Liebe Frau Neumann,
meine Tochter (10 Monate) ist sehr interssiert am Essen und will gar nicht mehr gestillt werden. Darüber, dass die Umstellung auf Beikost so einfach war, freue ich mich sehr. Allerdings hat mein Kind scheinbar kein Sättigungsgefühl - sobald eine Essensportion leer ist, fängt es an zu weinen und verlangt nach mehr. Wenn ich ihm etwas anbiete, wird auch das komplett aufgegessen und dann geht wieder das Geschrei los. (Bis ich meine Tochter mit spielen ablenke). Auch wenn ich etwas esse, nachdem sie gerade gegessen hat und eigentlich satt sein müsste, will sie unbedingt etwas von mir haben. Daher versuche ich immer, zeitgleich mit ihr zu essen, was leider nicht immer möglich ist. Nur selten (meist dann beim Mittagsbrei) fängt sie irgendwann an mit dem Essen zu spielen, was für mich ein Zeichen ist, dass sie satt ist. Auch zwischen den Mahlzeiten habe ich das Gefühl, dass sie ständig etwas essen könnte, wenn ich ihr permanent etwas anbieten würde.
Hinzu kommt, dass sie nicht das bewegungsaktivste Kind ist. Sie beobachtet sehr gerne, spielt auch viel, aber geht nicht so viel auf Entdeckungstouren. Ansonsten wäre viel Bewegung ein Grund für den großen Appetit. ;)
Ich mache mir etwas Sorgen, dass ich mein Kind überfüttere und es kein Maß beim Essen lernt.
Nun sind meine Fragen:
1. Ist es möglich, dass meine Tochter kein Sättigungsgefühl hat und daher zu viel isst?
2. Wie groß sollten die Protionen sein und wie oft sollte mein Kind täglich essen?
3. Was kann ich meinem Kind anbieten, wenn es nach dem Essen immernoch Hunger hat, ohne, dass es zu viele Kalorien zu sich nimmt?
Der momentane Speiseplan sieht folgendermaßen aus:
morgens: Brei mit Haferflocken (3 EL), Obst und Nüssen
mittags: Gemüsebrei (Kartoffel und Gemüse) oder Nudeln mit Gemüse (meist mehr als 200 g)
nachmittags: eine Reiswaffel und/oder Obst
abends: Milchbrei oder 1,5 bis 2 Scheiben Vollkornbrot und Gurke o.ä.
Vielen Dank im Voraus für die Antwort!
Viele Grüße
von
GJay
am 29.07.2015, 11:52
Antwort auf:
Wieviel sollte mein Baby täglich essen?
Hallo GJay
Deine Tochter isst offensichtlich mit gutem Appetit und hat viel Spaß beim Entdecken der Familienkost. Diese Phase ist eine sehr wichtige Phase, die du gerne mit großem Staunen begleiten darfst.
Das Interesse deiner Tochter gilt momentan vor allem noch dem spielerischen Entdecken der Nahrungsvielfalt. Sie entdeckt neue Aromen, neue Konsistenzen, kurzum - die verschiedenen sensorischen Eigenschaften von Lebensmitteln. Manches fühlt sich für sie noch lustig an, manches erlebt sie als rundum lecker, manches ist sauer, salzig oder süß, weich oder hart, krümelig oder fluffig. Sie lernt "essen" mit allen Sinnen. Das ist eine tolle Lernerfahrung.
Kinder erleben das Essen mit allen Sinnen und Essen dient in diesem Alter nicht nur zur Ernährung, sondern auch und vor allem zum Sammeln von neuen Ess- bzw Sinneseindrücken. DIe Kleinen beobachten ihre Mitwelt und imitieren diese. Deshalb sind die Speisen besonders begehrt, die du (egal wann :)) oder andere Familienmitglieder essen.
Für die Kleinen ist jetzt alles spannend. Als Mama ist man dadurch sehr gefordert. Doch diese Experimentierphase gehört unbedingt dazu und sie vergeht auch wieder. Lass deine Tochter vielerlei Esserfahrungen machen und lass sie immer die gewöhnliche Familienkost mitessen, sodass eure Tochter viele Esseindrücke sammeln und damit ihre gustatorische Wahrnehmung schulen kann.
Deine (gesunde) Tochter wird auch nicht zu viel essen. Vielleicht hat sie gerade noch einen Wachstumsschub. Deine Tochter möchte auch, wie du schreibst, kaum noch gestillt werden, wodurch ihr sättigende Milch fehlt, die sie zum Wachsen und Gedeihen bzw zum Satt werden benötigt.
Wenn du nicht auf eine Folgemilch statt Mumi umsteigen möchtest, bitte ich dich, die Milchsache mit deiner Nachsorgehebamme zu besprechen. Evtl kannst du dich in dieser Angelegenheit auch einmal an Biggi Welter, im betreuten Stillforum hier bei rub, wenden. Sie kann dich ebenfalls gut beraten. Einmal am Tag ist eine Portion Kuhmilch im Brei (ca 200 ml) in Ordnung. Mehr Kuhmilch sollte es im 1. Lj jedoch noch nicht sein. Eine zweite Portion Trinkmilch (Säuglingsmilch oder Mumi) wird in diesem Alter noch empfohlen. Finde hierzu eine Alternative zur Mumi und/oder besprich dich ggf mit deinem KiA.
5 Mahlzeiten täglich sind optimal - 3 Hauptmahlzeiten und 2 ZMZ. Die ZMZ dienen zur Überbrückung.
Es geht bei der Einführung zur Familienkost zunächst auch darum, gemeinsame Mahlzeiten am reichhaltig gedeckten Tisch zusammen einzunehmen. Das gemeinsame Mahl inspiriert zum Nachahmen.
Morgens und abends kannst du einen Teller mit Butter bestrichenen Brotstückchen richten. Schneide kleine (entrindete) mundgerechte Brotstückchen, die mit einem "happs" im Mund landen.
Ergänzendes Fingerfood beim Mittagstisch kann folgendes sein:
Nudeln, Gemüsestückchen, Hühnerfleisch - klein geschnitten, leicht angebratenes mageres Hack, Kartoffeln - zerdrückt, als Stückchen, durch die Kartoffelpresse gedrückt, u.v.m.
Bspw Herzoginkartoffeln
750g geschälte Kartoffeln in Salzwasser kochen. Wasser abschütten, Kartoffeln stampfen, zu Kartoffelbrei. Etwas auskühlen lassen.
mit
1 Ei, 1 Eigelb, Salz, 1 EL Butter vermengen, Hauch Muskat nach Belieben.
Alles gut vermischen und mit dem Spritzbeutel Rosetten auf eine Backblech spritzen.
Wenn das zu mühselig ist, also für die Alltagsküche, kann man den Teig auch mit Hilfe von zwei TL als Nocken auf ein Backblech setzen.
Die Dinger werden noch mit einer Eigelb/Milch-Mischung bepinselt und ca 15 min im Ofen bei 190° gebacken. Auch Sahne reicht zum Bepinseln aus. Sie werden dann nur nicht so schön leuchtend gelb.
Grießklößchen
80g (Nockerl-)Grieß oder Hartweizengrieß
30g flüssige Butter
1 Ei
1 Prise Salz
1/2 l Gemüse- oder Fleischbrühe in einem mehr hohen als breiten Topf zum Kochen bringen. Nach dem Aufkochen die Temperatur zur Hälfte reduzieren.
Zubereitung Klößchen:
Das Ei in einer kleinen Schüssel oder Tasse mit einer Gabel verquirlen. Salz dazu geben. Die Butter im Wasserbad (oder Mikrowelle) verflüssigen, zum Ei rühren. Schliesslich den Grieß mit Hilfe der Gabel vermischen.
Mit einm Teelöffel nun kleine Nocken abstechen und direkt in die aufgekochte Brühe einlegen. Ca 20 mon sanft köcheln lassen, Hitze wegnehmen und weitere 5 - 10 min ziehen lassen. Servieren.
Die Klößchen als FIngerfood (ohen Brühe) zum Brei geben oder als Fingerfood, evtl kleingemacht, auf einem Teller anbieten.
Apfel-Haferbötchen:
siehe bitte hier:
http://www.kuechengoetter.de/rezepte/Brot-Broetchen/Apfel-Hafer-Broetchen-18059.html
Also dann
Grüße
B.Neumann
P.S. lies ggf auch noch dieses Posting hier:
http://www.rund-ums-baby.de/kochen-fuer-kinder/beitrag.htm?id=40974&suche1=hafer&seite=1
Die Antwort richtet sich zwar mit den konkreten Mengenempfehlungen an Kinder im 2. Lj - die allgemeinen Tipps sowie der Text im Posting gelten aber auch schon jetzt, d.h. für Babys ab dem 10. Lm.
von
Birgit Neumann
am 30.07.2015