Ich stille seit neun Monaten. Davon habe ich die ersten sechs Monate voll gestillt, hatte aber nie super viel Milch, sondern so, dass es reichte. Jetzt dachte ich, dass alles einfacher wird, wenn wir Brei füttern. Erst funktionierte es auch gut, mein Baby isst vier Breimahlzeiten, morgens, nachmittags und abends füttern wir Obst-Getreide-Brei, mittags gemischten Gemüsebrei.
Ich stille nach Bedarf, was auch ganz gut klappte, bis mein Baby auf einmal eine Brust favorisisierte und die andere automatisch weniger Milch hatte. Ich versuchte konsequent an der unbeliebteren Brust anzulegen, es führte jedoch zu keiner Steigerung der Milch, dann stillte ich meist mit der anderen Brust, das klappte auch bis vor zwei Wochen gut. Dann hatte ich ziemlich viel Stress und war auch wenig Zuhause, seitdem habe ich auch auf der anderen Brust kaum noch Milch. Normalerweise konnte ich immer gut abpumpen, jetzt klappt es immer schlechter.
Ich bin noch nicht bereit abzustillen, mein Baby aber auch nicht. Seit ich merke, dass die Milch weniger wird, kämpfe ich, trinke Milchbildungstee und viel Wasser, lege mein Baby regelmässig an. Trotzdem merke ich, die Milch reicht nicht, mein Baby hat trotz Breimahlzeiten und mehrfachen Stillens Hunger und trinkt Milch aus der Flasche in einem Zug weg.
Was kann ich tun, damit meine Milchmenge wieder mehr wird? Oder muss ich mich gedanklich damit abfinden, dass jetzt der Zeit fürs Abstillen gekommen ist.
Wie kann es jetzt weitergehen?
von
hopefullybabysoon
am 18.10.2012, 23:04
Antwort auf:
Muss ich abstillen? Ist es noch möglich, die Milchmenge zu steigern?
Liebe hopefullybabysoon,
die Vorstellung, dass die Brust (ähnlich wie eine Flasche) nach dem Stillen leer ist und erst wieder aufgefüllt werden muss, ist so nicht richtig. Zwar wird zwischen den Stillmahlzeiten Milch produziert, der Hauptanteil der Milch wird jedoch erst während des Stillens gebildet. Das Saugen des Kindes gibt das entsprechende Signal zur Milchbildung, der Milchspendereflex wird dann ausgelöst. Deshalb ist es auch falsch zwischen den Stillmahlzeiten eine längere Pause einzulegen, damit sich die Milch in der Brust sammelt, sondern es muss häufiger angelegt werden, um die Milchmenge zu steigern.
Deine Milch ist nicht plötzlich vollständig weg, es ist vielmehr so, dass eine Frau manchmal so angespannt oder seelisch aufgewühlt sein kann, dass der Milchspendereflex blockiert wird und die Milch deshalb nicht fließt. Wenn dies passiert, dann funktioniert in aller Regel das Abpumpen noch viel weniger, so dass der Eindruck entsteht, die Milch wäre weg. Leider entwickelt sich dann ganz schnell ein Teufelskreis: die Mutter glaubt, sie habe keine Milch mehr, dadurch ist sie noch angespannter und verzweifelter, was zu einer noch stärkeren Blockierung des Milchspendereflexes führt.
Deshalb ist es jetzt ganz wichtig, dass DU DIR alle Ruhe und Entspannung gönnst, die Du bekommen kannst. Wenn möglich, lege dich mit deiner Tochter ins Bett und kümmere dich um nichts anderes, als um dein Kind, dich und das Stillen. Ruhe dich aus, gönne dir etwas Gutes (z.B. ein gemütliches Wannenbad mit einer schönen Tasse Tee und Musik, die dir gefällt).
Es kann leider aber sein, dass dein Kind streikt und sich zur Flasche hin abstillt.
Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kindbekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung.
Nun kann ein verhängnisvoller Kreislauf beginnen: da das Kind mit der falschen Technik an der Brust trinkt, wird es an der Brust hektisch, saugt an, lässt wieder los, dreht den Kopf hin und her schluckt viel Luft (die wiederum führt möglicherweise zu Bauchproblemen) und da es die Brust nicht mehr richtig stimuliert kommt es zu einem Rückgang der Milchmenge und damit zu weiterem Zufüttern, wenn dieser Kreislauf nicht unterbrochen wird.
Am besten wendest Du dich einmal für eine persönliche Beratung an eine Stillberaterin in deiner Nähe.
Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Bis Du eine Kollegin erreichen kannst, hier einige allgemeine Tipps:
Du kannst versuchen dein Baby anzulegen, wenn es schon sehr schläfrig oder fast eingeschlafen ist. Viele Babys, die sich weigern, an der Brust zu trinken, wenn sie hellwach sind, tun es im Halbschlaf dann doch. Du kannst ihm die Brust auch immer wieder anbieten, wenn es wach ist, dränge aber nicht. Manche Babys sind eher bereit zu trinken, wenn ihre Mutter umhergeht statt stillzusitzen.
Weitere Maßnahmen, die sich bei einem Stillstreik bewährt haben, sind:
im Umhergehen stillen,
in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen,
im Halbdunkeln stillen,
im Halbschlaf stillen,
das Baby mit der Brust spielen lassen,
unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren,
alle künstlichen Sauger vermeiden,
das Baby massieren,
viel Körperkontakt (Haut auf Haut),
und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt.
Um deine Milchproduktion aufrecht zu erhalten und zu verhindern, dass die Brust übervoll wird, sollte die Milch ausgestrichen oder abgepumpt werden. Die so gewonnene Milch kann dem Kind mit einer alternativen Fütterungsmethode angeboten werden, z.B. mit einem Becher. Die Flasche ist in dieser Situation nicht unproblematisch, denn es kann passieren, dass sich dein Kind dann zur Flasche hin abstillt.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 19.10.2012
Antwort auf:
Muss ich abstillen? Ist es noch möglich, die Milchmenge zu steigern?
Danke für die schnelle Antwort. Die Inhalte kenne ich ja schon aus anderen Antworten.
Ich glaube nicht, dass ich genug Milch habe, ich glaube auch nicht, dass mein Baby saugverwirrt ist. Kann ich das Saugen an der Brust, das ich seit neun Monaten kenn, so fehlinterpretieren? Der Warzenhof wird komplett in den Mund genommen, die typischen Kinnbewegungen sind da, die Zunge spüre ich, etc. Ich kann es mir ehrlich gesagt nach neun Monaten einfach nicht vorstellen, dass mein Baby falsch saugt und ich es nicht merken sollte, zumal es bis vor zwei Wochen gut klappte.
Mein Baby ist den Wechsel von Flasche und Brust seit Geburt an gewöhnt, wobei es immer die Brust favorisierte. Abpumpen klapppte auch immer gut, wodurch ich aber schon merkte, dass die Milchmenge abnahm, zunächst 120ml pro Brust, schließlich etwa 50ml und jetzt noch weniger. Ich setze mich nicht unter Druck. Es kommt aus einer Brust tatsächlich nichts mehr, aus der anderen mililiterweise. Mein Baby kabbelte immer zur Brust mit Milch, da hörte ich es auch schlucken. Jetzt höre ich es auch an der anderen Brust kaum schucken. Es saugt und saugt und dann kommt kurz was, aber eben nicht mal mehr die fünf Minuten wie vor knapp zwei Wochen.
Ich habe heute Nacht lange nachgedacht, mir ist klar, entweder ich nutze den Zeitpunkt und stille ab oder ich kämpfe.
Meine Fragen:
Ist es zu diesem Zeitpunkt noch möglich, die Milchmenge zu steigern oder schaltet der Körper automatisch runter?
Wann ist der beste Zeitpunkt zum Abstillen? Und mit bester Zeitpunkt meine ich der Zeitpunkt, der für die meisten Kinder gewählt wird, wann es noch am einfachsten geht, ohne, dass Mama und Kind leiden?
Und kann mir die Verschreibung einer elektrischen Milchpumpe jetzt noch helfen?
von
hopefullybabysoon
am 19.10.2012, 08:48
Antwort auf:
Muss ich abstillen? Ist es noch möglich, die Milchmenge zu steigern?
Liebe hopefullybabysoon,
es tut mir leid, dass Biggis erste Antwort dir noch nicht weitergeholfen hat. Du hast natürlich recht: Es ist etwas anderes, wenn man schon einige Monate lang erfolgreich gestillt hat!
Zu deinen fragen: Im Prinzip ist es JEDERZEIT möglich, die Milchmenge durch häufigeres effektives Entnehmen von Milch zu steigern. Allerdings wirken da auch Hormone mit, und du hast die Auswirkung des Stresshormons Adrenalin ja bereits beobachten können. Darum kann ich dir empfehlen, es weiter zu versuchen, SOLANGE dir das keinen Stress macht. Wenn dein Kleiner eh keine Probleme damit hat, zwischen Brust und Flasche zu springen, lass ihn so oft und so lange stillen, wie er mag, aber eben ohne dass du dir bzw. euch dadurch einen „Stillstress“ aufzwingst.
Keiner kann vorhersagen, wie es laufen wird, möglicherweise schafft ihr es, und es ist nur eine von vielen Phasen, die ihr gemeinsam überstanden haben werdet, oder er wird sich abstillen.
Die Frage mit dem besten Zeitpunkt kann Grundstein für eine unendliche Kontroverse sein. Manche sagen: Gar nicht erst anfangen. Andere sind für den häufig gewählten Zeitpunkt der Einführung von Beikost, andere plädieren für das Ende des 1. Lebensjahres. Wieder andere haben erlebt, es geht am leichtesten – also mit am wenigsten Leid für Mutter und Kind – wenn das Kind bereits einige Jahre alt ist. Das wiederum ist für einige Mütter (ganz zu schweigen von deren Umfeld!) unvorstellbar, so dass wir zurück kehren zum ganz individuellen Zeitpunkt: Wann fällt es dir nicht mehr schwer, macht es dich nicht traurig, hast du das Gefühl, dass dein Kleiner es wirklich nicht mehr braucht?? Wann ist dein Kind von sich aus nicht mehr daran interessiert, zu stillen? Dann wäre –rein theoretisch- der für euch richtige Zeitpunkt.
Lieben Gruß,
Kristina
von
Kristina Wrede
am 19.10.2012