Frage:
Elterngeld Alleinverdienerin, Partner arbeitslos
Liebe Frau Bader,
da ich im Dschungel Elterngeld Basis, Plus etc. etwas verloren gegangen bin und die nächste Beratungsstelle hier auf dem Land als berufstätige schwer zu erreichen ist hoffe ich, dass ich bei Ihnen eine Empfehlung erhalten kann.
Mein Mann ist nun leider seit längerer Zeit wegen Depression erwerbslos.
Er erhält keine staatliche Unterstützung und ich bin mit meiner Vollzeitberufstätigkeit für seinen und meinen Unterhalt verantwortlich.
Wir haben nicht besonders viel, aber es reicht für die Deckung aller Nebenkosten. Sparen lohnt sich durch die aktuelle Finanzpolitik gerade ja eh nicht wirklich ;)...
Ich bin jetzt in der 10 Woche Schwanger und träume davon nach meiner Entbindung nicht gleich mit 100% wieder einsteigen zu müssen, da mich mein Beruf auch durch langes Pendeln doch völlig einnimmt und ich oft ~10-11 Stunden aus dem Haus bin.
Durch die finanzielle Enge muss ich mich für diesen theoretischen Plan nun allerdings gleich mit der Thematik Elterngeld auseinander setzen.
Gerne würde ich mit nur 80% in den Job zurückkehren und etwas mehr von Kind und Mann haben, das würde für unsere kleine Familie einen Verdienstausfall von ca. 400€ ausmachen.
Realistisch gesehen fällt meinem Mann ein Großteil der Betreuung zu (auch wenn ich ihn dann z.B. Freitags entlasten könnte).
Mein erster Gedanke war nun also: Klar muss er Elterngeld beantragen.
Er würde - wenn ich das recht verstehe natürlich nur den Mindestbetrag Elterngeld 300€ - erhalten. Aber genießt er damit weitere Vorteile? Wird Elternzeit in irgendeiner Form auch für die Rente relevant? (Vermutlich sind wir noch nicht so fortschrittlich, oder?)
Eine Kollegin meinte nun ich solle das genau prüfen, ob wir nicht besser dastehen, wenn ich für die 20% Arbeitszeitreduktion Elterngeld beantrage...
Und dann fiel ich in den Informationswald auch Elterngeld Plus und geteilter Elternzeit und jetzt weiß ich gerade nicht mehr wirklich wo oben und unten ist.
Normalerweise bin ich in so etwas fit und mache auch immer unsere Steuererklärungen, aber hier verlässt mich der Durchblick.
Vielleicht können Sie und die lieben User hier ein bisschen Licht ins Dunkel bringen.
Was ist im Falle unserer Familienkonstellation die auch finanziell sinnvollste Lösung für uns?
Ich entschuldige mich gleich für diese recht wage und ausführliche Fragestellung und bedanke mich aber ganz herzlich für Ihren Rat!
MfG,
Ash
von
Ashash
am 24.01.2020, 14:04
Antwort auf:
Elterngeld Alleinverdienerin, Partner arbeitslos
Hallo,
1. Beides ist möglich, am besten rechnen Sie es auf Ihre Bedürfnisse hin aus (denn Ihr Verdienst wird ja angerechnet).
https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/service/online-rechner
2. Sie dürfen auch nur bis zu 30 Std/ Wo arbeiten, wenn Sie EZ nehmen.
3. Sie können slber entscheiden, wem die Kindererziehungszeiten bei der Rente angerechnet werden doch, so fortschrittlich sind wir.
Liebe Grüße
NB
von
Nicola Bader, Rechtsanwältin
am 24.01.2020
Antwort auf:
Elterngeld Alleinverdienerin, Partner arbeitslos
Soweit ich weiß, darf man mit Elterngeldbezug nicht mehr als 30 Stunden pro Woche arbeiten. Von daher müsstest du auf jeden Fall weniger als 80% arbeiten.
Warum sollte dein Mann nicht die Erziehungszeit angerechnet bekommen? Es kann nur ein Elternteil beantragen, aber durchaus auch der Mann.
Lass dich doch mal beraten, es gibt doch Beratungsstellen, die sich da auskennen. Wobei hier im Forum auch viele sehr fit sind in der Thematik.
von
malini
am 24.01.2020, 14:13
Antwort auf:
Elterngeld Alleinverdienerin, Partner arbeitslos
Du kannst auf die 3 Jahre bei der Rente ganz oder teilweise verzichten, dann wird das deinem Mann zugesprochen. Habt ihr s hon mal prüfen lassen ob ihm EU-Rente zustehen würde?
Wegen EG, solltest du nach dem Mutterschutz wieder arbeiten könntest du wirklich mit EG-Plus besser dastehen. Damit könntest du mehr zuverdienen ohne Abzüge. Du würdest dann doppelt so lange EG beziehen, dafür aber nur halb so viel wie Basis pro Monat ausgezahlt bekommen. Dein Mann könnte seine beiden Monate als Basis oder auch als EG Plus nehmen. Oder er nimmt mehr Monate Elterngeld, dann hättest du weniger welche du nutzen könntest. Ihr beide zusammen habt 14 Monate, mindestens 2 davon werden für deinen Mutterschutz abgezogen, mindestens 2 könnte dein Mann nehmen und du dann den Rest. Eine Variante wäre zB:
1ter Monat Mutterschaftsgeld
2ter Monat Mutterschaftsgeld
3ter Monat Tz+EG Plus für dich und EG Plus für deinen Mann
4ter Monat wie 3ter Monat
5ter Monat wie 3ter Monat
6ter Monat wie 3ter Monat
7ter Monat wie 3ter Monat
8ter Monat wie 3ter Monat
9ter Monat wie 3ter Monat
10ter Monat wie 3ter Monat
11ter Monat wie 3ter Monat
12ter Monat wie 3ter Monat
Damit wären nach einem Jahr die 14 Monate EG verbraucht. Ihr hättet dafür die beste Lösung zwischen dem Wunsch das du möglich viel Zeit hast und dem kleinsten finanziellen Verlust.
Mein Rat, teste man mit einen Elterngeldrechner, da gibt es online welche, womit ihr am besten fahren werdet.
von
Felica
am 24.01.2020, 14:29
Antwort auf:
Elterngeld Alleinverdienerin, Partner arbeitslos
Dein Mann bekommt den Mindestsatz von 300€ für 12 Monate oder 24 Monate 150€ egplus
Dir werden auf jedem Fall die beiden Monate mit Mutterschaftsgeld dir als Basis EG angerechnet. Auch wenn das Mutterschaftsgeld höher ist, ist gesetzlich so vorgeschrieben.
Ich nehme an, dein Mann ist bei dir familenversichert. Habt ihr euch beraten lassen bezüglich EU-Rente, wenn die Anwaltschaft erfüllt ist. Es gibt dazu auch Beratungsstellen, der Sozialverband vdk z.b., Caritas usw.
Mitglied inaktiv - 24.01.2020, 14:45
Antwort auf:
Elterngeld Alleinverdienerin, Partner arbeitslos
Hallo,
ich bin mir nicht sicher, ob Dein Plan so aufgeht. Du schreibst, dass Dein Mann wegen Depressionen schon länger erkrankt ist. Wenn Du 10 - 11 Std. ausser Haus bist, wie soll er sich in dieser Zeit um das Baby kümmern?
Selbst wenn Du "nur" 30 Std. nach dem Mutterschutz arbeitest ist das bei einem so kleinen Kind enorm viel. Dann kommt bei Dir wie Du schreibst auch noch Fahrzeit hinzu.
Ist Dein Mann so belastbar?
Die wenigsten Babys, die ich kenne sind total anspruchslos und schlafen und essen nur.
Mein erstes Kind hat mich enorm gefordert (und tut es heute noch). Es war eine anstrengende Zeit mit kaum Schlaf, da ich im ersten Lebensjahr ca. 1/2 Stdl. geweckt wurde. Auch unter tags konnte ich das Kind nirgends ablegen, da es sofort geschrien hat. Auch im zweiten Lebensjahr wurde es nur langsam etwas leichter.
Vielleicht hast Du ja das Glück ein anspruchsloses Baby zu bekommen, aber selbst dann finde ich die Umstellung die mit Kind auf einen zukommt enorm.
Kann Dein Mann dies in seiner Situation schaffen?
Ich wünsche Euch alles Gute.
Grüße Nelie
von
Nelie1113
am 24.01.2020, 15:44
Antwort auf:
Elterngeld Alleinverdienerin, Partner arbeitslos
Zu erst einmal ein riesiges Dankeschön an Sie Frau Bader
und an Euch alle!!!!
Ich komme gerade heim und freue mich wahnsinnig über so viele Antworten.
Jetzt habe ich das Gefühl viel klarer zu sehen!
Vor allem die Aufdröselung nach Monaten, liebe Felica, war extrem hilfreich.
Und Eure Erklärungen wie das Mutterschaftsgeld im Kontext Elterngeld einzuordnen ist.
Da stand ich komplett auf dem Schlauch.
Auch den offiziellen Rechner hatte ich bis jetzt noch nicht entdeckt. Peinlich...
Ich werde mich da mit all Euren Infos an der Hand dieses Wochenende viel entspannter mit den Berechnungen und den Formularen auseinandersetzen.
Und auch in Sachen Rentenanspruch während Elternzeit (ich bin immer noch ganz Baff) werde ich mich nochmal genau informieren.
Und natürlich auch mit dem Thema EU-Rente. Ja, mein Mann ist bei mir mit in der Familienversicherung.
Auch ein großes Danke an Dich Nelie. Es ist so lieb, dass Du dich sorgst...
Ja, ich habe mir die selben Gedanken gemacht und hatte lange das Gefühl, dass wir das nicht schaffen können. :(
Lange Zeit haben wir den Kinderwunsch auch aus genau dem Grund ganz verschoben.
Jetzt ist da wieder mehr Hoffnung: Mein Mann war in letzter Zeit in sehr guten Händen, in der Arbeit mit dem Therapeuten hat sich sein Zustand schon um einiges verbessert. Jetzt hat er auch noch eine Reha bewilligt bekommen (die hoffentlich zeitnah und noch vor der heißen Phase) stattfinden wird von der ich mir auch nochmal viel erhoffe.
Was mich aber am optimistischsten stimmt ist, dass er sich so sehr auf das Kind freut! Alleine dadurch ist mehr Elan vorhanden als je zuvor...
Ich weiß, dass ein Säugling sehr fordernd sein kann / ist und ich würde Ihn damit nie ganz alleine lassen wollen. Wir sind wieder in die unmittelbare Nähe meiner Eltern gezogen, zu denen wir beide ein sehr gutes Verhältnis haben.Wir haben also wieder ein stabiles soziales Netz und überall Hilfe wo es nur geht.
Am Liebsten wäre es mir natürlich ich könnte mehr für ihn und das Kind da sein, aber ich habe auch volles Vertrauen in meine Mutter und meinen Bruder.
Und mein Arbeitgeber ist absolut spitze: Da ich Schreibtischtäterin bin, darf ich am Anfang viel von zuhause arbeiten, auch um überhaupt stillen zu können :)... das macht mir auch Mut!
Ich versuche positiv zu denken.
Danke noch einmal an Euch alle und habt einen schönen Abend!
Ash
von
Ashash
am 24.01.2020, 17:53
Antwort auf:
Elterngeld Alleinverdienerin, Partner arbeitslos
Hallo,
ich habe deinen Beitrag gelesen und die Antworten dazu. Dem würde ich nichts hinzufügen, nur dass ich das Bedürfnis hatte, dir zu sagen, dass ich euch die Daumen drücke, dass alles so klappt wie ihr es euch vorstellt und es nicht zu stressig wird. Ich wünsche euch, dass dein Mann wieder gesund wird!
von
Lamato
am 24.01.2020, 20:20
Antwort auf:
Elterngeld Alleinverdienerin, Partner arbeitslos
Noch etwas, sollte dein Mann doch überfordert sein, so das er das Kind nicht alleine betreuen kann, dann gibt es die Möglichkeit des Härtefalles beim Elterngeld. In dem Falle könntest du seine 2 Monate EG übernehmen. Ist aber eine Einzelfallentscheidung und nicht jeder Sachbearbeiter wird die so unbedingt kennen.
Aber ich denke du wirst ihn gut genug einschätzen können, ihr werdet das sicherlich stemmen.
von
Felica
am 24.01.2020, 21:09