Hallo Hr. Dr. med Posth,
es geht um meine kleine Nichte, sie ist gerade zwei Jahre alt geworden. Wenn man mit ihr unterwegs ist, dann hat sie vor allem umd jedem Angst. Sie läuft dann keinen Schritt weiter, klammert sich fest und sagt "Angst". Auch nachts schläft sich seit kurzem nicht mehr durch, weint ca. eine halbe Stunde und schläft dann irgendwann wieder ein.
Die Mutter geht Vollzeit zum Arbeiten und die Kleine wird an drei verschiedenen Orten von den Omas und Opas betreut. Auch am Wochenende und abends ist sie oft bei den Grosseltern untergebracht. Sind Angstzustände bei Kleinkindern in diesem Ausmaß normal oder kann es eine psychische Ursache haben? Zeigt sie evtl. so, dass sie Mama und Papa vermisst? Wer kann hier helfen, an wen muss man sich wenden?
Über eine Antwort von Ihnen würde ich mich sehr freuen. Vielen Dank.
Mitglied inaktiv - 20.11.2006, 10:50
Antwort auf:
Angst
Hallo, Angst ist eine Grundstimmung des Menschen im Säuglingsalter. sie geht zu einem Großteil verloren in der sicheren Bindung zur Hauptbezugsperson. Diese ist in der Regel und in unserer Gesellschaft die leibliche Mutter. die Stabilität der Bindung sieht man im Verhalten des Kindes am Ende des 1. Lebensjahres. Ist die Bindung nicht stabil geworden, geht es mit den Ängsten weiter und aus der so genannten Urangst wird leicht die Trennungsangst. Trennungsängstliche Kinder entwickeln dann leichter Ängste vor vielen Erscheinungen und Objekten aus der Umwelt. Die Angstinhalte sind mannigfaltig. Ein Kleinkind, das über keine sichere Bindung zur Mutter verfügt und auch von seinem Vater in der Phase der Loslösung (s. meine Langtexte, link oben links) nicht richtig aufgefangen wird, ist diesen Ängsten hilflos ausgeliefert. Ersatzbezugspersonen sind häufig nicht in der Lage, die Position von Mutter und Vater in diesem Punkt zu ersetzen, selbst wenn es die liebsten Großeltern, Tanten oder Onkel sind. Das Beste wäre, Sie halten einmal "Familienkonferenz" und beratschlagen sich, wie man die Beziehungsunsicherheiten Ihrer Nichte ändern könnte. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 22.11.2006