Lieber Dr. Posth! Tausend Dank für dieses Forum!
Ich habe mich schon einmal an Sie gewandt (14.01.) und nun maltretiere ich mich, ob mein Sohn (16 M) zu wenig männliche Bezugspersonen in seinem Leben hat, weil fast nur Frauen um ihn herum sind. Die Loslösung ist aber sehr gut in Gang gekommen, er hat sich unsere nanny, die seit Geburt bei uns ist, auserkoren bzw. auch ein älteres Ehepaar, mit denen wir eine Art Reihenhaus teilen und zusammen den Garten benützen, er mag den Ehemann sehr und sieht ihn jeden Tag. Ich hab Angst, dass er zu wenige männliche Rollenvorbilder hat. ich bin aus berufl. gründen im moment in mazedonien, hier sind die väter besonders in die entwicklung der kinder mit eingebunden, und es tut mir sehr weh, dass mein sohn ohne vater aufwächst, aber es geht leider nicht anderes, da sein leiblicher vater kein interesse zeigt. er hat sehr viel kontakt zu kindern, ist sehr ausgeglichen, spricht an die 50 wörter in 2 sprachen und trotzdem mache ich mir sorgen. Lg, Petra
Mitglied inaktiv - 26.05.2008, 09:19
Antwort auf:
männliche Bezugsperson
Stichwort: Loslösung
Liebe Petra, Sie haben recht, es ist immer sehr bedauerlich für ein Kind, wenn sein Vater sich von ihm abwendet und damit das Aufwachsen allein bei der Mutter erzwingt. Glücklicherweise sucht sich die Natur für solche Fälle Möglichkeiten des Ersatzes. D.h. jede andere, dem Kind konstant und verlässlich zugewandte Person ist grundsätzlich in der Lage, ein Ersatzloslösungsvorbild zu werden, auch wenn es sich wieder um eine Frau handelt. Was das für das Kind dann bedeutet, ist allerdings psychologisch noch viel zu wenig untersucht.
Es gibt sicher auch die Notlösung, dass sich mehrere Ersatzbezugspersonen dieser Art ablösen. Auch das hat sicher Folgen für die Entwicklung des Kindes, kann aber gelingen. Schließlich können auch mehrere Personen gleichzeitig Loslösung bewerkstelligen, wobei das Kind wahrscheinlich die eine der anderen vorziehen wird, je nach Sympathie und Verlässlichkeit. Also auch Ihre Nachbarn, wenn auch älteren Geburtsdatums, sind sicher sehr hilfreich für Ihren Sohn und können ihm die Loslösung erleichtern. Sie selbst können allerdings nur eine sichere und zuverlässige primäre Bindungsperson bleiben, die viel Verständnnis hat für etwaige Zeichen einer erschwerten Loslösung. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 28.05.2008