Hallo,
Unser 9 Wochen alter Sohn ist generell ein sehr aktives, unruhiges Baby, welches von Anfang in sehr kurzen Abständen (alle 30 bis 60 Minuten) an die Brust möchte. Seit kurzem werden die Abstände grösser und manchmal trinkt er richtig gut, ruhig mit langen Zügen und ist dabei vorbildlich angelegt.
Das klappt aber meist nur ein Mal am Tag. Die restliche Zeit über ist er sehr hektisch und unruhig an der Brust, will heissen: er sucht wie ein kleiner Piranha nach der Brust, beisst dann sehr fest zu, saugt, zieht den Kopf nach hinten, lässt los, sucht wieder, macht dann den Mund oft nicht ganz auf, dockt aber an und saugt wieder sehr heftig. Die Milch kommt fast prompt und auch relativ viel, daher denke ich, er macht die Pausen, um mit der Milchmenge klarzukommen (hat sich eine zeitlang sehr häufig verschluckt und dann geschrien und war kaum zu beruhigen und wollte dann auch nicht mehr trinken). Ich lehne mich schon sehr weit zurück, sobald er angedockt hat, damit die Schwerkraft ihm ein wenig hilft und versuche, ihn so früh wie möglich anzulegen, damit er nicht so ausgehungert ist. Da er aber generell so nervös ist und seit ein paar Tagen auch ein extremes Nuckelbedürfnis hat ( welches sich nur an der Brust stillen lässt, die aber eh immernoch wund ist und schmerzt), ist das sehr schwierig abzupassen bzw zu erkennen. Je später der Tag umso schwieriger wird das Ganze.
Nachts stille ich ihn im Liegen, das klappt Gott sei Dank sehr gut, tagsüber will er das aber nicht (und ich kann bzw will mich auch nicht jedes Mal hinlegen).
Eine Stillberaterin hatte ich schon hier, die mir sagte, dass wir eigentlich alles richtig machen (allerdings hat er als sie da war auch sehr schön getrunken... Vorführeffekt). Ich bin mit meinem Latein ein wenig am Ende, zumal das Stillen für mich immernoch sehr unangenehm ist, da die Brustwarzen nach wie vor wund und die Warzenhöfe vom Draufbeissen sehr empfindlich sind.
Mann ich irgendetwas tun damit mein Sohn an der Brust ruhiger wird? Vielleicht tut ihm auch irgendwas weh, weil er generell so unruhig und zappelig ist... manchmal höre ich die Milch regelrecht in seinen Bauch plumpsen ( dann weint er manchmal auch kurz beim trinken), er pupst auch sehr viel, Bäuerchen macht er nicht immer. Wenn er so nervös an der Brust ist, trinkt er sich, glaube ich, auch oft nicht wirklich satt ( er nimmt aber sehr gut zu, bekommt also genug... 6,6kg mit 9 Wochen).
von
Ktlyn
am 08.05.2013, 22:08
Antwort auf:
Extreme Unruhe an der Brust
Liebe Ktlyn,
es gibt zwei Hauptursachen für ein solches Verhalten: Saugverwirrung und übermäßig starker Milchspendereflex.
Falls Ihr Kind einen Schnuller oder auch (gelegentlich) Flasche bekommt, sollten Sie diese künstlichen Sauger für eine Weile weglassen und schauen, ob sich das Verhalten bessert. Wenn die Saugverwirrung noch nicht zu stark ausgeprägt ist, kann das schon ausreichen, dass das Baby wieder lernt die Brust gut anzunehmen.
Beobachten Sie in den nächsten Tagen die Stillzeiten einmal ganz genau. Können Sie sehen, wie Ihre Milch in einem kräftigen Strahl aus Ihrer Brust herauskommt? Verschluckt sich Ihr Baby? Läuft Milch aus seinem Mundwinkel?
Möglicherweise haben Sie einen sehr starken Milchspendereflex, mit dem Ihr Baby nicht zurecht kommt und er protestiert deshalb so.
Bei einem sehr starken Milchspendereflex hat es sich bewährt, das Baby von der Brust zu nehmen sobald die Milch zu fließen beginnt (legen Sie sich eine Windel zum Auffangen der Milch hin) und erst nach ein bis zwei Minuten weiter zu stillen, wenn der Milchfluss etwas nachlässt. Eine weitere Möglichkeit ist das „Berg auf Stillen". Dazu halten Sie Ihr Baby so, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als Ihre Brustwarze. Beim Stillen mit dem Rückengriff lehnen Sie sich dabei nach hinten, beim Wiegengriff stützen Sie Ihr Baby von unten mit zwei Kissen in Ihrem Schoß und lehnen sich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück.
Weitere Möglichkeiten bei einem starken Milchspendereflex sind:
erhöhen Sie die Häufigkeit der Stillmahlzeiten. Dadurch verringert sich die Menge der gestauten Milch in den Milchseen und damit die Milchmenge, die während des Milchspendereflexes freigegeben wird. Wenn Sie die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten vergrößern, verschlimmert sich das Problem noch weiter.
bieten Sie nur eine Brust pro Mahlzeit an. Dieser Vorschlag passt nicht zu dem, was üblicherweise gesagt wird. Aber das Ziel ist es die Brust weniger zu stimulieren. Wenn Ihr Baby quengelt und oft trinken möchte, kann es nötig sein, dass Sie ihm mehrere Male dieselbe Brust über einen Zeitraum von zwei bis drei Stunden anbieten, bevor Sie die Seite wechseln Wenn sich die zweite Brust zwischendrin zu voll anfühlt oder spannt, sollten Sie gerade soviel Milch ausstreichen, dass Sie sich wohlfühlen, um die Milchproduktion nicht zu sehr anzuregen.
stillen Sie Ihr Baby wenn es gerade wach geworden ist. Es wird dann eventuell nicht so stark saugen, wie wenn es richtig wach und hungrig ist. Wenn das Baby weniger intensiv saugt, ist häufig auch der Milchspendereflex weniger stark.
versuchen Sie verschiedene Stillpositionen (auch das Berg auf Stillen, dazu halten Sie Ihr Baby so, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als Ihre Brustwarze. Beim Stillen im Rückengriff lehnen Sie sich dabei nach hinten, beim Wiegengriff stützen Sie Ihr Baby von unten mit zwei Kissen in ihrem Schoß und lehnen sich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Eventuell kann Ihr Baby auch schon an ihrer Brust trinken während es auf Ihrem Bauch liegt. So könnten Sie im Liegen stillen und das Baby anschließend auf Ihrem Bauch einschlafen lassen.)
lassen Sie das Baby oft aufstoßen.
vermeiden sie den Gebrauch von künstlichen Saugern und Schnuller. Mit dem Schnuller lässt sich ein Baby vielleicht hinhalten, aber es bleibt hungrig. Die Milch wird dann um so mehr mit Macht herausschießen, vor allem je mehr das ausgehungerte Baby kräftig saugen wird.
Falls Ihr Baby eine Flasche oder einen Schnuller bekommt, kann es auch sein, dass es mit dem Wechsel zwischen den beiden Saugtechniken nicht zurecht kommt und nun deshalb an der Brust frustriert reagiert.
In jedem Fall ist es empfehlenswert, dass Sie sich mit einer Stillberaterin in Ihrer Nähe in Verbindung setzen und sich beim Stillen zuschauen lassen. Aus dem, was die Kollegin sieht, kann sie Rückschlüsse ziehen und Ihnen dann gezielte Tipps geben.
Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 09.05.2013