Wie mit heftigem Trotzanfall umgehen

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Wie mit heftigem Trotzanfall umgehen

Hallo, unsere Tochter wurde Anfang Dezember 3 Jahre alt. Seit einigen Wochen fallen Trotzanfälle sehr stark aus. Auslöser kann alles Mögliche sein. Sie weint, kreischt und schreit dann richtig und ist eigentlich auch nicht mehr ansprechbar. Wenn wir sagen, dass sie sich beruhigen und normal mit uns sprechen soll, dringen wir gar nicht zu ihr durch. Wenn wir sagen, wir wollen uns das Geschrei nicht anhören und gehen in ein anderes Zimmer (alle Türen stehen offen), rennt sie einem hinterher, schreit "ich will hoch" oder sie hängt sich an mein Bein. Wenn ich im Zimmer bleibe, schreit sie mich an, dass sie SOFORT Nase putzen will, dass sie SOFORT auf den Arm will, dass sie SOFORT Durst hat und dass sie SOFORT Pipi muss.... Komme ich mit einem Tachentuch, reißt sie es mir aus der Hand. Komme ich mit einem Becher Wasser zum Trinken, nimmt sie ihn und schüttet das Wasser auf den Boden. Dann kommt sie aber gleich wieder angerannt und brüllt, ob ich ihr was in den Becher reinfüllen kann weil sie Durst hat. Sage ich, dass ich nichts mehrrein fülle weil sie grad alles auf den Boden gekippt hat, wirft sie den Becher in der Gegend rum. Die ganze Zeit brüllt und schreit sie wie am Spieß. Will ich sie hochnehmen, strampelt sie so heftig, dass ich sie nicht halten kann, dann stelle ich sie wieder auf den Boden, sie legt sich hin und schreit wieder, dass ich sie hochnehmen soll. Wenn sie schreit, dass sie Pipi muss und ich mit ihr aufs Klo will, wehrt sie sich heftig, steht dann irgendwo rum und schreit weiter dass sie Pipi muss und dass das Pipi jetzt gleich kommt. Sie kann auch 10 Minuten vorher als sie noch nicht getrotzt hat auf dem Klo gewesen sein, sie muss dann eigentlich gar nicht und schreit trotzdem dass sie Pipi muss (sonst haben wir mit Pipi und Kaka überhaupt keine Probleme) Wenn ich mich aufrege und schimpfe erreiche ich genauso wenig, wie wenn ich versuche auf sie einzugehen oder wie wenn ich sie ignoriere oder ganz ruhig bleibe. Sie schafft es auch nicht alleine sich zu beruhigen, eigentlich muss ich ihr immer aus dem Trotzanfall "raus helfen". Wenn sie nicht trotzt, ist sie eigentlich ein sehr liebes Mädchen, macht vieles von sich aus ohne dass ich viel sagen muss, ich schimpfe selten weil es nicht nötig ist. Ich muss selten Konsequenzen "androhen". Wie verhalte ich mich richtig? Bin sehr dankbar für ihre Hilfe. Liebe Grüße veillchen

von veillchen am 11.01.2016, 10:14



Antwort auf: Wie mit heftigem Trotzanfall umgehen

Liebe veillchen, besucht Ihre Tochter schon einen Kindergarten oder sind Sie tagsüber mit ihr zu Hause. Gehen Sie viel mit Ihrer Tochter nach draußen oder sind Sie viel in der Wohnung? Gehen Sie viel mit Ihrer Tochter nach draußen. Ihre Tochter sollte sich viel bewegen können. Meist sind die Kinder an der frischen Luft wesentlich ausgeglichener als im Haus. Sie lieben die Bewegung. Machen Sie Spaziergänge, fahren Laufrad oder Roller. Gehen Sie im Wald auch mal von den Wegen ab, suchen besondere Blätter, Steine usw. Sind Pfützen da, dann darf auch mit Gummistiefeln in diesen herumgehüpft werden. Versuchen Sie, Ihrer Tochter Alternativen anzubieten, wenn es darum geht, einer Bitte nicht nachkommen zu wollen. Z.B. möchte Ihre Tochter hochgenommen werden (dann wieder runter usw.), dann können Sie ihr sagen, dass Sie sie nicht hochnehmen, sie aber gemeinsam ein Spiel spielen können. Stellen Sie immer einen Becher mit Wasser bereit, so dass sich Ihre Tochter selbständig bedienen kann und Sie ihr das Wasser nicht hinterhertragen müssen bzw. Ihre Tochter dieses zum Spielchen macht. Ähnlich mit Taschentüchern. In den meisten Situationen möchte Ihre Tochter ihre Macht testen. Wie weit kann ich gehen, wie reagiert Mama. Bieten Sie regelmäßig Alternativen an, springen aber auch nicht sofort, wenn eine "Forderung" kommt. Ihre Tochter kann schon sehr gut für ihre eigenen Belange einstehen, wie z.B. den Durst stillen. Ansonsten hilft nur, selbst ruhig zu bleiben und zu seiner Antwort zu stehen. Nein bleibt Nein. Und ein "du kannst dir das Wasser selbt nehmen", bleibt ein, "du kannst dir das Wasser selbst nehmen" und nicht ein, "okay, Mama holt deinen Becher" (und Töchterchen kippt diesen aus). Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 11.01.2016



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