Mein Sohn (10 Monate) schläft und isst bescheiden. Nachts ist er seit der Geburt spätestens alle 2 max. 2,5 Stunden wach und will gestillt werden. Eine Steigerung der Stillmahlzeiten am Tag und auch die Ausdehnung der Abstände hat zu keiner Veränderung geführt. Habt ihr noch einen Tipp für mich?
Brei mag er nicht so wirklich gerne. Auch an Fingerfood lutscht er nur ein wenig und wirft es dann weg. Mittags schafft er maximal 100g. Wenn ich ihm 30 Minuten später stille, trinkt er noch gut. Ist der Abstand zu gering? Wie groß sollte der Abstand zwischen dem Brei und der Stillmahlzeit sein, wenn das Ziel ist nicht mehr ergänzend zu stillen. Obstgetreidebrei isst er ganz gut. Am Tag stille ich noch 2 bis 3 mal und eben in der Nacht 4 bis 6 mal.
Vielen Dank.
von
Papaja123
am 13.04.2020, 14:48
Antwort auf:
wann stillen?
Hallo Papaja123
es ist nicht das primäre Ziel weniger zu stillen. Das Ziel ist vielmehr dein Baby zusätzlich an Beikost zu gewöhnen. Dein Baby sollte Beikost bekommen und darf zusätzlich so viel Muttermilch trinken, wie es benötigt.
Manche Baby verringern ihren Bedarf an Mumi, wenn sie Beikost essen. Manche Babys essen Beikost nur in Minimengen ergänzend zur Mumi, welche nach wie vor einen großen Anteil der Gesamtkalorienzufuhr stellt.
Allgemein gilt:
wenn das (gesunde) Baby bereits gut an Beikost gewohnt ist und sich optimal entwickelt, kann das Baby zusätzlich so viel gestillt werden wie nötig.
Wenn ein Baby nur gestillt werden will und Beikost nicht gut annimmt, dann könnte dies (zusammen mit weiteren Indikatoren (wie bspw Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Unwohlsein, motorische Unruhe u.v.m.) evtl Anlass geben, dass der KiA vielleicht einmal nachschauen müsste.
Meinst du, dass dein Baby von den allgemeinen Beikost- und Stillempfehlungen sehr stark und auffällig abweicht? Oder bist du nur irritiert, dass dein Baby weiterhin viel gestilt werden will?
Vor/während eines Wachstumsschubes möchte ein Baby häufig gestillt werden. Das häufige Saugen stellt die Produktion sicher. Viel saugen = viel Mumiproduktion = immer genug Milch = immer satttrinken möglich.
Vielleicht kannst du hier aber bei rub noch Tipps und Infos bei Biggi Welter erfragen. Sie ist Expertin für Mumi und zuständig für Fragen rund ums Stillen.
Also dann
Grüße
Birgit Neumann
von
Birgit Neumann
am 14.04.2020
Antwort auf:
wann stillen?
Hallo Frau Neumann, ich muss leider aufgrund meiner Verunsicherung noch einmal auf Sie zukommen.
Wir waren heute zur Impfung beim Kinderarzt. Die Ärztin machte mir sehr deutlich, dass ich meinen Sohn am Tag mehr hungern lassen solle. Ich solle ihm keine Milch im Anschluss oder auch nicht 1 Stunde später geben, damit er mehr Brei essen würde. Derzeit verhindere ich seine Vitamin- und Energieaufnahme durch das Stillen am Tag. So ihre Aussage.
Aber ich kann ihn doch nicht zwingen, Brei zu essen...
von
Papaja123
am 15.04.2020, 10:45
Antwort auf:
wann stillen?
Hallo Papaja123
oh, deine Verunsicherung kann ich gut verstehen.
Am besten wendest du dich noch einmal an Biggi Welter und lässt dich von ihr noch einmal für eure konkrete Situation beraten.
Normalerweise gilt:
Du darfst dein Baby so oft stillen wie nötig. Ein Baby vorsätzlich und absichtlich hungern zu lassen - nein - das ist nicht wirklich optimal und auch nicht zielführend. Muttermilch hat außerdem so viele gute Inhaltsstoffe, welche zusätzlich die Verdauung und die Nährstoffresorption sehr positiv beeinflussen, ja begünstigen.
Sofern du deinem Sohn Erfahrungen mit Beikost und/oder Famlienkost nicht absichtlich und willentlich vorenthältst um deinen Sohn stattdessen absichtlich und willentlich zum Sttillen zu zwingen, steht dem vielen Stillen bei deinem gesunden und normal entwickelten Baby an sich nichts im Wege.
Das bedeutet:
Vermehrtes Stillen sollte die normale Entwicklung eben nicht beeinträchtigen - wohl aber ergänzen.
Manche Babys brauchen etwas länger (individuelle Entwicklung und Reife) bis sie Beikost so gut akzeptieren, dass sie davon gut satt werden.
Stillen darfst du nach Bedarf. Der Bedarf ist da, zusätzlich zu Brei und Co. Und: Stillen ist viel mehr als nur Nahrungsaufnahme - es spendet auch Geborgenheit, Sicherheit, u.v.m.
Vermehrtes Gestilltwerdenwollen plus Verweigerung von Beikost oder Desinteresse an Beikost (auch im Zusammenhang mit Entwicklungsdefiziten, häufigem Unwohlsein, andere Auffälligkeiten im motorischen Bereich, Größe/Gewicht etc,) könnte allerdings Hinweise geben, dass die Entwicklung evtl nicht ganz optimal verläuft. Dafür bräuchte man jedoch eine Diagnose.
Wenn dein (durchaus kleine Mengen essendes) Baby ansonsten aber gut entwickelt ist und an sich kein Anlass zur Besorgnis besteht, dann wäre vermutlich alles im Lot.
Wende dich nun einfach noch mal an Biggi Welter/Frau Wrede und lass dich beraten.
Als Stillmama kann man die Beikost als Ergänzung zur Mumi sehen, die einem Baby vor allem auch Abwechslung und Annäherung (s.o.) durch schrittweises Gewöhnen ermöglicht. Anders als bei mit Säuglingsmilch ernährten Babys steht bei nach Bedarf gestillten Babys nicht das Ersetzen einer Milchmahlzeit im Vordergrund, sondern das Ergänzen.
Beikost hat auch das Ziel, dass ein Baby neue Geschmackseindrücke, neue Esstechniken, Rituale, Konsistenzen und Nahrung i.A. kennen lernen kann, damit sich der Organismus langsam umstellen und umgewöhnen kann.
Beikost ist viel mehr als nur das Ersetzen von Mumi oder Säuglingsmilch.
Beikost ist ein wichtiger Schritt in der Entwicklung. Es geht auch um das spielerische Entdecken der verschiedenen sensorischen Eigenschaften von Lebensmitteln, um das Loslassen von Mama etc.
Esst so oft es geht zusammen eure Mahlzeiten. Denn das Erlebnis der Gemeinschaft hat Einfluß auf die Akzeptanz. Was alle essen, das möchte auch dein Kind essen. Essen bedeutet zunächst für dein Kind einfach nur das: er möchte und sollte einen gustatorischen Eindruck einer Speise erfahren. Er sollte das (möglichst gemeinsame) Essen mit allen Sinnen erleben. Biete hierzu einfach ausreichend Gelegenheiten.
Viele Grüße
P.S. schau auch einmal hier:
https://www.rund-ums-baby.de/experten/kochen-fuer-kinder/Beikost-und-Gewoehnung-an-den-Familientisch_46121.htm
und unbedingt hier:
https://www.rund-ums-baby.de/experten/kochen-fuer-kinder/Isst-mein-Sohn-genug-und-wie-schnell-darf-ich-ihm-Familienkost-geben_48448.htm
von
Birgit Neumann
am 15.04.2020
Antwort auf:
wann stillen?
der langen Rede kurzer Sinn:
was du tun kannst -
du darfst dein Baby fordern und fördern, ohne es zu überfordern.
Aufs Stillen und die Familienkost bezogen heißt das: sensibel bleiben für die (echten) Bedürfnisse und dein Baby gleichzeitig in seiner individuellen Entwicklung sinnvoll begleiten, sprich fordern (etwas zutrauen - Essen anbieten und nicht sofort aus Gewohnheit stillen, selbständige Erfahrungen machen lassen), fördern (Entwicklungsschritte erkennen und entsprechend handeln) aber nicht überfordern (d.h. sinnvolle Kompromisse finden, ggf auch mal wieder zurückrudern).
Du kannst dein Baby in diesem Prozess der Gewöhnung an richtiges Essen nun individuell und sinnvoll begleiten und unterstützen.
Also dann
Grüße
von
Birgit Neumann
am 15.04.2020
Antwort auf:
wann stillen?
Vielen lieben Dank.
Ja, er ist normal entwickelt - meiner Meinung nach und bisher auch nach der Meinung des KiA. Er nascht eben gerne. Er isst ein paar Happen Brei mit Begeisterung und auch Fingerfood - nue eben kleine Mengen. Wenn er noch eine Flasche angeboten bekommt, nimmt er nach 100g Brei noch bis zu 100ml Milch.
Danke noch einmal.
von
Papaja123
am 15.04.2020, 17:19