Guten Tag Herr Posth
Unser Kind ist drei Monate alt. Mein Mann und ich teilen uns die Kinderbetreuung auf, wir haben beide nach der Geburt des Kindes mehrere Monate Urlaub genommen und arbeiten danach beide zu je 50 Prozent. Das heisst, wir verbringen beide gleich viel Zeit mit dem Kind. Nun heisst es doch, dass es immer eine primäre Bezugsperson gibt. Stimmt das? Zurzeit lässt sich unser Kind von uns beiden gleich gut trösten. Wird sich das noch zeigen, wer die primäre Bezugsperson sein wird? Ist es ein Problem, wenn die primäre Bezugsperson dann nur die Hälfte der Zeit da ist?
Herzlichen Dank und freundliche Grüsse
von
Tiramisu
am 29.04.2013, 08:46
Antwort auf:
Primäre Bezugsperson
Hallo, es gibt nur 1 primäre Bezugsperson, aber es gibt Ersatzbezugspersonen, von denen der Vater den 1. Rang einnimmt, wenn er sich in der Säuglingszeit seinem Kind widmet. Umgekehrt geht es allerdings auch, kommt nur selten vor. Ist sich der Säugling nicht sicher, wer nun seine primäre Bezugsperson ist, vergibt er auch im 1. Lebensjahr schon Rollen, wer von beiden Eltern welche Aufgabe übernehmen soll. Das heißt eigentlich legt er nur fest, wer von beiden welches Bedürfnis bei ihm befriedigen soll. Wird dann gewechselt, kann es heftigen Protest geben.
Aber alle diese Erscheinungen erlebt man nicht vor dem 2. bis 3. Lebensmonat. Erst dann wird nämlich dem Säugling klar, dass sich außer der Mutter auch andere Menschen mit ihm befassen. u.U. fängt er dann auch sehr früh schon zu fremdeln, was ihn wiederum als empfndsam und auch ängstlich auszeichnet. Ob im Laufe des 1. Lebensjahres auch eine "halbe" Betreuungszeit ausreicht, muss man selbst herauslesen. Wenn diese halbe Zeit sehr intensiv ist und z.B. durch Stillen eine große Körpernähe gewährleistet wird, mag es angehen. Grundsätzlich könnte es aber problematisch werden. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 02.05.2013