Seit ca 1 Monat ist Papa der absolute Liebling unseres knapp einjährigen Sohnes.
Wenn er auf meinem Arm ist und Papa kommt in die Nähe streckt er ihm die Arme entgegen und will zu ihm. Ist er bei ihm und ich komme, dreht er sich weg. Im schlimmsten Fall weint er sogar wenn er vom Papa auf meinem Arm kommt. Er spielt auch gern mit mir, aber wenn Papa dabei ist, ist der Nr.1.
Ich bin den ganzen Tag bei ihm und mein Mann war nur abends da, hat sich aber immer viel mit beschäftigt. Jetzt hat mein Mann Urlaub, ist also immer da, die Situation ist unverändert.
Am Anfang war es schon komisch, aber dann fand ich es sogar niedlich wie verrückt der Kleine nach Papa ist.
Die Reaktionen anderer Mütter darauf verunsichert mich nun aber doch.
Sie behaupten, dass sie immer die Nr. 1 für ihre Kinder waren, im Gegenteil, sie nie zum Papa wollten. Ich wurde schon gefragt, was ich schlimmes mit ihm gemacht hab. Sowas wollte ich natürlich auch nicht, frage mich aber, ob es eine normale Phase ist.
Mitglied inaktiv - 12.09.2011, 01:50
Antwort auf:
Ist es eine normale Phase das mein Sohm im Moment so ein Papa Kind ist?
Stichwort: Loslösung
Hallo, das Problem ist, dass die anderen Mütter die Grundzüge der emotionalen Entwicklung aus der Sicht der Bindungstheorie nicht oder noch nicht kennen. Ich gebe zu, das die Bindungstheorie noch längst nicht so populär ist, wie es ihr gebührte, und ich muss auch feststellen, dass der Loslösungsaspekt, so wie er bei behandelt wird auch in der klassischen Bindungstheorie nicht richtig verankert ist. Das liegt wohl darin begründet, dass Väter auch in der Mitte der vergangenen Jahrhunderts in der frühkindlichen Entwicklung noch gar nicht richtig wahrgenommen wurden. Alles wurde allein auf die Mutter focussiert, was zur Folge hatte, dass man die Bindungstheorie jahrelang als rückständig angesehen hat.
Ich meine aber, dass der Befreiungsschlag jetzt gelungen ist, und die Bindungstheorie auf soliden Grundfesten steht. Da ist der Vater als Loslösungsvorbild integraler Bestandteil. Ja der Vater muss das Kind aus der engen Mutter-Kind-Bindung herausführen, damit das Kind zu seinem autonomen Selbst gelangen kann. Dafür muss die Mutter im 2. Lebensjahr ein wenig zurückstehen. Aber die primäre Bindung geht nie! verloren. Das werden sie noch merken. Entweder hat die Loslösung in den anderen Elternhäusern schlecht stattgefunden, was bei der Lebensweise der Familien häufig der Fall ist (die Väter sind viel zu selten präsent und oft genug zu wenig an ihren Kindern interessiert), oder die Mutter haben es nicht richtig gemerkt, was da geschehen ist. also machen Sie sich keinen Sorgen. Im gezielten Suchlauf können Sie unter "Bindungssicherheit" und "Loslösung" noch vieles nachlesen. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 13.09.2011