Frage: Schlafen

Mein Sohn ist etwas über 4 Monate alt und wird voll gestillt (nach Bedarf). Allerdings ist er ein sehr schlechter Schläfer. Tagsüber schläft er ausschließlich im Tragetuch, in der Nacht schläft er nach dem Stillen um ca. 20:30 selbst in seinem Bettchen mit Schnuller (in unserem Schlafzimmer) ein, wird dann nach 2-3 Stunden wach und wird erneut gestillt. Ab diesem Zeitpunkt ist an Nachtruhe nicht mehr zu denken. Er wird ab 00:00 oder 1:00 stündlich (!) wach, ich muss ihn dann immer stillen, sonst ist an ein Weiterschlafen nicht mehr zu denken. Und wenn er dann beim Stillen einschläft, ist er nach kürzester Zeit (spätestens nach 1 h) wieder wach. Ich habe seit Wochen nicht mehr länger als 1 Stunde am Stück geschlafen, diese Nacht habe ich gar nur 2 x 1 Stunde insgesamt geschlafen. Was kann ich tun, damit die Situation besser wird? Ich habe auch den Eindruck, dass mein Sohn in der Früh gar nicht richtig ausgeschlafen ist, da er immer so oft aufwachte und dann oft längere Zeit brauchte, um wieder einzuschlafen. Ich möchte ihm eigentlich die Brust nicht mehr stündlich in der Nacht geben, weiß aber nicht, wie ich ihn sonst zum Weiterschlafen bringen kann. Wenn er in der Nacht ganz munter wird, beginnt er zu schreien (und das ausdauernd) und da können dann auch unsere Nachbarn nicht mehr schlafen.

Mitglied inaktiv - 16.03.2010, 10:58



Antwort auf: Schlafen

Liebe Fleur123, es ist ein normaler entwicklungsphysiologischer Verlauf, dass Babys ab dem Alter von vier bis sechs Monaten nachts (wieder) vermehrt aufwachen. Dieses Aufwachen liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung oder eben das Abstillen auch keine Garantie für angenehmere Nächte. Die Kinder beginnen die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Die Nächte können sehr viel einfacher werden, wenn das Baby in unmittelbarer Nähe der Mutter schlafen kann. Für die Mutter ist es sehr viel praktischer, wenn das Baby mit im eigenen Bett liegt (was weltweit bei Mehrzahl aller Kinder und in unserer Kultur sehr viel mehr als von den Eltern zugegeben wird der Fall ist) oder auf einer Matratze oder in einem Kinderbett direkt neben ihrem Bett. Die Mutter muss nachts nicht aufstehen, muss nicht erst richtig wach werden, sondern kann im Liegen stillen und unmittelbar danach weiterschlafen. Auch das Kind muss gar nicht erst richtig wach werden und zu schreien beginnen und kann somit auch schneller wieder einschlafen. Auf diese Weise kann viel Kraft gespart werden und die Nächte verlaufen für alle Beteiligten ruhiger. Als stillende Mutter haben Sie den ungeheuren Vorteil, dass Sie Ihr Kind durch diese für alle anstrengende Zeit begleiten können, ohne dass Sie richtig wach werden und aufstehen müssen. Genießen Sie dieses Privileg, sich einfach nur umdrehen zu müssen und dann, wenn schon nicht sofort weiterschlafen zu können, so doch zumindest ruhen können. Spannen Sie auch Ihren Partner (wenn Sie einen haben) ein. Väter können sehr wohl auch einen Teil der Kinderbetreuung übernehmen. Die unruhigen Nächte sind furchtbar anstrengend, daran kann ich mich auch noch gut erinnern. Trotzdem: Sie sind normal und werden garantiert irgendwann vorbei sein. Wann, kann ich leider nicht sagen. Aber sie gehen wirklich vorbei! Bis dahin können Sie probieren, sich den Alltag so einfach wie möglich zu machen, so dass auch Sie tagsüber mal ein kurzes Nickerchen machen können. Um das häufige Aufwachen zu verringern, kann Ihnen vielleicht dieser "Trick" helfen: Wenn Ihr Kleiner an der Brust eingeschlafen ist, ziehen Sie Ihre Brustwarze sanft aus seinem Mund und drücken, wenn er wieder nach der BW sucht, ebenso sanft sein Kinn nach oben. Bei vielen Babys wirkt das Wunder und sie schlafen plötzlich auch ohne Brust weiter/wieder ein. Und das gute daran: Es funktioniert auch, wenn die Kleinen im Schlaf wieder ans Nuckeln denken, wenn also der Mund ganz von allein wieder die Nuckelbewegungen macht und das Kind kurz darauf nach der Brust suchen würde. Einfach das Kinn sanft von unten stützen - die meisten Kinder schlafen dann weiter, ohne zu stillen. Lassen Sie ihn in der Nacht so nah wie möglich bei sich schlafen, und schauen Sie, ob Sie schlafen können, während eine Ihrer Hände auf ihm ruht. Sie können ihn im Halbschlaf, wenn er schon "Laut gibt" aber bevor er wach wird, sanft "schuckeln", und auch das hilft vielen Babys, leichter auch ohne Brust wieder tiefer zu schlafen. Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens „Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Sie im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen können. Haben Sie ein wenig Geduld mit sich und Ihrem Kind und versuchen Sie sich den Alltag so einfach wie möglich zu machen, damit Sie genügend Ruhe für sich bekommen. Es kommen auch wieder einfachere Zeiten. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 16.03.2010



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