Hallo,
mein Sohn (fast 1 Jahr) fing schon sehr früh mit dem Fremdeln an. Es war mal schwächer, mal stärker. Mittlerweile fremdelt er sogar bei seinem Vater. Ich darf den Raum nicht verlassen, geschweige denn alleine, ohne Kind, weggehen. Er brüllt wie am Spieß und das obwohl sein Vater bei ihm ist und sich liebevoll kümmert. Ich hab den Eindruck, dass es immer schlimmer wird. Eigentlich müßte er vertrauen in uns haben, denn ich bin fast 24STd. für meinen Sohn da und beschäftige mich nur mit ihm. Es war bisher nur selten, dass ich ohne ihn weggegangen bin. Meinen Mann und mich belastet es sehr, besonders natürlich meinen Mann, denn wir wissen nicht mehr, was wir tun sollen. Sobald ich die Wohnung verlasse schreit der Kleine und tapst zur Türe, setzt sich davor und wartet schreiend, dass ich wiederkomme.
Können sie uns einen Rat geben??
LG Rabea
Mitglied inaktiv - 15.04.2004, 10:48
Antwort auf:
Fremdeln
Liebe Rabea, das Verhalten, das Sie jetzt an Ihrem Sohn feststellen, gehört eigentlich nicht mehr zum Fremdeln. Darin besteht wahrscheinlich Ihr Irrtum und demzufolge bewerten Sie die dinge nicht richtig. Ihr Sohn ist jetzt in der Phase der anhänglichkeit und die läuft parallel zur beginneneden Loslösung (s. Teil 2 meines Langtextes, link oben rechts).
Die "Angst", die Ihr Sohn bei Ihrem Fortgehen empfindet, ist die von plötzlichem Verlust. Da sie es trotzdem tun (müssen), wird er zunächst wütend, dann weint er hilflos. Er steckt jetzt in der Zwickmühle, denn einerseits will er ja auch ohne sie schon mal auskommen, andererseits braucht er Ihre ständige Rückversicherung ("sichere Basis" oder "social referencing"). eigentlich kann er im Moment Trennung von seiner pr. Bezugsperson, also der Mutter, nur dann vertragen, wenn er sie vollzieht und sofort zurück kann. Das legt sich natürlich in den nächsten Monaten und eines Tages sagt er zu Ihnen "tschüss" und bleibt auch gerne woanders. Das wird so etwa mit 2 Jahren der Fall sein. Bei manchen auch schon früher.
Aufgabe des Vaters ist es jetzt, sich liebevoll seinen Sohnes anzunehmen (auch wenn dieser erst einmal protestiert), und ihn bei der Loslösung zu unterstützen. Je geschickter der Vater dabei vorgeht, desto schneller akzeptiert ihn das Kind in diesem, seinem wichtigen Prozeß. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 17.04.2004
Antwort auf:
Fremdeln
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Mitglied inaktiv - 17.04.2004, 18:30