Frage: Erythromycin/Infectomycin 600 in der Frühschwangerschaft unbedenklich?

Sehr geehrter Herr Doktor Paulus, vielen Dank, dass Sie Zeit finden und sich der Beantwortung meiner Fragen widmen. :-) Ich habe eine, durch ein Labor durch Blutentnahme, bestätigte Urea Plasmainfektion. Es wurde der IgM-Wert untersucht. Mein Wert lag bei 1:128, der Referenzbereich liegt bei 1:10. Das heißt, dass ich den Referenzwert um das 12,8 übersteige. Da ich in der Vergangenheit schon mit zwei Aborten zu kämpfen hatte, hat sich meine Ärztin nach langem Überlegen entschlossen, mir eine Antibiose mit Erythromycin 600 mg zu verschreiben, weil sie davon ausgeht, dass eine unbehandelte Infektion die Gefahr der Antibiotikaeinnahme übersteigt. Ich habe die Einnahme gestern begonnen und nehme 3* täglich 600 mg. (Als kleine Info am Rande: Ich leide unter einer starken Allergie gegenüber Amoxicillin.) Bei Embryotox steht, dass Erythromycin in der Frühschwangerschaft indikationsgerecht eingesetzt werden kann, es jedoch in einigen Studien zu Herzfehlbildungen gekommen sei. Ferner steht da, dass man bei der Interpretation dieser Studien kritisch sein müsse und dass andere Studien keine Gefahr von Fehlbildungen und Herzfehlern hätten finden können. Außerdem soll Erythromycin ein alter und bekannter Wirkstoff sein. Ich hatte hier auch schon einmal in den Expertenforen nachgelesen und auch widersprüchliche Antworten gefunden. Meine Fragen diesbezüglich wären also folgende: Wie groß ist die Gefahr von Herzfehlern tatsächlich? Kann man das prozentual einschätzen? Gefährde ich den Embryo nun mit der Einnahme? Könnte ein Arzt beim Ersttrimesterscreening in der 12. SSW schon Auffälligkeiten beim Embryo entdecken? Ich habe derzeit den Eindruck, dass ich mich zwischen "Pest" und "Cholera" entscheiden muss. Mir fiel die Entscheidung zum Therapiebeginn wirklich sehr, sehr schwer. Dennoch hatte ich einfach Angst vor einem weiteren Abort und vor derzeit noch unbekannte Folgen für das ungeborene Leben, bedingt durch die infektion. Eine Urea Plasmainfektion stellt ja leider auch eine objektive Gefahr für die gesunde Entwicklung des Kindes und einer problemlosen Schwangerschaft dar. Was mich auch gewundert hat, war die Tatsache, dass der gelbliche Ausfluss nach der Einnahme von Clotrimazoltabletten á 3 mal kurzfristig verschwunden war, jedoch nach Absetzen des Medikamentes und nach Beendigung meiner Periode wieder auftrat. Ich hatte gelesen, dass Urea Plasmen weitere Erkankungen des Genitalbereiches fördern könnten. Könnte es sein, dass ich mir dadurch noch eine Candidainfektion zugezogen habe könnte? Bei der Anwendung mit MultiGyn Actigel blieb der gelbliche Ausfluss unverändert. Meine Gynäkologin sagte mir, dass ein Abstrich unnötig sei, weil die o.g. Blutuntersuchung differenzierter sei. Vielen Dank für Ihren Rat. Mit freundlichen Grüßen Paula

von PaulaPolli am 18.03.2022, 11:01



Antwort auf: Erythromycin/Infectomycin 600 in der Frühschwangerschaft unbedenklich?

Ureaplasma urealyticum ist ein häufiger Keim im Genitaltrakt und wird bei 40 - 80 % gesunder Frauen im Vaginal-/Genitalbereich nachgewiesen. Handlungsbedarf besteht daher in erster Linie bei Beschwerden. Ob Ihre Aborte in Zusammenhang mit einer Infektion stehen, ist reine Spekulation. Es gibt viele Ursachen (v. a. genetische Anomalien), warum 15 – 20 % aller Frühschwangerschaften mit einer Fehlgeburt enden. Bei Penicillinallergien ist Erythryomycin eine altbewährte Alternative. Eine Studie auf der Grundlage des Swedish Medical Birth Register (Kallen 2005) ermittelte nach Antibiose mit Erythromycin - im Gegensatz zu Penicillin V - einen leichten Anstieg der Fehlbildungsrate. Nach Anwendung von Erythroymycin im ersten Trimenon wurden unter 1844 Neugeborenen 103 angeborene Anomalien erfasst (5,6%). Darunter befanden sich 34 Kinder mit isolierten kardiovaskulären Defekten, was eine Verdopplung gegenüber einem Vergleichskollektiv unter Penicillin V entspricht. Andere große Auswertungen aus Skandinavien und den USA konnten jedoch einen solchen Zusammenhang nicht bestätigen. Im Rahmen von antibiotischen Therapien wird oft auch die Vaginal- und Darmflora beeinträchtigt, so dass sekundär Pilzinfektionen auftreten können. Zur Stabilisierung der gesunden Vaginalflora eignen sich Präparate mit Milchsäurebakterien im Anschluss an die Antibiotikatherapie.

von Dr. Wolfgang Paulus am 18.03.2022



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