Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Bin etwas verunsichert

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Bin etwas verunsichert

Mitglied inaktiv

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Hallo, ich habe bisher immer eine Antwort in den bisherigen Beiträgen gefunden. Nun bin ich etwas verunsichert. Mein Sohn ist bald (13.10.) 7 Monate alt. Er wird im Moment bis auf Abends - da bekommt er Reisflockenbrei mit Obst - voll gestillt. Ich habe mittags angefangen Brei zu geben, anfangs hat er auch einigermaßen gut gegessen (Karotte, dann Karotte/Kartoffel). Seit ich dann Fleisch oder Fisch eingeführt habe, mochte er den Brei nicht mehr. Ein/zwei Löffel und er musste quasi würgen. Ich weiß nun nicht woran es lag, die Konsitenz, der Geschmack... Außerdem hat er von der Menge her, nie soviel gegessen, das sich das aufmachen eines Gläschen gelohnt hätte (selbst die kleinen Anfangsgläschen hat er nicht geschafft). Daraufhin habe ich für ihn selbst gekocht. Kartoffel, Zucchini und Kohlrabi-Brei 100g die er wieder nicht geschafft hat und nach einer gewissen Zeit (4 Löffel??) wieder gewürgt. Woran kann das liegen? Der Brei ist leicht süßlich, daher gehe ich davon aus, das er ihm schmeckt. Ganz klein püriert bekomm ich ihn nicht. - Auch abends ist er nicht die Menge die er Essen sollte?? Er bekommt im Moment 2,5 Löffel Reisflocken auf 100 ml Wasser. Außerdem wird er alle 2 Stunden gestillt. Jetzt sagte mir eine andere Mutter, das ihr Kinderarzt meinte: Ein 5 Monate altes Kind sollte mehr als 2 Stunden Abstand dazwischen haben, es würde wohl die Milch nicht ausreichen??? So - *g* mein Sohn wiegt bei seinen noch nicht ganz 7 Monaten aber über 9 Kilo, das kann ja dann wohl nicht stimmen? Habt ihr Tipps für mich bzgl. des Mittagsbreis (haben den ja anfangen wollen, wegen der Eisenaufnahme). Und ist der 2 Stunden-Rhytmus wirklich in Ordnung? Ist etwas länger geworden, aber es beschäftigt mich schon eine Zeitlang. Vielen Dank für die Antworten. Gruß Bianca


Biggi Welter

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Liebe Bianca, sicher ist es richtig und gut, einem sechs Monate alten Baby, das Interesse an fester Nahrung zeigt, diese dann auch anzubieten. Doch diese Einführung der Beikost sollte langsam erfolgen und keinesfalls kann die feste Kost die Muttermilch jetzt bereits in größerem Maße ersetzen. Ich weiß, dass fast überall steht: "zunächst wird die Mittagsmahlzeit ersetzt und im Abstand von etwa vier Wochen ersetzen Sie die nächste Mahlzeit usw". Gleichzeitig wird "eine Mahlzeit" als die Menge definiert, die in ein Gläschen passt und zwar für alle Kinder gleich. Doch dieses Schema, das leider immer noch oftmals propagiert wird verursacht in vielen Fällen nichts weiter als Stress und Tränen. Es ist einfach zu sehr in den Köpfen vieler Menschen verwurzelt, dass eine Stillmahlzeit "ersetzt" werden müsse, dabei stimmt das gar nicht. Schon der Begriff BEI Kost drückt doch aus, dass es sich bei dieser Nahrung um eine ergänzende Nahrung und nicht um einen Ersatz für die Muttermilch handelt. Wäre es ein Ersatz, dass würde es ANSTATT Kost heißen. Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin NACH BEDARF (es müssten nicht einmal zwei Stunden Abstand sein!) gestillt werden. Im gesamten ersten Lebensjahr sollte Muttermilch das Hauptnahrungsmittel des Kindes sein. Man kann eine Faustregel aufstellen, dass ein Baby mit sieben Monaten eine bis zwei zusätzliche Beikostmahlzeiten ergänzend zur Muttermilch bekommt, mit acht Monaten zwei bis drei, mit neun Monaten zwei bis vier, mit zehn Monaten vier und mit zehn bis zwölf Monaten drei bis fünf. Daneben kann und darf es so oft gestillt werden, wie es möchte. Mit sieben bis neun Monaten braucht das Kind noch mindestens drei Milchmahlzeiten, mit zehn bis zwölf Monaten noch mindestens zwei. Wird das Kind ausreichen häufig gestillt, braucht es keine andere Milchnahrung und auch keinen Milchbrei oder Flaschennahrung. Allmählich wird sich die Menge der Beikost von selbst steigern und etwa ab den ersten Geburtstag werden sich das Verhältnis Beikost zu Muttermilch langsam umkehren, bis sich das Kind (wenn es dazu die Gelegenheit erhält, die Entscheidung selbst zu treffen) schließlich irgendwann ganz abstillen wird. Der beste Weg, ein Kind zu einem "schwierigen Esser" zu machen besteht darin, es zum Essen zu zwingen! Ein Kind darf essen, aber es muss nicht essen und eine sehr bewährte Methode lautet "Die Mutter bietet an, was es gibt, das Kind entscheidet wie viel oder wenige es davon isst". Sicher ist auch für dich das Buch "Mein Kind will nicht essen" von dem spanischen Kinderarzt Dr. Carlos Gonzales eine interessante (und beruhigende) Lektüre. Das Buch ist im Buchhandel (ISBN 3 932022 12 2) bei der La Leche Liga oder auch im Stillshop hier auf der Seite erhältlich. Dr. Gonzales hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken: Energie: 830 kcal = 1185 ml MM Eiweiß: 9,6 g = 910 ml MM Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen. Konnte ich dich beruhigen? LLLiebe Grüße Biggi Welter


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Hallo, vielen Dank für die schnelle Antwort. Ja, du konntest mich beruhigen. Ich möchte meinen Sohn nichts "reinzwingen", deswegen habe ich die Mittagsmahlzeit ausgesetzt und werde es später wieder probieren. Ich bin selbst jemand, der nicht alles isst und möchte meinem Sohn das ersparen, was ich in meiner Kindheit erlebt habe. Er soll mit Freude essen. Gibt es den eine Alternative (z.B. Saft oder so) um seinen Eisenvorrat zu decken? Oder ab wann sollte ich defentiv danach gucken? Es heißt ja immer ab dem 6. Monat würde der Eisengehalt der Muttermilch nachlassen... Bzw. den Bedürfnissen des Kindes nicht mehr entsprechen? Ich bin Dir sehr dankbar für die Hilfe die Du/Ihr uns hier gibts/gebt. Wie schon geschrieben, vieles konnte ich so "erlesen". Ich habe vor allem in der schwierigen Anfangszeit des "Stillenlernens" viel mitnehmen und besser verstehen können. Ich habe mir dadurch auch kein Ende der Stillzeit gesetzt. Soweit es geht, lass ich meinen Sohn entscheiden, wann er nicht mehr möchte. Danke für den Buchtipp, ich werd mich mal auf die Suche machen. Einen schönen Abend noch, Gruß Bianca


Biggi Welter

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Liebe Bianca, danke für das nette Lob, ich gebe es gerne weiter an Kristina. Es ist möglich ein Kind deutlich länger als sechs Monate ausschließlich mit Muttermilch zu ernähren. Die Hauptsorge, die dann in Bezug auf Mangelerscheinungen erwähnt wird, ist in den meisten Fällen das Eisen. Eine finnische Studie ergab jedoch, dass bei neun Monate alten Kindern, die immer noch ausschließlich gestillt werden, ein Eisenmangel in weniger als 25 % der Fälle auftritt. Ohnehin ist der Zeitpunkt, wann ein Baby Beikost erhalten muss recht willkürlich gewählt und hat sich im Laufe der Zeit immer wieder verändert, ohne dass es einen echten Beweis für die absolute Richtigkeit des jeweiligen Zeitpunktes gibt. Muttermilch enthält zwar weniger Eisen als zum Beispiel künstliche Säuglingsnahrung oder Kuhmilch, doch die Verfügbarkeit des Eisens in der Muttermilch ist um ein Vielfaches höher als die des in der künstlichen Säuglingsnahrung enthaltene Eisen. Hier auch noch ein Auszug aus einem Artikel von Dr. Alfredo Piscane anlässlich der 15.internationalen LLL Konferenz in Washington. „Zusammenfassend ist festzustellen, dass ein gesunder vollgestillter Säugling seinen Zeitpunkt des ersten Zufütterns selbst bestimmen kann, ohne Bedenken dadurch einem Eisenmangel ausgesetzt zu werden. Selbst bei Kindern, die sich dem ersten Geburtstag nähern, hat der Autor keine Bedenken, wenn sie einen fitten Eindruck machen. Niedriger Eisengehalt im Blut des Kindes ist nur behandlungswürdig bei gleichzeitigen anderen Krankheitsanzeichen. Seiner Meinung nach sind die festgelegten Grenzwerte (auch in der Schwangerschaft) überholungsbedürftig und wenig gesichert. Tatsächlich erhöht sich die Gefahr einer Anämie bei zu früher Beikost, wenn sie nicht sehr eisenhaltig ist, da die optimale Eisenaufnahme der Muttermilch durch Beikost behindert wird. Es wird 50% des Muttermilcheisens resorbiert, aber nur 5% bei Flaschennahrung! Zuviel Eisen erhöht evtl. eine mögliche Erkrankung wie z.B. Malaria und ist gefährlicher als ein Eisenmangel. Bei sechs Monaten ausschließlich muttermilchernährten Kindern liegt die Gefahr einer Anämie bei 4%. Bei den jetzt noch gültigen Grenzwerten ändern wir das, was sich seit einer halben Millionenjahre bewährt hat. Solltest Du unsicher sein, kann dein Kinderarzt den Wert einfach bestimmen lassen. LLLiebe Grüße, Biggi


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