Kigakids

Forum Kigakids

Überforderung mit Verhalten/3,5 Jährige Tochter

Thema: Überforderung mit Verhalten/3,5 Jährige Tochter

Hallo, ich muss mir Mal eben was von der Seele schreiben und brauche etwas Rat. Ich weiß nicht was falsch läuft. Aber ich fühle mich immer mehr überfordert mit meiner Tochter, und sie ist unser einziges Kind.Sie ist jetzt 3,5 Jahre alt. Konstellation Vater-Mutter-1Kind. Mein Mann arbeitet Vollzeit im Home-Office. Grosseltern mehrere h Autofahrt entfernt. Keine Unterstützung. Also wir sind hier alleine mit Haus, Hof,vielen Tieren, viel Arbeit. Umzug vor 3Jahren/wenig neue Kontakte. Ich bin Zuhause weil wir es uns leisten können und aber auch weil wir es uns NICHT leisten können das ich nicht verfügbar bin-bzw hier alles am Laufen halte. Corona war natürlich auch für uns bisher eine große Belastung,auch sind wir lange Zeit recht isoliert gewesen. Ich fühle mich schon länger überfordert(1 1/2Jahre) Mein Kind will 110 Prozent Aufmerksamkeit.Von Anfang an...sie kann sich auch nicht alleine beschäftigen und ist sehr schüchtern woanders,braucht dauernd Körperkontakt. Redet dann nicht und isst und trinkt auch oft nichts wenn wir wo neues sind zu Besuch. Ein Wunder sind es mal 10 min die sie sich von mir entfernt. Sie ist immer am Jammern...ich bin verzweifelt und ich kann nicht mehr. Ich kann's nicht mehr hören. Es sind banalste Sachen. Kleidung sitzt falsch,zwickt,kratzt oder Stuhl steht nicht richtig, ich renn ihr nicht sofort hinterher,irgendwas läuft nicht nach der Standard Routine, sie möchte nie alleine aufs Klo( sie ist komplett trocken seit sie 3 ist), nie alleine Händewaschen....Und am liebsten würde ich manchmal einfach die Flucht ergreifen. Vor ein paar Monaten kam nun etwas Entlastung durch den Kindergarten...wenigstens Mal 4 h Fremdbetreuung was sehr gut klappt ausser das sie auch nichts isst dort. Nun etwas mehr Zeit-Etwas was wir die letzten Jahre NIE hatten- Eine Pause. Keine Paarzeit. Im Moment sind wir dabei einiges Nachzuholen oder ich versuche es aufzuholen was liegen blieb die letzten Jahre. Natürlich liebe ich Sie, unsere Tochter. Sie kann auch anders. Wir erleben schöne Dinge zusammen.ABER: Was läuft denn schief?Ist das normal?Warum bin ich so unglücklich?Warum ist sie so unzufrieden? Sie langweilt sich ganz schnell. Dann jammert sie...wenn wir dann was machen ist die Lust schnell verflogen ...sie sagt ganz schnell ist ihr alles zu anstrengend -dann soll ICH weiter malen als Beispiel,oder ich weiter Lego bauen oder,oder...ständig will Sie das ich was tue und sie mir dabei zu sieht. Ich hab ehrlich keinen Bock mehr drauf.Ich bin nur noch genervt. Oft sagt sie auch sie hat Angst vor etwas.Oder Hat Angst im Kindergarten was zu essen..Sie ist recht klein und zierlich,war sie schon von Anfang an,immer die Sorge sie nimmt nicht zu. Wir haben so viel Angebote hier am Haus.Schaukel,Rutsche ,großes Grundstück, Spielzeug..wir haben Tiere..Aber schnell vergeht die Lust.Laufen Ist ihr nach 2m auch ganz schnell zu anstrengend....Ich verstehe sie nicht. Dabei ist sie seit sie 2 ist so flink auf ihrem Laufrad unterwegs gewesen.Also Bewegungsfreudig. Zum Turnen möchte sie auch nicht,bzw konnte sie sich nicht von mir lösen oder lief alle 5 min zu mir. Sie textet mich Zuhause zu...woanders redet sie nicht.Manche Erzieher dachten anfangs sie könne nicht reden. Ständig fühle ich mich unter Druck für Sie zu reden-zu antworten-gar zu reagieren wenn sie angesprochen wird. Bei guten Bekannten ist das schon viel besser jetzt. Verlange ich zu viel von Ihr? Ist das Normal? Was sollte denn ein Kind in ihrem Alter schon können? Kennt ihr das?

von Mowcow88 am 11.02.2022, 13:20



Antwort auf Beitrag von Mowcow88

Fühl Dich erstmal gedrückt! Vorweg, ich verstehe Dich super gut! Ich bin immer früh wieder angefangen zu arbeiten, weil mir Zuhause auch die Decke auf den Kopf fällt. Ich möchte mich mit Erwachsenen austauschen, ich brauche von außen die Anerkennung für meine Arbeit. 'Kinderarbeit', 'Hausarbeit' gibt mir das nicht in dem Maße. Auf der Arbeit wird man idealerweise nach seinen Stärken eingesetzt. Jemand, der super gut mit Kunden umgehen kann und dem das Spaß macht, wird man nicht zum Dokumentieren einsetzen. Jemand, der sozialscheu und introvertiert ist, wird man nicht in den Außendienst schicken. Ich finde Kinderfördern, mit Ihnen spielen in vielen Bereichen sehr langweilig. Man macht es, weil das Kind es braucht, aber es ist eine große Entlastung, wenn die Kinder groß werden und eh lieber mit anderen Kindern spielen. Deine Tochter scheint eher scheu und introvertiert zu sein. Das ist nichts Schlechtes. Ich bin das auch und halte trotzdem Vorträge vor vielen Menschen. Man kann das alles lernen. Ich finde, Du solltest erstmal für Dich Dir überlegen, was Du von Deinem Leben noch erwartest und möchtest. Nicht was Dein Mann will, was Deine Tochter braucht. Was macht Dir Freude? Was sind Deine Stärken? Fehlen Dir vielleicht andere Kontakte? Wenn ja, wie könntest Du das ändern? Ein Job hilft dabei, und wenn es nur ein paar Stunden in der Woche sind. Hobbys. Man kann auch z.B. Arbeiten, die einem wenig Spaß machen, "zukaufen". Mitunter ist das ein Minusgeschäft, aber man ist viel zufriedener. Dann wirkt Deine Tochter sehr unzufrieden. Warum ist das so? Spürt sie vielleicht auch Deine innere Unzufriedenheit, klammert sie deshalb so? Ihr seid in einer ganz engen Symbiose und Kinder haben superfeine Antennen für Stimmungen. Kümmert ihr Vater sich zu wenig? Kinder brauchen wenn sie älter werden eine 2. Person, um sus dieser engen Mutter-Kind Bindung rauskommen. Idealerweise geht das über den Vater. Ich würde versuchen, Spieldates im Kiga bei Euch Zuhause auszumachen. Wenn ihr einen Hof mit Tieren habt, ist das doch sehr attraktiv für andere Kinder. Kinder in dem Alter muss man beim Pflegen ihrer Kontakte unterstützen. Und Deine Tochter könnte sich in heimischer Atmosphäre sich besser Spielen mit anderen Kindern lernen.

von emilie.d. am 12.02.2022, 08:33



Antwort auf Beitrag von emilie.d.

Hey, ich kann dich verstehen, das würde bestimmt jedem so gehen. Sie braucht Beschäftigung -> Spieltermine ausmachen mit anderen Kindergarten Kindern. Geht doch Mal bei euch raus auf den Spielplatz? Such dir einen Babysitter der regelmäßig kommt, auch du brauchst Entlastung. Dann können dein Mann und du auchmal was alleine machen und wenn es nur spazieren ist (oder später Mal wieder alleine essen gehen). In dem Alter ging es los dass Freunde wichtig wurden. Versucht da unbedingt was aufzubauen. Alles liebe

von Aurum am 12.02.2022, 23:38



Antwort auf Beitrag von Mowcow88

Huhu, ich hatte beim Lesen drei Gedanken, die ich Dir hier einfach mal als Anstoß aufschreibe: - Ein Kind in diesem Alter braucht am besten täglich Spielgefährten, und zwar auch nachmittags. Mama ist dafür kein Ersatz. Man mutiert sonst zur Alleinunterhalterin, und das ist nicht der Job einer Mutter. Ich habe daher in diesem Alter meiner Kinder versucht, mehrere Einladungen/Verabredungen pro Woche zu organisieren, mit anderen Kiga-Kindern oder auch Kindern aus der Nachbarschaft. Einfach andere Mütter im Kiga ansprechen und fragen, ob ihr Kind mal zum Spielen kommen will. Klappt so gut wie immer. - Kinder werden „anstrengend“, nörgelig und fordernd, wenn sie spüren, dass Mama sich innerlich distanziert, genervt ist oder sich am liebsten zurückziehen möchte. Da Kinder so existentiell abhängig von ihren Eltern sind, reagieren sie auf den Rückzug der Mutter mit umso stärkerem Klammern und sorgen durch unerwünschtes Verhalten für Aufmerksamkeit. Denn negative Aufmerksamkeit ist ihnen immer noch lieber als gar keine. - Es gibt also einen Teufelskreis: Du gehst innerlich einen Schritt rückwärts, weil Du genervt bist, und Deine Tochter legt noch einen Zahn zu, Du bist dann noch mehr genervt usw. Es ist extrem wichtig, aus diesem Teufelskreis herauszukommen. Das kann nicht das Kind, sondern das kann man nur selbst. Die Zauberformel ist: den inneren Widerstand aufgeben. Akzeptieren, dass diese Zeit jetzt so ist, wie sie ist. Es kommen auch wieder andere Zeiten. Widerstand kostet irre viel Kraft, und er ist noch dazu völlig fruchtlos. Ja, man hat in diesem Alter der Kinder als Mutter keine Privatsphäre und meist auch keinen Raum für sich. Auf Jahre hinaus kommt das Kind an erster Stelle, danach kommt seeeehr lange gar nichts, und dann kommt man selbst. Das ist so. Ich selbst hatte auch keine Entlastung, null (Großeltern weit weg etc.). Ich habe dann die Kiga-Vormittage nicht nur zum Arbeiten genutzt (das auch, Home Office), sondern habe in dieser Zeit jeden Tag meditiert, ohne Ausnahme. Das geht auch bei viel Arbeit. Für das, was einem wirklich wichtig ist, findet man eine halbe Stunde. Meditation hat bei mir wirklich alles gerettet: Ich war erholt, denn Meditation ist wie ein täglicher Kurzurlaub, in dem man wirklich körperlich und seelisch regeneriert. Sie macht außerdem geduldiger, gelassener und löst innere Widerstände auf. Das ist meinen Kindern unglaublich zugute gekommen, vor allem aber auch mir selbst. Ich weiß gar nicht, was ich ohne gemacht hätte. Man muss aber am Ball bleiben, und es Monate und Jahre einfach jeden Tag machen, ohne das täglich neu mit sich selbst zu verhandeln. Sondern so selbstverständlich wie Zähneputzen oder Essen. LG

von Jorinde17 am 14.02.2022, 08:27