Hallo liebe Stillberaterinnen,
Ich habe eine Frage zur Beikost. Meine Tochter Helene ist jetzt drei Monate alt und hat recht wenig zugenommen seit dem letzten Termin beim Kinderarzt. Wir sind bei 4960 g, zugenommen hat sie etwa 300 g in 5 Wochen. Sie wird gestillt und bekommt übers Brusternährungsset abends 50-80ml Pre dazu, da sie von Anfang an zu wenig zugenommen hat (Geburtsgewicht 4080g, niedrigstes mit etwa 5 Tagen 3720g). Mehr Pre nimmt sie nicht, auch nicht mittags oder so, da spuckt sie die Pre direkt wieder aus. Gewachsen ist sie aber gut und ist auch sonst mopsfidel, dreht sich sogar schon seit 4 Wochen.
Die Kinderärztin meint nun, wir sollen, sobald sie 4 Monate alt ist, mit Brei anfangen, damit sie besser zunimmt. Die Hebamme wiederum sagt der Darm sei dann dafür noch nicht reif genug und ich soll, solange es ihr gut geht, erst mit 6 Monaten mit Beikost starten. Wie sehen Sie das denn? Ist es üblich, dass die Kinder mit Brei besser zunehmen? Der hat doch bestimmt weniger Kalorien als Muttermilch...
Vielen Dank und viele Grüße
Quarkmaus
von
Quarkmaus0310
am 24.05.2019, 14:25
Antwort auf:
Beikost zur besseren Gewichtszunahme?
Liebe Quarkmaus,
drei Experten, 5 Meinungen... Beikost an sich ist kein Garant für besseres Gedeihen eines Babys, und die meiste Beikost hat nicht unbedingt mehr Kalorien als Muttermilch! Muttermilch liefert mehr Kalorien als Gemüse und die meisten Nahrungsmittel, aus denen Mahlzeiten für Babys hergestellt werden. Um die gleiche Menge an Kalorien, wie sie in 100 ml Muttermilch enthalten sind, durch den Verzehr von Karotten aufzunehmen, müsste das Kind fast 400 g gekochte Karotten essen!
Was aber wirklich gut funktioniert, wenn dein Kleines einen Kalorienkick braucht für seine Entwicklung ist die Gabe von Muttermilchsahne. Das geht so: Entweder du lässt abgepumpte Milch einfach nur so lange stehen, bis sich das Fett, der Rahm, oben abgesetzt hat. Den kannst du dann mit einem Löffelchen abschöpfen und dem Kind in den Mund löffeln. Oder du ziehst die gewonnene Milch in leere Spritzen auf die du auf die Spitze stellst, wenn sich der Rahm abgesetzt hat, kannst du den wässrigen, unteren Teil ausdrücken und deinem Baby die Sahne in den Mund tröpfeln. Je mehr davon du in den nächsten Tagen geben kannst, desto besser wird es für deine Kleine sein!
So bekommt das Baby Kalorienbomben, die auf jeden Fall innerhalb von wenigen Tagen ein deutliches Ergebnis bringen müssten (sie sollte hungriger werden, und deutlich an Gewicht zulegen).
Die Beikostempfehlungen variieren stark. Generell jedoch gilt: Dein Baby ist bereit für Beikost, wenn es die folgenden Anzeichen zu erkennen gibt:
o es ist in der Lage alleine aufrecht zu sitzen,
o der Zungenstoßreflex, durch den das Baby feste Nahrung automatisch wieder aus dem Mund herausschiebt, hat sich abgeschwächt,
o es zeigt Bereitschaft zum Kauen,
o es kann selbstständig Nahrung aufnehmen und in den Mund stecken,
o es zeigt ein gesteigertes Stillbedürfnis, das sich nicht mit einer Erkrankung, dem Zahnen oder einer Veränderung in seiner Umgebung oder in seinem Tagesablauf in Verbindung bringen lässt.
In den meisten Fällen ist dies etwa mit einem halben Jahr der Fall, manche Babys (eher wenige) sind schon früher so weit, andere (eher mehr) brauchen noch etwas länger.
Die Einführung der Beikost sollte langsam erfolgen. Es ist am günstigsten , zunächst nur eine geringe Menge anzubieten (jeweils nur mit ein paar Löffeln beginnen) und diese dann langsam zu steigern. Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, sondern immer mal etwas von diesem und jemem anzubieten.
Ohnehin sollte der Begriff BEI-Kost wörtlich verstanden werden, es ist ergänzende Kost, die die Milchnahrung nicht ersetzen, sondern ergänzen soll. Sollte die Milch durch die Beikost ersetzt werden, würde es ANSTATT-Kost heißen.
Wird in Zusammenhang mit der Beikostmahlzeit gestillt, kann das Kind außerdem einige Nährstoffe aus der Beikost besser aufnehmen und verwerten.
Lieben Gruß,
Kristina
von
Kristina Wrede
am 24.05.2019