Elternforum Kigakids

extrem emotionales Kind

extrem emotionales Kind

Paul82

Beitrag melden

Hallo zusammen, unser fast 4 Jahre alter Sohn ist ein extrem emotionales und sensibles Kind. Er kann sich für vieles super begeistern, ist sehr aufmerksam und einfühlsam, aber leider auch sehr oft über Stunden hysterisch. Er schreit dann in einer Lautstärke, die oft an Körperverletzung grenzt. Vor allem für das Gehör seiner 1 Jährige Schwester kann das eigentlich nicht gesund sein. Aber auch für uns ist das kaum auszuhalten, wenn er auf dem Arm direkt neben dem Ohr brüllt. Dazu schlägt er dann auch oft um sich oder schleudert seinen Kopf in unser Gesicht oä. Ganz oft weiß keiner von uns, was der Grund dafür ist. Mittlerweile sagt er auch ganz oft verzweifelt, dass er nicht weiß warum er sich so fühlt oder was los ist. Ich glaube eigentlich, dass wir nicht so schlecht darin sind ihn in den Momenten aufzufangen, aber je länger sein Nervenzusammenbruch geht, je mehr seine Schwester darunter leidet und je mehr "Gewalt" er uns gegenüber anwendet, desto schwerer fällt uns das. Und dann wird leider doch "zurückgebrüllt" oder man setzt ihn in sein Zimmer und macht die Tür kurz zu. Hilft aber natürlich (wie alles andere) überhaupt nicht. Für uns ist eindeutig, dass ganz viel mit Schlaf zusammenhängt. Wenn er nicht ausgeschlafen ist, dann ist er manchmal unerträglich. Heute morgen ist er um halb 6 aufgewacht und hat dann 2 Stunden einen Nervenzusammenbruch nach dem anderen gehabt. Als es irgendwann vorbei war ist er super gelaunt in den Kindergarten und später zum Sport gegangen. Kaum hat er mich dann am späten Nachmittag gesehen, ist er wieder mehr oder weniger zusammengebrochen und dann nach 2 Stunden hysterischem Anfall total platt eingeschlafen. Im Kindergarten können die sich gar nicht vorstellen, dass er manchmal so ist, weil er da so aufgeschlossen ist und mit allen super klar kommt. Vermutlich "funktioniert" er da aber einfach und ihm ist das eigentlich alles zu viel im Kindergarten und das fällt dann später von ihm ab. Er geht meist so gegen 7 Uhr ins Bett und kommt dann meistens irgendwann zu uns ins Bett. Oft kuschelt er sich dann einfach dazu und wenn wir es irgendwie schaffen alle bis 7 zu schlafen, dann läufts meist gut. Aber manchmal klappt das eben nicht und dann macht er so lange einen Aufstand bis alle wach sind und aufgestanden wird. Und dann startet er viel zu müde in den Tag. An solchen Tagen bräuchte er wahrscheinlich Mittagsschlaf aber das funktioniert im Kindergarten leider nicht. Ehrlich gesagt sind wir ziemlich am Limit und die Stimmung der ganzen Familie hängt von seiner Laune ab. Wenn die gut ist, sind wir alle super glücklich, aber wenn die nicht gut ist, dann kümmern wir uns zu 90% um ihn, seine Schwester kommt viel zu kurz und unsere Laune ist auch angespannt. Ich hab das Gefühl wir brauchen dringend Hilfe um ihm besser helfen zu können. Aber geht man damit zum Kinderpsychologen oder spricht man erst mal mit dem Kinderarzt (leider super schwer Termine zu bekommen, die U ist erst in 2 Monaten) oder fragt man bei der Familienberatung oä an?


User-1721891580

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von Paul82

Guten Morgen, es hört sich wirklich sehr nervenaufreibend an. Ihr braucht eine sofortige Lösung und eine langfristige. Kurzfristig würde ich mir einen Termin bei der Familienberatung holen- das habe ich auch gemacht und tat unglaublich gut! Da kann wirklich jeder was von mitnehmen und neues dazu lernen. Dann würde ich zeitgleich einen Termin beim Kinderarzt machen und eine Überweisung zum Kinder-und-Jugendpsychiater besorgen, um dann da einen Termin zu machen (Wartezeiten von bis zu einem Jahr!), vielleicht braucht ihr ihn später nicht mehr, aber falls sich die Lage nicht bessert ist es gut ihn schonmal zu haben. Und eventuell Ergotherapie ansprechen, damit er lernt seine Gefühle besser zu lenken. Kennst du dich mit dem Thema „Hochsensibilität“ ein bisschen aus? Für mich klingt er ziemlich überreizt. Wenn nicht- belese dich dazu mal etwas. Es hilft oft schon, wenn man den Tagesablauf entzerrt und gerade am Nachmittag alles etwas entspannter angeht.


kuddelmuddel

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von Paul82

die familienberatungsidee wäre für mich auch der erste schritt außerdem finde ich, dass man einem vierjährigen gut klar machen kann, dass schreien und "gewalt" (warum in anführungszeichen?) keine lösung ist. und zwar nicht, wenn er eskaliert, sondern in einer ruhigem minute erklären, dass das zu laut ist für alle beteiligten und dass es von nun an zwei möglichkeiten gibt: kind kann in seinem zimmer schreien, oder ihr verlasst den raum. emotionsbegleitung und bedürfnisorientierung sind wichtig, aber für alle! auch ihr eltern und die schwester haben ein recht darauf. wenn das kind durch "externe aktivitäten" sehr aufgewühlt ist, sich also dort beherrscht und dann zuhause zusammenbricht, hilft es nur, die nicht notwendigen dinge zu lassen und zuhause nur ruhigen, entspannten, langweiligen alltag anzubieten. zu euren bedingungen ;-) ich bin ein freund der "kaputten schallplatte": "sei bitte leise, uns tun die ohren weh. wenn du schreien musst, geh in deinem zimmer schreien" wird ca xmillionen mal wiederholt. klappt das nicht, das kind ruhig ins zimmer begleiten "du bist nicht leise, also entscheidest du dich, in deinem zimmer weiterzuschreien..." lässt es sich nicht bringen "du bist uns zu laut, wir gehen jetzt raus.." das ganze stets ruhig, gleichförmig, selber nicht emotional, eine tatsachen-ankündigung. das dauert seine zeit, bietet aber sicherheit :-) LG


Jorinde17

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von Paul82

Hallo, ich habe beruflich schon öfters mit solchen impulsiven Kindern zu tun gehabt. Man nennt Kinder, die in diesem Alter ihre Emotionen noch nicht kontrollieren können, auch „unterkontrollierte“ Kinder. Gerade Jungen sind hier recht oft betroffen. Sie haben keine Frustrationstolerenz, sind oft aggressiv-impulsiv und steigern sich in Wutsituationen hinein. Wichtig: Die Eltern solcher Kinder habe nichts falsch gemacht. Man glaubt heute, dass die noch zu schwach ausgeprägte Impulskontrolle überwiegend genetisch bedingt ist. Es ist also ein bisschen Glückssache, ob man so einen kleinen „Wutbolzen“ hat oder ein eher ruhiges Kind. Für Eltern ist das jedoch sehr belastend. Eltern solcher Kinder geraten oft selbst an ihre Grenzen und reagieren nicht selten auch auch irgendwann aggressiv, ohne dass sie etwas dafür könnten. Diese Kinder fordern ihre Eltern weitaus stärker als ruhigere, emotional stabile Kinder. Deshalb wird geraten, dass betroffene Eltern sich und dem Kind Hilfe suchen. Este Anlaufstelle ist eine Erziehungsberatung (sind nur wenige Treffen), oft reicht das schon. Das Ding ist, dass normale Erziehungsmaßnahmen (Ermahnen, Lernen aus den Folgen, Beruhigungsversuche usw.) bei diesen impulsiven Kindern nicht greifen, wie ihr sicher selbst längst gemerkt habt. Sondern es gibt hier andere Empfehlungen zur Umgehensweise. Zum Beispiel reagieren diese Kinder oft besser, wenn man sie nicht nur anspricht, sondern gleichzeitig auch berührt. Ihr Gehirn nimmt die Ansprache dann eher wahr. Das ist aber nur eine von vielen Tipps, die es zu solchen Kindern gibt, und die man als Eltern nicht automatisch kennt. Da die Situation anfängt, die Familie im Alltag einzuschränken und auch die Zufriedenheit aller leidet, ist es jetzt Zeit, euch beraten zu lassen. Das ist wirklich hilfreich und genau für Fälle wie euren gedacht. Da ist nichts dabei, sondern es ist oft eine Riesen-Entlastung. Denn zum einen kann man einfach mal aussprechen, wie es allen mit der Situation geht. Zum anderen bekommt man gute Alltagstipps, die die Situation oft bald sehr entschärfen. Es lohnt sich wirklich. Kostenlose Erziehungsberatung bieten nach Terminabsprache Diakonie, Caritas oder Kinderschutzbund an. Einfach anrufen und einen Termin ausmachen. LG


Rachelffm

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von Paul82

ich würde zum kia gehen und ne überweisung ins spz erbitten. habt ihr euch mal mit hochsensibilität beschäftigt? wenn da mehrere punkte auf ihn zutreffen, könnte das evtl. ein ansatz sein.


JoMiNa

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von Paul82

Das klingt wirklich anstrengend. Die anderen haben schon gute Tipps geschrieben. Als Ergänzung: Ich würde nicht nur reden, sondern auch handeln. Wenn er auf dem Arm ist: Erst absetzen, dann sagen, dass es zu laut ist. (Ist er mit 4 Jahren denn noch häufig auf dem Arm? In dem Alter haben wir das gar nicht mehr gemacht.) Wenn er direkt neben einem steht: beim Schlagen Arme kurz festhalten, einige Schritte weggehen. Auch mit Ton und Körpersprache kann man die Worte gut untermalen (kann man gut bei Schiedsrichtern im Fußball beobachten ). Und noch ein Punkt: Die kleine Schwester solltet ihr gedanklich rausnehmen. Sie wird bestimmt keinen Schaden nehmen, solange ihr verhindert, dass er sie körperlich angeht. Wir haben auch Junge und Mädchen mit 3 Jahren Abstand und ich kenne gut das Gefühl, dass man „die Kleine“ beschützen möchte. Das dürft ihr eurem Sohn aber nicht zeigen, außer der Angriff geht wirklich gegen sie. Denn sonst hat er noch mehr das Gefühl, von euch abgewiesen zu werden und das stachelt die (bestimmt vorhandene) Eifersucht weiter an. (nach dem Motto „Wie es mir geht, ist meinen Eltern egal, sie interessieren sich nur für das Wohlergehen der Schwester.“) In das Muster bin ich früher auch öfters gefallen, aber mein Mann hat mich darauf hingewiesen und seitdem versuche ich, die Situation immer auch aus der Sicht des großen Kindes zu sehen.