Liebes Team,
mein Sohn ist jetzt 9,5 Monate alt, und wir haben die Beikost mit ca. 6 Monaten eingeführt. Alle drei üblichen Breie und die Flaschenmahlzeiten mit Folgemilch 1 klappten bisher sehr gut, er hat jeweils fast ein ganzes Gläschen gegessen.
Der Tagesplan ist etwa jeden Tag gleich:
frühmorgens: 210 ml Flasche
vormittags: 150 ml Flasche (besonders auf diese Mahlzeit besteht er bisher vehement)
mittags: Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei
nachmittags: Getreide-Obst-Brei
früher Abend: Milch-Getreidebrei
zur Nacht: ca. 120 - 150 ml Flasche
Seit drei, vier Wochen sind nun sämtliche Breimahlzeiten ein einziger Kampf. Er macht entweder den Mund gar nicht auf, spielt und matscht mit dem Brei, weint fürchterlich oder ist nach wenigen Löffeln scheinbar "satt". Wenn ich ihm dann eine Flasche oder einfach einige Brotstückchen mit Butter anbiete, nimmt er sie aber sehr gierig an.
Auch bei unserem warmen Abendessen will er immer probieren und ist sehr neugierig auf Nudeln, gekochtes Gemüse oder Suppen.
Leider klappt es mit der Feinmotorik und dem Kauen noch nicht so gut, dass wirklich viel im Mund landen würde.
Das erste Zähnchen ist da und das zweite unterwegs - oft hat er wirklich Zahnschmerzen und kaut ganz aufgeregt auf seinem Beißring herum.
Ich hätte nun ein paar konkrete Fragen:
1. Wann kann ich den besonders ungeliebten Milchbrei durch eine Brotmahlzeit ersetzen, und wieviel und welche Lebensmittel sollte er essen, damit er satt und gut versorgt ist?
2. Wann kann ich die anderen beiden Breie durch "normales" babygerechtes Essen ersetzen?
3. Wie lange und ich welcher Menge gibt man überhaupt noch die Milchflaschen?
4. wie kann ich sicher sein, dass er genug bekommt, wenn er vom normalen Familienessen nur winzige Bröckchen isst
5. auch das Trinken macht mir große Sorgen: außer Folgemilch trinkt er kaum etwas, weder Wasser noch Tee oder sehr stark verdünnte Saftschorle schmecken ihm. Wir haben die verschiedensten Fläschchen, Sauger, Becher und auch Temperaturen ausprobiert. Mehr als 50 ml kommen pro Tag nicht zusammen.
Ich muss dazu sagen, dass mein Kleiner (Frühchen in der 36. SSW) in der ersten Zeit eine sehr schlimme Gelbsucht hatte. Es klappte mit dem Stillen nur schlecht und trotz zufüttern hat er kaum zugenommen. Daher stecken mir die Worte von Hebamme und Arzt "er MUSS trinken und zunehmen" noch sehr in den Knochen und ich bin extrem übervorsichtig, dass er sich gut entwickelt. Ich halte mich immer sehr genau an die Mengenangaben und wiege oft ab, wieviel er gegessen und was er übrig gelassen hat.
Aktuell ist er laut Kinderarzt vom Gewicht aber völlig ok, etwa 9600 g bei 70 cm Körpergröße.
Ansonsten ist mein Bübchen ein aufgeweckter, fröhlicher Kerl, krabbelt munter durchs Haus und schläft ohne Probleme durch.
Wir sind jetzt ziemlich ratlos, warum er mit dem Essen so unzufrieden ist. Mein Mann und die beiden Omas trauten sich kaum noch, ihm den Brei zu füttern, wenn ich mal unterwegs bin - das ist auch für mich sehr schwierig. Auch mir graut es schon fast vor jedem Füttern :-(
Wir möchten einfach den Druck rausnehmen und von diesem streng getakteten Essen nach "Stundenplan" weg, und es sowohl von den Uhrzeiten als auch von den Zutaten und Mengen etwas lockerer angehen.
Vielleicht haben Sie ein paar Tipps, wie es mit dem Essen weitergehen kann.
Vielen lieben Dank!!!
Milka
von
Milka2014
am 06.02.2015, 09:51
Antwort auf:
Wann kann ich den Milchbrei durch eine Brotmahlzeit ersetzen?
Liebe Milka,
ich verstehe, dass Sie sich sorgen machen, doch die sind meiner Meinung nach unbegründet. Ihr Kleiner hat sich doch super entwickelt.
Freuen Sie sich über Ihr aufgewecktes, fröhlicher Kerlchen. Das meine ich ehrlich.
Essen ist wichtig, aber nicht das Wichtigste!
Stellen Sie das Essen nicht zu sehr in den Mittelpunkt. Je weniger Sie erzwingen, umso besser wird es klappen. Sehen Sie das Essen weniger als „Ihre Aufgabe“, sondern mehr als Freude und Genuss.
Ja vielleicht versuchen Sie alles etwas lockerer zu sehen, denken Sie nicht mehr so sehr an die „Startholprigkeiten“ und die Worte Ihrer Hebamme, versuchen Sie diese Worte auszublenden, vergessen kann man dies sicher nicht.
Was mir bei Ihren Zeilen sofort einfällt, nutzen Sie ruhig das Interesse Ihres Sohnes für die Familienkost und führen Sie ihn langsam an selbige heran.
Natürlich sollte das Essen für Ihr Söhnchen noch kindgerecht sein: wenig gesalzen und gewürzt, nicht scharf, frittiert und fettig.
Ihr Söhnchen gehört ja nun schon zu den Großen und reine Breikost / Püriertes ist vielleicht nicht mehr das Richtige!
Vielleicht fangen Sie einfach mit weich gekochtem Gemüse, ein paar Nudeln oder Kartoffelstückchen (alles ungewürzt) aus der eigenen Küche an. Reifes, weiches Obst und auch Brot, das mag er ja schon sehr, ist auch gut geeignet.
Zu Ihren Fragen:
„Wann kann ich den besonders ungeliebten Milchbrei durch eine Brotmahlzeit ersetzen, und wieviel und welche Lebensmittel sollten er essen, damit er satt und gut versorgt ist?“
Haben Sie mal probiert etwas Obst- und Gemüsepüree unter den Milchbrei zu heben. Vielleicht trifft das seinen Geschmack?
Kombinieren Sie doch den Milchbrei zunächst mit ein paar Stückchen Brot. Auch ein paar gedünstete Gemüsestückchen wären geeignet. Statt einem Brot können Sie Ihrem Kleinen auch mal Baby-Zwieback oder Reiswaffeln zum Milchbrei anbieten. Zwieback und Kekse können Sie auch grob zerkleinern und in den Milchbrei geben oder mit etwas Milch anweichen und als griffigeren Brei anbieten.
Wenn es immer mehr Gemüse, Brot usw. und weniger Milchbrei oder eine richtige „Brotzeit“ gibt, bieten Sie ihm einfach etwas Milch aus der Tasse dazu an.
„Wann kann ich die anderen beiden Breie durch "normales" babygerechtes Essen ersetzen?“
Nach und nach… Achten Sie auf die Signale Ihres Kleinen! Den Mittagsbrei können sie nach und nach mit selbstgekochtem, kindgerechten Essen kombinieren. Startet Sie doch zunächst mit Beilagen wir Kartoffeln und Nudeln und etwas Gemüse als Fingerfood.
Nachmittags können Sie den Getreide-Obst-Brei mit etwas zum Knabbern (Reiswaffel, Babykeks, Hirsekringel, Babyzwieback, ein paar Häppchen Brot, Brötchen..) und weichem, reifen Obst kombinieren.
„Wie lange und in welcher Menge gibt man überhaupt noch die Milchflaschen?“
Bis zum 1. Geburtstag braucht Ihr Sohn noch 400-500 ml/g Milch und Milchhaltiges (Milchbrei, Babyjoghurt etc.) damit die Milch- und Calciumversorgung gewährleistet ist. Derzeit bekommt Ihr Söhnchen also etwas zu viel Milch. Ein Milchbrei am Morgen und ein großes Fläschchen frühmorgens könnten also genügen oder statt dem Milchbrei ein Fläschchen oder eine Tasse Milch zum Abendbrot.
Milch bleibt im ersten Jahr ein idealer Start in den Tag, Sie liefert nach einer langen Nacht zugleich Energie und Flüssigkeit.
Zu Flaschen-Frage: Es wird empfohlen die Kleinen nach und nach vom Fläschchen zu entwöhnen und mit dem altersgerechten Trinklernbecher oder noch besser einer normalen Tasse vertraut zu machen. Letztlich geschieht dies aber sehr individuell. Das hat noch keine Eile!
„Wie kann ich sicher sein, dass er genug bekommt, wenn er vom normalen Familienessen nur winzige Bröckchen isst?“
Deshalb ist eine Kombination aus Familiekost und „Brei“ zunächst die richtige Wahl. Nach und nach wird er immer mehr vom Familientisch schaffen. Haben Sie Geduld. Er nimmt sich was erbraucht.
„Auch das Trinken macht mir große Sorgen: außer Folgemilch trinkt er kaum etwas“
Das ist ganz normal. Ihr Kleiner hat einfach keinen Durst!
Einmal für Sie zur Orientierung: Die Empfehlung lautet für ein Kind 7-12 Monate etwa 400 ml Flüssigkeit pro Tag. Wobei die Milch mit dazugerechnet wird. Das heißt Ihr Söhnchen deckt seinen gesamten Flüssigkeitsbedarf mit den 3 Fläschchen, die er täglich erhält.
Wird die Ernährung „fester“, wird Ihre Kleine auch mehr Durst haben. Sie können sich da ganz auf Ihren Sohn verlassen, er weiß, was er braucht. Solange er vergnügt ist, die Windel gut nass ist und vor allem der Stuhl geformt ist, dann ist er ausreichend mit Flüssigkeit versorgt.
Noch ein Rat zum Schluss – für mich einer der Wichtigsten:
Geben Sie Ihrem Söhnchen einfach zu den 5 Mahlzeiten am Tag, die Möglichkeit so viel zu essen, wie er möchte, mehr ist von Ihrer Seite aus nicht nötig. Wirklich, mehr ist nicht nötig.
Wenn Ihr Kleiner nicht weiteressen möchte, möchte er nicht weiter essen. Wenn Ihr Kleiner satt ist, ist er satt. Sie können ihn ja nicht zum Essen zwingen. Sie machen ihm nur das Angebot zur Nahrungsaufnahme.
Viele Grüße aus Pfaffenhofen und eine Extraportion Gelassenheit wünsche ich Ihnen,
Annelie Last
von
Annelie Last
am 06.02.2015