Hallo,
es geht mal wieder um das Fremdeln. Unsere Tochter ist nun 9 1/2Monate alt und fremdelt schon seit mehr als 6Monate.
Niemand, außer Mutter, Vater und Schwester (10Jahre alt) wird akzeptiert.
Es reicht das Hören fremder Stimmen, ganz besonders die Omas, und schon reißt unsere Luci die Arme nach oben, beginnt zu Schreien und die Panik steht ihr ins Gesicht geschrieben.
Sie beruhigt sich nur sehr schwer, braucht schon ihre 2Stunden, möchte am liebsten mit Mama aus der Situation raus.
Ich fühle mich mittlerweile wie eine Aussetzige. Ob beim Einkaufen, beim Arzt, Besuch zu Hause, sie braucht nur angesehen werden und schon ist sie mitten in ihrer Panik. Ansprechen oder gar Anfassen geht überhaupt nicht.
Versuche, sie über ihre Neugierde oder den Spieltrieb zu locken, regelmäßiges Treffen Menschen jeden Alters, bringen keine Erfolge.
Wie kann ich dieser Situation Abhilfe verschaffen? Nach der langen Zeit ist der Mama-Akku fast leer und Ratlosigkeit stellt sich ein.
von
Jeannine82
am 06.02.2012, 11:13
Antwort auf:
Einmal mehr Fremdeln
Hallo, das Fremdeln kann im Einzelfall tatsächlich zu einer Isolation von Mutter und Kind führen. Ich habe solche Fälle einige wenige Male in meiner praxis bisher erlebt. Ich gehe davon aus, dass Sie Ihre fremdelnde Tochter auch nie schreiend bei einer anderen Person auf dem Arm gelassen haben und so stellt sich die Frage, woher diese Angst kommt. Es muss wohl so sein, dass dieses extreme Fremdeln eine Maximalvariante eines an sich angeborenen Phänomens ist, das ja seine Richtigkeit hat. Aber wie es diese extrem ängstliche Variante gibt, gibt es auch die extrem nicht ängstliche Variante. Da fragt man sich dann, ob die Kinder überhaupt eine Bindung eingehen. Die Natur schafft eben große Spielräume.
Also zunächst einmal möchte ich Sie trösten. Auch extremes Fremdeln verliert sich, wenn die Loslösung einsetzt. Aber solche Kinder sind dann auch noch stark anhänglich. Und solche Kinder neigen auch im Kleinkindalter zu Vorsichtigkeit und Defensivität. Letztlich zeigt sich darin ein Charakterveranlagung. Sie können mir ja gerne immer wieder einmal über den Entwicklungsgang Ihrer Tochter berichten. Manchmal ist man dann überrascht, wie gut sich ein ängstliches Kind entwickelt, wenn es seine Eltern sicher im Rücken weiß. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 10.02.2012