Frage: Schwermetalle

Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, bei mir besteht Kinderwunsch. Ich habe vor kurzem gelesen, dass Blei für das ungeborene Kind sehr gefährlich ist und zu der Störung kindlicher Entwicklung führen kann. Ich habe das Leitungswasser in der Wohnung testen lassen, die Menge an Blei überschreitet die gesetzlich erlaubte Menge nicht. Das Problem ist dass ich früher auf diese Problematik mit Blei im Wasser und in der Umwelt gar nicht geachtet habe. Früher habe ich sehr viele Jahre in einem Althaus gewohnt, wo eventuell noch Wasserleitungen aus Blei vorhanden waren (Ob dies so tatsächlich war, kann ich nicht mehr klären). Ich habe dort immer Lietungswasser getrunken. Darüber hinaus stand das Haus neben einer viel befahrenen Straße, so dass ich eventuell auch viel Blei aus der Abgasen aufgenommen habe. Es kann also schon sein, dass ich im Laufe meines Lebens (bin 35 Jahre alt, noch keine Kinder) viel Blei aufgenommen habe. Irgendwelche gesundliche Beschwerde habe ich nicht, aber Blei wird ja im Knochen gespeichert und es kann während der Schwangerschaft, bedingt durch eine erhöhte Stoffwechselaktivität, zur Mobilisierung von Blei aus den Knochen und damit zu einer Gefährdung des Ungeborenen kommen. Meine Fragen: Passiert dann diese Mobilisierung der Blei aus den Knochen der Mutter bei jeder Schwangeren? Kann man das irgendwie verhindern? Sie haben einer Frau hier im Forum geantwortet, dass bei erhöhten Bleiwerten im Blut eine Entgiftung durch Komplexbildner (z. B. DMPS) möglich ist. Darf man dann diese Entgiftung während der Schwangerschaft machen? Und falls ja – wird die Entgiftung durch Komplexbildner helfen, das ungeborene Kind von der Schädigung durch Blei zu schützen? Hatten Sie eventuell Patientinnen in Ihrem Krankenhaus, die wegen erhöhten Bleiwerten in der Schwangerschaft die Entgiftung durch Komplexbildner machen mussten? Wie hoch war die Erfolgsrate? Und ich habe noch eine weitere Frage. Ich habe in 2016 sehr gerne und daher sehr viel und oft Gerichte aus Tunfischkonserven gegessen. Seit ich Ende 2016 erfuhr, dass Tunfisch viel Quecksilber enthalten kann, habe ich kein Tunfisch mehr gegessen. Ich habe gelesen, dass eine schwermetallbelastete Mutter bis zu 60% ihrer Schwermetalle während der ersten Schwangerschaft an ihr Kind abgibt. Wie gross ist die Gefahr, dass mein erhöhter Tunfischkonsum in 2016 die kindliche Entwicklung negativ beinflussen kann? Kann man hier irgendwelche Massnahmen treffen, damit das Kind durch mein Quecksilber-Depot nicht geschädigt wird? Kann man hier auch während der Schwangerschaft den Quecksilbergehalt im Blut messen und dann eine Entgiftung durch Komplexbildner machen? Vielen Dank im Voraus für Ihre Antwort.

von Kathi2018 am 19.01.2018, 07:51



Antwort auf: Schwermetalle

Bei Frauen ohne berufliche Exposition liegt die Bleikonzentration im Blut i. A. unter 70 µg/l. Bei einer chronischen Belastung kann natürlich Blei im Skelettsystem gespeichert sein. Wenn jetzt Ihre Blutwerte unauffällig sind, ist jedoch nicht zu befürchten, dass ohne zusätzliche Aufnahme von außen ihre Blutwerte in der Schwangerschaft in gefährliche Dimensionen ansteigen werden. Erwachsene weisen im Vollblut eine Quecksilberkonzentration unter 2 µg/l auf. Wenn Sie ihre Blei- und Quecksilberbelastung aktuell messen lassen und sich keine auffälligen Befunde ergeben, müssen Sie sich bei Kinderwunsch keinerlei Sorgen machen, sofern Sie nicht gegenwärtig durch Kontakt mit äußeren Quellen (z. B. berufliche Umgebung) Schwermetallen in großen Mengen ausgesetzt sind.

von Dr. Wolfgang Paulus am 21.01.2018