Hallo,
meine Große (grad 3 geworden) hat so ein kleines Sortiment an Nahrungsmitteln, welche sie gern mag und vermeidet alles andere. Zudem isst sie niemals Soße, sodass ich nichts verstecken kann. An sich würde ich das so erstmal ok finden allerdings essen wir größtenteils vegetarisch und Fisch. Fleisch eher nicht.
Ich beschäftige mich eigentlich sehr eingehend mit guter, ausgewogener Ernährung und der Qualität meiner bevorzugten produkte. Lese Fachzeitschriften und die Öko Test, um eine gute Auswahl zu treffen. Aber da meine Tochter eher immer weniger davon probiert als mehr, frage ich mich langsam ob das bei überwiegend vegetarischer Ernährung noch ok ist. (Und Fisch, Meeresfrüchte)
Sie isst Süßkartoffeln und Reis, Nudeln (allerdings nicht gern aus richtigem Getreide, eher Mais, Buchweizen), Spinat, Karotte, Mais, Erbsen. Ich glaube das wars auch schon. Roh isst sie auch mal Tomate und Gurke. Alles andere wird verschmäht. D.h. kein Kohlsorten, keine Hülsenfrüchte und keine anderen Gemüsesorten. Bohnensorten spielen leider auch keine Rolle und auch verschiedene Linsen haben wir getestet. Pilze mag sie auch nicht wirklich. Ganz selten isst sie mal einen Champignon. Kartoffeln isst sie nicht.
Sie isst aber Nüsse, Saaten und alle Pseudogetreide und Haferflocken.
Soll ich einfach warten, bis sie neues probiert oder ist die Auswahl ungenügend für eine vegetarische Ernährung mit Fisch?
Als Brotbelag isst sie nur und ausnahmslos Erdmandelcreme (ohne Zucker o.ä.). Wir hatten die mal sehr lange nicht im Haus und immer wieder neues angeboten, das sorgte aber nur für totale Brotverweigerung.
Achja: ich koche Sachen die sie verschmäht natürlich immer mal wieder in unterschiedlichen Ausführungen, gerne auch als kindgerechte Spielerei serviert. Aber egal wie es aussieht... nichts passiert. Suppe isst sie übrigens lieber nicht, da man nicht sieht was drin ist. Sie sagt von vornherein es schmeckt nicht, ohne zu probieren.
Zudem kocht sie jeden Tag mit, sie liebt das. Schneidet alles klein, schüttet es in die Töpfe und rührt um. Aber essen will sie es dennoch nicht.
Danke schonmal für ihre Einschätzung
Lg
von
Avraa
am 10.10.2017, 09:09
Antwort auf:
Begrenzte Nahrungsmittel
Hallo Avraa
Mit etwa dem Beginn des 3. Lj entwickeln viele Kinder sehr spezifische und häufig sehr einseitige, monotone Vorlieben für bestimmte Speisen. Die Liste mit den weniger gemochten Speisen oder Zutaten nimmt bei sehr viellen Kindern stark zu. Das Ganze hat einen evolutionsbiologischen Hintergrund.
Mit etwa dem Beginn des 3. Lj beginnt eine Zeit, in der viele Kinder sehr einseitige Essensvorlieben entwickeln und neue Speisen gar nicht mehr probieren möchten. Mit etwa 18 Lm und nochmal mit 3 Jahren schränkt sich die Auswahl der gemochten Speisen bei vielen Kindern stark ein. Erst mit 6-8 Jahren und später ab etwa 12 Jahren werden wieder gerne neue Essabenteuer gewagt.
Begegne dieser Situation jetzt - am besten mit einer liebevollen Strenge und Gelassenheit. Je weniger du dich sorgst, je weniger du deinen Sohn aktiv, d.h. mit Worten aufforderst bzw zum Essen animieren möchtest, und je weniger du sein Verhalten kommentierst, desto weniger nervenaufreibend wird diese Zeit für dich sein.
Das Verhalten deines Sohnes löst natürlich Unmut auf beiden Seiten aus und erschwert damit ein unbeschwerte Esszeremonie. Das könnte sich in einer Negativspirale weiter verschlimmern und schlimmstenfalls in einem Machtkampf enden. Das wäre blöd.
thematisiere nicht die Eigenheiten deines Kindes und kontrolliere nicht zu viel.
Kinder fordern uns Eltern immer wieder. Um dabei die Oberhand zu behalten, hilft es auch, Regeln aufzustellen. Damit lernt auch dein Kind bald gut umzugehen.
Welche Regeln sind bei euch bspw für alle Beteiligten sinnvoll? Überlege einmal.
Mein Vorschlag an dich:
wenn deine Tochter einfach nur trockene Nudeln essen möchte - dann lass sie. Stelle die dazu gehörigen Sossen auf den Tisch und alle dürfen sich nehmen. Wenn du ein - bis zwei Mal wöchentlich Nudeln mit Sosse servierst, die Sosse immer auf dem Tisch steht und ihr alle genussvoll davon esst, einfach in einer authentischen Weise (das heisst, einfach essen, ohne Kommentare, einfach essen) dann wird eure Tochter neugierig. Versprochen. Sie wird vielleicht erst beim zwanzigsten Mal mutig genug sein, um zu kosten, aber sie wird, versprochen, irgendwann ganz freiwillig etwas von der Sosse haben wollen. Dann lass sie in dem Moment probieren und werte nicht. Breche nicht in Jubel aus und wundere dich nicht, lass sie einfach probieren. Wenn sie mehr möchte, dann lass sie mehr haben. Freue dich möglichst nicht zu sehr in ihrem Beisein. Kommentiere die Situation nicht zu stark. Lass sie diese Situation einfach leben und lass sie in eine neue Rolle hineinwachsen.Die allgemeinen Ratschläge zum Thema legen den Fokus auf "Gelassenheit". Gesunde Kinder werden bei einem ausreichenden Nahrungsangebot, das gewöhnliche Lebensmittel (bspw Brot, Erdbeeren, Käse, Würstchen, Gurken, etc) enthält, i.d.R. ausreichend mit allen Nährstoffen versorgt, so dass man als Eltern i.d.R. keinen Nährstoffmangel befürchten muss. Es gibt hierzu Studien, die bestätigen, dass Kinder bei einem ausreichenden Nahrungsangebot, sich durchaus ausgewogen ernähren. Die allgemeinen Empfehlungen raten vielmehr dazu, Kindern einen gelassenen Blick auf das Thema Ernährung zuteil zu kommen zu lassen. Der Erziehungsauftrag sollte mehr in der Rolle des Vorbildes gelebt werden und weniger durch Worte geschehen. Essen sollte zur Selbstverständlichkeit werden.
Eine andere Möglichkeit ist das Aufgeben aller zur Wahl stehenden Gerichte auf einen (ihren?) Teller, mit einem Probierlöffel daneben. Deine Tochter ist alt genug, um den Löffel zu nehmen, um zu probieren, falls sie möchte. Und glaub mir, sie wird es tun. Irgendwann. Du solltest auch dann möglichst nicht in Jubel ausbrechen, sondern eher interessiert nachfragen, ob ihr das denn schmeckt, oder ob sie bspw findet, dass es zu salzig/süß/fad ist. Eine ehrliche Meinung erfragen. Und wenn es deiner Tochter schmeckt, dann glaub mir, will sie mehr. Vielleicht nicht sofort, aber doch beim nächsten Mal. Der Körper hat hier eine Erinnerungsfunktion. Geschmack wird nicht nur direkt beurteilt in gut/nicht gut. Geschmackseindrücke wirken nach. Erst wenn der Körper das gegessene Nahrungsmittel/Gericht verdaut und neben den Nährstoffen auch andere Inhaltsstoffe herauslöst, kann er deren Nutzen/Wirkung langfristig bewerten. Dadurch entsteht ein Geschmacksgedächtnis, das langfristig dafür sorgt, dass man Appetit auf bestimmte Speisen bekommt. Der Appetit regelt auch mit die richtige Auswahl der Speisen.
Ich empfehle dir jetzt, dass du langfristige Wege gehst. Du brauchst dir nicht zum Ziel zu setzen, dass das Verhalten deiner Tochter morgen schon anders sein wird. Versuche in einem längeren Zeitraum zu denken, den du für die langsame Änderung nutzen willst. Vertraue darauf, dass es sich ändern wird. Je gelassener du alles betrachten kannst, desto eher wird sich ihr Verhalten am Esstisch ändern.
Es muss nicht dein Ziel sein, deine Tochter dazu zu bringen, dass sie alles isst. Es sollte besser dein Ziel werden, deine Tochter am Esstisch mit Spaß und Freude, mit Hunger und Neugier, essen zu lassen.
Das beginnt beim Decken des Tisches. Am Esstisch sollte eine ruhige und schöne Atmosphäre herrschen, die ausreichend Zeit lässt, die angebotenen Speisen zu betrachten. Zu riechen. Appetit schüren, durch den Anblick.
Dazu zählt auch schönes Essgeschirr, evtl eine Tischdecke oder schöne Tischsets, ein paar Blümchen?
Hier ist ein Vorschlag für das Anbieten von Karottensalat (Nüsse gegen Rosinen tauschen). Wenn du diesen Salat bspw täglich auf den Tisch stellst, wird jedes Kind, irgendwann, aus reiner Neugier, aus eigenem Antrieb, den Finger reinbohren, die Augen klauen und irgendwann auch die Karotten probieren....
https://www.rund-ums-baby.de/forenbilder/index.htm?seite=1&forum=kochen-fuer-kinder&bild=3#start
Möhre fein reiben, in ein Ausstechförmchen geben und mit einem Löffelstiel o.ä. einfach fest drücken. Gesicht auflegen. So macht Essen Kindern Spaß.
Noch eine Idee:
https://www.rund-ums-baby.de/forenbilder/index.htm?seite=2&forum=kochen-fuer-kinder&bild=5#start
und noch eins für Gurkenmännchen:
siehe Anhang
Bringe auch ganz viel Routine an Tisch. Damit sich deine Tochter gewöhnen kann.
Also dann
Grüße
Birgit Neumann
von
Birgit Neumann
am 11.10.2017