Frage: Listerioserisiko durch Fischrogenkorn?

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Costa, ich habe Ihre Ratschläge nun schon zu Haufe gelesen und hätte nie gedacht, dass auch ich Ihnen einmal schreiben muss. Ich habe seit 4 Wochen extreme Lust auf Sushi und habe mir nun heute beim Lieferdienst meines (ex)Vertrauens vegetarisches Sushi und einmal frittiertes Sushi (frittierte Garnele) bestellt. Ich habe penibel darauf geachtet, dass nur Sesam und kein Fischrogen drauf ist. Die Bestellung kam an und da ich großen Hunger hatte legte ich los - 2 Maki mit Gurke und Avocado waren schon runter, bis mir auffiel, dass auf der Garnelenrolle Fischrogen drauf ist. Wie groß ist nun das Risiko, dass ich mich mit Listeriose infiziert habe? Wie könnte ich eine mögliche Infektion testen lassen? Ich bin untröstlich, da ich mich eigentlich an jede Regel halte und nun ein Moment der Unaufmerksamkeit gleich solch gravierende Folgen haben könnte! :( Liebe Grüße

von tessaroyal am 27.12.2018, 18:56



Antwort auf: Listerioserisiko durch Fischrogenkorn?

Um Ihre Frage beantworten zu können, muss ich ein bisschen ausholen. Vor einigen Jahren hat das "Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit" Im Rahmen eines Sonderprogrammes Sushi aus 17 Gastronomiebetrieben untersucht, die dieses Produkt selbst herstellen. Untersucht wurden 87 Einzelproben (roher Fisch, zugeschnittener Fisch, fertige Sushi). Die meisten Keime wurden in rohen Thunfischproben nachgewiesen. Listerien wurden in 3 (drei) Proben nachgewiesen, die alle aus einem Betrieb stammten. Das wurde von den Untersuchern auf Hygienemängel bei der Herstellung zurückgeführt. Mit anderen Worten waren also 3 von 87 Proben infiziert oder anders ausgedrückt, in 1 von 17 Betrieben. Das habe ich erwähnt, um Ihnen anhand von Zahlen das Risiko einer Infektion ganz allgemein darzustellen. Auch wenn das nur eine Studie war und sie vor einigen Jahren (2007) durchgeführt wurde, gibt sie ungefähr einen Eindruck zur Häufigkeit wieder. Man darf behaupten, dass das allgemeine Risiko einer Infektion durch Sushi bei 1-2 % liegt. Das ist nicht hoch. Die Fischrogen werden sehr unterschiedlich hergestellt und sie gelten als "rohe Fischprodukte", die man grundsätzlich in der Schwangerschaft meiden sollte. Das ist nur eine Vorsichtsmaßnahme und eines ist sicher, nämlich dass die Fischrogen nicht als "Gift" einzustufen sind. In den allermeisten Fällen passiert nichts, wenn man sie isst. Voraussetzung ist, dass diejenigen, die die Rogen herstellen, anbieten bzw. zubereiten, die Hygienemaßnahmen einhalten. In Ihrem Fall handelt es sich ohnehin nur um "Spuren von Rogen", weil Sie diese nicht mit einem "Suppenlöffel" gegessen haben... Wenn es Ihnen und Ihrem Baby 4 Wochen nach dem Verzehr gut ging und geht, brauchen Sie sich nach meiner Einschätzung keine Sorgen zu machen. Einen Test brauchen Sie also auch nicht.

von Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa am 29.12.2018