Liebe Frau Neumann,
meine Tochter ist 9 Monate alt und wir üben seit dem 6. Monat. Allerdings geht es seeehr langsam voran, aktuell stille ich sie noch voll, zu Mittag schafft sie an guten Tagen zehn Löffelchen Gemüse-Kartoffel-Brei. Demnächst möchte ich es mit Fleisch probieren. Sie knabbert gerne auch an rohen Karotten oder Zwieback. Ich lese immer, dass zuerst die Mittagsmahlzeit "sitzen" sollte, bis man auch vormittags oder nachmittags etwas füttern soll, aber ich glaube, dann üben wir noch Monate ;-))) Ich wollte es daher parallel mit einem Vormittags- und/oder Nachmittagsmahlzeit versuchen. Was bietet man an? Einen Obstbrei? Obst-Getreidebrei..?
Vielen Dank und lg
Kathrin
von
kathrinundclara
am 17.03.2017, 14:44
Antwort auf:
Was vormittags oder nachmittags anbieten?
Hallo Kathrin
vergiss die Breie und die B(r)eikostpläne, die du bisher akribisch zu verfolgen versuchtest. Du kannst jetzt gleich richtig loslegen. Dein Baby hat jetzt das Alter für die Familienkost erreicht. Dein Baby ist nun nicht mehr so empfindlich und kann fast ganz normal (mit)essen. Du kannst zum Brei bereits Fingerfood und Familienkost anbieten.
Es ist prima, dass dein Baby die Beikost kennengelernt hat und Brei isst, dadurch mit dem Löffeln vertraut ist, schon andere Geschmäcker und Konsistenzen neben der Mumi erfahren konnte. Mach weiter und vertraue beim Anbieten neuer Nahrung und Speisen auch auf dein Gefühl.
Es ist durchaus häufiger zu beobachten, dass manche Stillbabys zum Essen von größeren Mengen an Brei weniger Lust haben. Saugen ist für die viel leichter und weniger anstrengend und führt schneller zum Ziel - nämlich satt und zufrieden zu sein. Oder sie haben erst gar keinen großen Hunger, weil sie bereits genügend Mumi getankt haben.
Beim Stillen nach Bedarf hast du keine Kontrolle über zugeführte Kalorienmengen. Bei der Beikost bei nach Bedarf gestillten Babys geht es aber gar nicht primär darum Beikost zu geben, um Nährstoffe und Energie zuzuführen, sondern es geht auch um das Kennen lernen einer neuen Esstechnik und um die allgemeine Anpassung an Nahrung, abgesehen von Milch.*
Stille ruhig weiterhin nach Bedarf. Die Mumi sorgt einerseits dafür, dass die Beikost besser vertragen wird und andererseits wird die Beikost auch im Hinblick auf die enthaltenen Nährstoffe besser verwertet. Durch die Mumi kann sich deine Kleine außerdem gut sättigen, bekommt genügend Flüssigkeit.
Geht jetzt immer weiter in Richtung Kleinkindkost, also kleinkindgeeignete Familienkost.
Esst zusammen viele leckere Speisen. Fordere dein Kind zum selbständigen Probieren auf, wecke ihre Neugier.
Familienkost bedeutet auch, dass du die Vielfalt steigern kannst. Du kannst Breie mit neuen Aromen (Gewürze, Kräuter etc ) ergänzen. Du kannst bspw Kartoffelbrei (den alle Esser bei Tisch essen) mit Möhren(mus) separat servieren anstatt einem weniger intensiv leuchtend farbigen Allerlei aus Gemüse und Kartoffeln.
Du kannst deine Tochter nahezu alles probieren lassen und so ihre Neugier und den Appetit auf mehr Beikost wecken.
Gemeinsame Mahlzeiten sind ein wichtiger Bestandteil der Esskultur und helfen deinem Kind beim Essen lernen. Besonders gut und wichtig ist dabei das selbständige Erkunden der Nahrung mit den Händen. Lass deine Kleine Fingerfood selbständig essen. Sie ist alt genug. Dieser erste Kontakt mit der Nahrung schafft eine sanfte Annäherung und ist unbedingt gewünscht. Biete ihr dazu viele Anreize.
Brot kannst du in mundgerechte Häppchen (vorerst noch ohne Rinde ) schneiden. Das vorherige Zerkleinern der Speisen erleichtert das Essen generell.
Als Brotbelag eignen sich Avocado oder Fleischbrei aus dem Gläschen.
Richte auch ein paar weich gekochte Gemüse/Obst/Kartoffelhäppchen. Entweder als Würfelchen, die deine Tochter mittels Pinzettengriff aufnehmen und zum Mund führen kann - oder als Stick, den sie auf jeden Fall schon gut mit der Faust umschliessen und halten, ablutschen kann.
Du kannst das Essen auch grob mit einer Gabel zerdrücken oder durch die Kartoffelpresse drücken.
Obst (Banane, Birne) kannst du roh mit der Gabel zerdrücken oder weich gekocht als Stückchen oder Brei anbieten.
Für die Vollständigkeit:
!!!
Achtung: niemals(!!!) harten Lebensmittel wie rohe Apfel/Möhrenstücke, trockene ungekochte Nudeln, Gummibärchen, Nüsse, Kerne, Saaten etc etc geben.
!!
Probiers auch damit:
Pfannkuchen:
2 Eier mit 350-400 ml Milch verquirlen, Prise Salz zugeben, ggf eine Hauch Vanillezucker und schliesslich ca 250g Mehl dazurühren. Teig kurz quellen lassen und Pfannkuchen nacheinandern in einer Pfanne in heissem Öl backen, von beiden Seiten bräunen.
oder so:
1/2 Banane mit der Gabel zerdrücken, 1 EI verquirlen. Mischen, in heissem Öl in einer Pfanne ca 4-5 kleine Pfannküchlein backen
Bolognesesosse zu ca 1 cm lang geschnittenen Spaghetti
1 mittelgroße Zwiebel fein würfeln, 1 Knoblauchzehe ebenso, sowie 1 mittelgroße, fein geraspelte Möhre.
In ca 1 EL Olivenöl und 2 EL Wasser ca 10-15 min dünsten.
200g gemischtes Hack dazu und mit weiteren 1-2 EL in Olivenöl anbraten.
Salz, Pfeffer, Zucker, Oregano (frisch oder getrocknet, Basilikum (frisch oder getrocknet) zugeben und durchbraten.
Mit ca 400g Tomaten aus der Dose/Tetrapack (stückig oder zerkleinert) zugeben, aufkochen, abschmecken, nachwürzen und ggf Tomatenmark zugeben, bis es gut schmeckt.
Die Sosse so lange köcheln lassen, wie Zeit bleibt.
Herzoginkartoffeln
750g geschälte Kartoffeln in Salzwasser kochen. Wasser abschütten, Kartoffeln stampfen, zu Kartoffelbrei. Etwas auskühlen lassen.
mit
1 Ei, 1 Eigelb, Salz, 1 EL Butter vermengen, Hauch Muskat nach Belieben.
Alles gut vermischen und mit dem Spritzbeutel Rosetten auf eine Backblech spritzen.
Wenn das zu mühselig ist, also für die Alltagsküche, kann man den Teig auch mit Hilfe von zwei TL als Nocken auf ein Backblech setzen.
Die Dinger werden noch mit einer Eigelb/Milch-Mischung bepinselt und ca 15 min im Ofen bei 190° gebacken. Auch Sahne reicht zum Bepinseln aus. Sie werden dann nur nicht so schön leuchtend gelb.
Bspp für Obstsnacks:
fein geriebener oder gekochter Apfel, Banane in Scheiben oder am Stück, auch zerdrückt wunderbar geeignet. Birne, wenn weich ist ideales Fingerfood. Pfirsich und Nektarinen ohne Haut sind super geeignet
Trauben geviertelt und ohne Kerne? sind möglich, Melone ggf auch Papaya oder (Bio-)Mango, sowie zerdückte Heidelbeeren, Avocado oder Kiwi ist möglich. Erdbeeren oder andere Beerenfrüchte...die Kernchen von Him- bzw Brombeeren vorher entfernen - einfach durch ein Sieb streichen.
Kinder lernen essen durch Gewöhnung, durch eigene Erfahrungen mit den Speisen, durch Spiel, durch Beobachtung und Nachahmung anderer Mitesser. Regelmäßige und gemeinsame Mahlzeiten bei Tisch sind eine gute Voraussetzung dafür, dass eure Tochter bald mit viel Spaß einfach mit isst. Überlege dir, welche Speisen (gesund und frisch :)) ihr als Familie in Zukunft essen wollt. Daran kannst du sie langsam, in kleinen Schritten, durch wiederholtes Anbieten, gewöhnen.
Mit diesem Potpourri an vielen verschiedenen Lebensmitteln
und einfach vielseitiger Kost plus Mumi wird deine Tochter gut mit allen Nährstoffen versorgt.
Die Kost sollte stets so aufbereitet sein, dass sie dein Kind ohne "Gefahr" essen kann. Verschlucken sollte vermieden werden.
Also dann, viel Spaß beim Ausprobieren
Grüße
B.Neumann
*sieh einmal hier:
http://www.rund-ums-baby.de/kochen-fuer-kinder/beitrag.htm?id=44179&suche1=n%E4hrstoffe&seite=1
von
Birgit Neumann
am 19.03.2017
Antwort auf:
Was vormittags oder nachmittags anbieten?
Vielen, vielen Dank!!!
Noch eine Frage: meine Schwiegereltern haben ihr von Anfang an rohe Karotten zum Knabbern in die Hand gegeben. Warum ist das absolut zu vermeiden - wegen der Verschluckgefahr?? Danke jedenfalls für den Hinweis!!!!
Lg Kathrin
von
kathrinundclara
am 19.03.2017, 19:17