leid dass ich so viele Fragen habe - da hat sich einiges angesammelt :-)
Vielen herzlichen Dank. Ich wüsste gar nicht wo ich mit diesen Fragen sonst hinsollte.
Ganz liebe Grüße
von
Sternschnuppe1979
am 06.10.2016, 12:10
Antwort auf:
Stillverhalten/Beikost/Nachtschlaf
Liebe Sternschnuppe1979,
ich weiß, dass fast überall steht: „zunächst wird die Mittagsmahlzeit ersetzt und im Abstand von etwa vier Wochen ersetzen Sie die nächste Mahlzeit usw". Gleichzeitig wird „eine Mahlzeit" als die Menge definiert, die in ein Gläschen passt und zwar für alle Kinder gleich. Doch dieses Schema, das leider immer noch oftmals propagiert wird verursacht in vielen Fällen nichts weiter als Stress und Tränen. Es ist einfach zu sehr in den Köpfen vieler Menschen verwurzelt, dass eine Stillmahlzeit „ersetzt" werden müsse, dabei stimmt das gar nicht. Schon der Begriff BEI Kost drückt doch aus, dass es sich bei dieser Nahrung um eine ergänzende Nahrung und nicht um einen Ersatz für die Muttermilch handelt. Wäre es ein Ersatz, dass würde es ANSTATT Kost heißen.
Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden. Im gesamten ersten Lebensjahr sollte Muttermilch das Hauptnahrungsmittel des Kindes sein.
Man kann eine Faustregel aufstellen, dass ein Baby mit sieben Monaten eine bis zwei zusätzliche Beikostmahlzeiten ergänzend zur Muttermilch bekommt, mit acht Monaten zwei bis drei, mit neun Monaten zwei bis vier, mit zehn Monaten vier und mit zehn bis zwölf Monaten drei bis fünf. Daneben kann und darf es so oft gestillt werden, wie es möchte.
Mit sieben bis neun Monaten braucht das Kind noch mindestens drei Milchmahlzeiten, mit zehn bis zwölf Monaten noch mindestens zwei. Wird das Kind ausreichen häufig gestillt, braucht es keine andere Milchnahrung und auch keinen Milchbrei oder Flaschennahrung.
Du kannst also ruhig einen Getreidebrei geben und dann noch stillen.
Bei der Vorgehensweise, dass langsam als ergänzende Nahrung Beikost angeboten wird, hat die Brust Zeit, sich an die Veränderung zu gewöhnen, das Kind hat ebenfalls mehr Zeit für die Umstellung und die Nährstoffe aus der Beikost können in Zusammenhang mit bei der gleichen Mahlzeit angebotener Muttermilch besser verwertet werden.
Du musst keinen Zeitplan einhalten, kannst dein Kind entweder vor oder nach dem Brei stillen.
Dein Kind wird auch von ganz alleine lernen, alleine einzuschlafen, ohne Druck und ohne Brüllen.
Genauso wie Du es beschreibst, machen es Mütter seit Urzeiten mit ihren Babys und es hat
noch nie einem Baby geschadet.
Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist es so, dass Mütter ihre Babys in den Schlaf stillen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben.
Es hat seinen Grund, warum stillende Mütter die besten Einschlafhilfen SIND. Beim Saugen an der Brust findet ein Baby das, was es braucht: Trost, Nahrung, Sicherheit. Es liegt vermutlich an einer gewissen neurologischen Unreife, wenn einige Babys das mehr brauchen als andere, und es "verwächst" sich wirklich von alleine!!
Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ...
Ein Baby muss eine gewisse Reife erreichen, um längere Zeit schlafen zu können. Wann dieser Zeitpunkt erreicht wird, ist von Kind zu Kind unterschiedlich.
Sehr empfehlenswert ist von Sibylle Lüpold das Buch: "Ich will bei euch schlafen - Ruhige Nächte für Eltern und Kinder." Von ihr ist auch die Broschüre "Kinder brauchen uns auch nachts", in der 20 namhafte Experten wie Dr. William Sears, Prof. Dr. Gerald Hüther und Prof. Dr. Remo Largo gute Argumente liefern , weshalb von der Anwendung eines Schlaftrainings, wie zum Beispiel der Ferber-Methode, abzuraten ist.
http://www.fuerkinder.org/files/broschre_kinder_brauchen_uns_auch_nachts_de.pdf
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 06.10.2016