Liebe Biggi,
ich bin im Forum zwar schon auf eine passende und für mich sehr konformen Empfehlung zum sanften Abstillen gestoßen. Allerdings brauche ich dringend deinen konkreten Rat in unserer jetzigen Abstill-Situation:
Meine Tochter ist knapp 23 Monate und wurde lange voll gestillt. Einschlafstillen forderte sie mit 7 Monaten von sich aus ein und bekam es auch. Schnuller nimmt sie bis heute eigentlich nicht, spielt eher mal damit. Mit ca. 16 Monaten habe ich das untertags stillen immer weiter reduziert, weil es mir nicht mehr gut ging damit. Sie wollte Tags wie Nachts so oft am die Brust (nachts alle 1-2 Std. bis vor kurzem) das ich einfach nicht mehr konnte. Sie fragt zwar immer wieder mal danach, aber meist finden wir dann eine, für die jeweilig Situation, passende Alternative (kuscheln, essen, spielen usw.).
Beim Einschlafstillen habe ich seit ca. zwei Monaten nun ein sanftes Abstillen forciert: Erst immer kürzeres stillen im Bett (was meist ohne viel Leid ging) und bin vor zwei Wochen dazu überrgegangen, sie nicht mehr im Bett zu stillen, sondern in einem anderen Zimmer. Das klappte sogar manchmal so gut, das sie das stillen vergessen hat und ohne eingeschlafen ist.
jetzt sind wir gerade im Urlaub und die Kleine schreit vor jedem Schlaf nach der Brust, so wie sie es schon lange nicht mehr getan hat. Mein Mann ist mittlerweile der Meinung, das ein kalter Entzug besser für sie wäre, damit sie nicht immer wieder noch mit der Brust konfrontiert wird und findet es fast gemein von mir, ihr die Brust vor dem Schlafen noch zu geben und im Bett dann nicht mehr. Ich sage es der Kleinen immer wieder vor dem Stillen, dass sie stillen darf und im Bett dann nicht mehr und sie kann die Brust tatsächlich loslassen ohne viel Gejammere. Dann lesen wir immer ein Buch und kuscheln dabei - das ist ein festen Einschlafritual. Danach schreit sie nur noch, wehrt sich mit Händen und Füßen und will raus aus dem Schlafzimmer.
Ich schiebe es ja auf den Urlaub und die neuen, aufregenden Umstände und will abwarten, wie es Zuhause wieder weitergeht. In anbetracht meines derzeitigen Schlafmangels und dessen, dass ich in der 10. SSW. bin ich dennoch auch ein bisschen verunsichert und grüble hin und her. Hat mein Mann vielleicht doch recht? Andererseits bin ich gegen den kalten Brustentzug, zumal sie keinen Saugersatz hat und ich ja sehe, wie sehr sie es braucht, um runterzukommen. Oder gibt es Kinder bzw. Situationen in denen ein kalter Entzug besser wäre?
Ich will sie allerdings definitiv (rechtzeitig) abstillen, bevor ihr Geschwisterchen zur Welt kommt, weil ich zum einen einfach keine Kraft habe, um zwei zu stillen und ich befürchte, sie wird extrem eifersüchtig reagieren, wenn ich das Baby stille. Ich wollte sie bis spätestens Ende des Jahres komplett abstillen, damit es nicht zu frisch ist, wenn das Geschwisterchen da ist.
Liebe Biggi, ich brauche einfach deinen Rat für unsere jetzige Situation, deine Meinung schätze ich sehr. Vielen Dank dir schon einmal und überhaupt, für deine tolle Arbeit hier! einfach großartig!
Beste Grüße!
von
Mamilo82
am 23.09.2016, 16:29
Antwort auf:
Sanftes Abstillen oder doch kalter Entzug?
Liebe Mamilo82,
ich kann dich so gut verstehen, aber ich KANN dir keinen passenden Rat geben!
DU kennst DEIN Kind am besten und wirst spüren, was dein Kind verkraften kann und was nicht.
Ich persönlich hätte keines meiner Kinder so abstillen können, schon alleine nicht, weil ICH es nicht geschafft hätte - und genau DAS spüren sie.
Wenn DU nun also unsicher bist und nicht völlig hinter deinem Entschluss stehen könntest, würde dein Kind das spüren und entsprechend reagieren.
Ist die Mutter innerlich nicht davon überzeugt, dass sie ihr Kind ab- oder weniger stillen will, dann ist dieser Zweifel für das Kind sehr deutlich fühlbar und es reagiert in fast allen Fällen so, dass es eher noch häufiger gestillt werden mag. Zweifel und Unsicherheit sind für ein Kind unerträglich, Kinder brauchen Klarheit.
Dein Kind spürt jetzt deinen Zwiespalt und da es sich nicht hinsetzen und sagen kann „Mama, ich spüre, dass Du dir nicht sicher bist, was jetzt das Richtige ist, deshalb werde ich dir jetzt bei deiner Entscheidungsfindung helfen" reagiert es auf deine Zweifel mit Unruhe, Weinen und Verunsicherung. Es hat keine anderen Ausdrucksmöglichkeiten als Weinen und (vermehrte) Anhänglichkeit. Kinder sind für „geordnete Verhältnisse", Unsicherheit und Zweifel bringen sie aus dem Gleichgewicht.
Wichtig ist nun, dass ihr zum einen wirklich miteinander redet und Du deinem Kind klar erklärst und sagst, was Du willst und was Du nicht mehr willst. Zum anderen muss für dein Kind deutlich erkennbar sein, wo deine Grenzen gesetzt sind. Liebevolle Konsequenz ist das Zaubermittel in der Erziehung.
Im Urlaub würde ich jetzt allerdings gar nichts machen, sondern die Tage einfach genießen. Auch Du brauchst eine Auszeit und nicht zusätzlichen Stress!
Ich bin gespannt, wie Du dich entscheidest und würde mich wirklich freuen, wenn Du mir wieder schreibst.
Ich wünsche dir sehr, dass Ihr eine für Euch gute Lösung findet!
Ganz liebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 23.09.2016
Antwort auf:
Sanftes Abstillen oder doch kalter Entzug?
Es kommt übrigens seit der 4 SSW. keine Muttermilch mehr....
von
Mamilo82
am 23.09.2016, 16:38
Antwort auf:
Sanftes Abstillen oder doch kalter Entzug?
Liebe Biggi,
vielen Dank für deine rasche und einfühlsame Antwort.
Mir fiel es wie Schuppen von den Augen und du hast so recht: Die Kleine spürt den Zwiespalt, zum einen meinen aktuellen, zum anderen (den noch viel größeren), zwischen meinem Mann und mir, der sich jüngst angebahnt hat. Und da wir die letzten Tage viel mehr als sonst zusammen waren, kommt da natürlich was bei ihr an!
Ich bin mit unserem bisherigen sanften Abstillen einen für mich richtigen Weg gegangen und das wenige Weinen und Protestieren von der Kleinen war für mich ein Zeichen des auch für sie richtigen Weges. Ich bin so stolz auf sie, dass sie es so gut schafft und mitträgt! Das sage ich ihr auch immer - überhaupt rede ich viel mit ihr und nehme sie ernst. Genauso fordere ich jetzt von ihr ein, dass sie mich und mein Bedürfnis ernstnimmt und das tut sie, so wie es ihr möglich ist, Wenn ich ihr nämlich sage, dass ich gerade nicht stillen möchte oder nicht mehr im Bett, dann erfahre ich zum einen oft Akzeptanz (tagsüber) aber selbstverständlich auch mal Protest. Das steht ihr auch zu!
Für mich war von vorneherein klar, dass das Abstillen bei ihr Zeit brauchen wird - und die Zeit werde ich ihr zugestehen (ohne mich dabei zu vergessen, denn eins ist klar: Ich will das Abstillen jetzt).
Ich bin gespannt, wie es zuhause weitergeht und hoffe, die restlichen Urlaubstage werden bald entspannter - für alle.
Ich denke, ich versuche zuhause auch eine Stillgruppe zu finden. In meinem Freundes- und Bekanntenkreis gibt es keine Langzeitstillende mit denen ich mich austauschen kann. Ich merke, dass mir das total fehlt.
Biggi, herzlichen Dank dir!!! Ich bin so froh, deine "Stimme" gehörtzu haben.
Beste Grüße,
Martina
von
Mamilo82
am 23.09.2016, 18:42