Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Zwiemilchernährung

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Zwiemilchernährung

Mitglied inaktiv

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Hi! Ich verstehe die ganze Hysterie über das ausschliessliche Vollstillen nicht. Folgender Sachverhalt: Ich habe leider nicht sehr viel Milch, was sich auch nicht ändern lässt, da ich alle Möglichkeiten zur Milchsteigerung (Entspannung, Stilltage, Agnus castus, Milchbildungstee, viel trinken, Bachblüten, etc.) schon ausprobiert habe. Unser Sohn, 7 Wo., Geburtsgewicht 3385g, jetziges Gewicht 4660g, hat einen unstillbaren Appetit und das nicht nur abends, sondern immer. Manchmal reicht meine Milch über den Tag, aber abends braucht er noch seine 150-200ml Ha-Nahrung und ca. 150 ml Tee über den Tag verteilt, da er viel trinken muss. Er hatte mit 4 Wo. eine Nierenbeckenentzündung, wo auch ein leichter Reflux festgestellt. Diesbezüglich haben wir keine Probleme mehr. Dieses geht auch problemlos, da sowohl Brust als auch Flasche anstandslos akzeptiert. Nun meine Frage: Warum wird diese Methode, mit der ich nur gute Erfahrungen gemacht habe, von "StillfanatikerInnen" so verteufelt. Ich sehe nämlich absolut nicht ein unseren kleinen Fratz zigmal anzulegen, da er dabei - da er ja nur ein bisschen Milch herausbekommt - sehr wütend wird und meine Brustwarzen übel malträtiert. Ferner kann es doch nicht gut sein, dass Kind schreien zu lassen u. mit dem ewigen Anlegen unnötig aufzuregen. Mit der Muttermilch bekommt er doch auch bei Zwiemilchernährung genug Abwehrstoffe ab, zumal fast 80% davon im Kolostrum sind, was nun eh erledigt ist. Nun nenne mir man einen vernünftigen Grund diese Methode nicht anzuwenden, zumal mir alle behandelnden Ärzte eines anerkannten Neonatalzentrums dringend zu erhöhter Flüssigkeitszufuhr geraten haben, welche durch das Vollstillen nicht zu leisten ist. Nun habe ich im Forum oft gelesen, dass Hebammen u. Ärzte doch stark in ihrer Kompetenz in Frage gestellt werden, was das Stillen angeht. Aber die sogenannten "Stillfanatiker" haben die Weisheit auch nicht für sich gepachtet. Hierbei wird Müttern, die nicht voll stillen, konsequent auf subtile Art ein schlechtes Gewissen eingeredet, aber manchmal ist Vollstillen eben nicht das Nonplusultra, oder? Würde mich über Reaktionen freuen. Alles Liebe, Aline.


Biggi Welter

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? Liebe Aline, Stillberaterinnen sind keine Stillfanatikerinnen und die oberste Regel aller Stillberaterinnen lautet „Füttere das Baby". Selbstverständlich ist die erste Wahl als Nahrung für ein Baby die Milch der eigenen Mutter und das volle Stillen ist anzustreben, nicht aus „Hysterie", sondern weil nachgewiesenermaßen eine ausschließliche Ernährung des Babys mit Muttermilch für etwa die ersten sechs Monate in vielfacher Hinsicht das Beste für das Kind ist. Wenn jetzt jedoch - aus welchem Grund auch immer - nicht genügend Muttermilch für ein Kind zur Verfügung steht, dann wird keine Stillberaterin auf dieser Welt das Kind hungern lassen. Im Gegenteil in solchen Situationen sind wir froh, dass es künstliche Säuglingsnahrung in der heutigen Qualität gibt. Allerdings darf auch nicht vergessen werden, dass es selbst in unserer Zeit noch Fälle gibt, in denen ein Kind auf Spendermilch angewiesen ist, weil die künstliche Säuglingsnahrung eben doch keine identische Kopie des Originals ist, nicht umsonst gibt es Milchbanken. Keine Stillberaterin wird jemals eine Frau zum Stillen zwingen, aber jede Stillberaterin wird einer anfragenden Frau Informationen geben, die auf ihrer Erfahrung und den entsprechenden wissenschaftlichen Hintergründen beruhen. Auch wird keine Stillberaterin einer Frau ein schlechtes Gewissen einreden, weil sie nicht oder nicht voll stillt. Wissenschaftlich belegte Fakten lassen sich jedoch nicht wegdiskutieren. Was das Wissen um das Stillen angeht, sind StillberaterInnen nun einmal die ExpertInnen (es gibt auch eine Handvoll männlicher Stillberater). Im Gegensatz zu ÄrztInnen und Hebammen haben wir eine intensive Ausbildung auf diesem Fachgebiet. Wusstest Du, dass die Zusatzausbildung für medizinisches Personal zum Examen als Still- und Laktationsberaterin IBCLC unter anderem 200 Fortbildungsstunden nur zum Thema Stillen und Muttermilch beinhaltet? Würden diese Berufsgruppen im Rahmen ihrer Ausbildung bereits sehr viel zum Stillen erfahren, wären sicher keine so intensiven Fortbildungen notwendig, um zum IBCLC-Examen zugelassen zu werden. Es gibt in einigen Ländern sogar einen eigenen Studiengang „Humanlaktation". Auch das zeigt, dass das Fachwissen rund ums Stillen und die Muttermilchernährung ein sehr großes Feld ist. Wir sind keine „Konkurrenz" zum medizinischen Personal und stellen auch nicht dessen generelle Kompetenz in Frage, aber es gibt Still-Fachwissen, das erst erlangt werden muss und nicht alle, die mit stillenden Frauen und gestillten Kindern umgehen, verfügen über dieses spezielle Fachwissen. Wenn Du mit deiner Vorgehensweise gut zurechtkommst, dann ist das gut und schön für dich, doch ebensowenig wie die „Stillfanatikerinnen" die Weisheit nicht für sich gepachtet haben, so wenig bedeutet es, dass dein Weg für alle der Richtige ist. Toleranz von beiden Seiten wäre ein schöner Traum. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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Hallo Aline, fühl dich doch nicht angegriffen, wenn du und ein Baby zufrieden seid ist doch alles bestens!!!! Hier sagt doch keiner, lass das baby hungern und fütter nicht zu! Es wird doch nur geraten, VOR dem Zufüttern zu versuchen die Milchmenge durch Anlegen usw. anzupassen, was ja meist auch klappt, natürlich nicht immer! Ist doch super, dass dein Sohn mit Flasche UND Brust zurecht kommt,aber seeehr viele Babys können das einfach nicht und dann endet zufüttern sehr oft in Abstillen obwohl die Mutter das nicht wollte. Und oftmals auch nicht musste! Und es gin´bt immer noch sooo viele Frauen, die von Hebammen, Ärzten und der Familie gesagt bekommen "Deine Milch reicht nicht, dein Baby wird nicht satt!" obwohl es einfach nicht stimmt! Viel wissen nicht, dass ihre Milch durch häufigeres Anlegen mehr wird. Dass sich Milch im Normalfall nach Angebot und Nachfrage richtet. Viele wissen nicht, dass Neugeborene wenn sie satt sind keine 4 Std ohne erneutes Stillen auskommen. Dass blutende Brustwarzen kein zwingender Abstillgrund sind (so wie es mir mein Gyn sagte!) Selbst viele Ärzte wissen das alles also nicht!!!! Und selbst viele Hebammen (das sagt meine) sind nach ihrer Ausbildung was das stillen angeht nicht viel Schlauer als vorher, da in der Ausbildung nur kurz und unzureichend auf das Stillen eingegangen wird. Und das es Stillberaterinnen gibt wissen auch nur recht wenige Frauen! Und mal ehrlich: Ich habe hier noch niemanden gehört, der bei problemen wie du sie beschreibst sagte: Egal was passiert, Stille nur voll, fütter nicht zu, gib keinen Tee! In manchen Situationen geht es einfach nicht anders - und wenn die Mutter das respektieren kann ist das doch super!!! Wir mögen hier ja vielleicht alle etwas stillfanatisch sein ;-) aber so, wie du dieses Forum und seine Ratschläge beschreibst ist es doch überhaupt nicht! Grüße von Jenny und Emily!


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Bei mir lag genau der gleiche Fall vor. Gina war gerade 6 Wochen, als sie abends nicht satt wurde.Am Tag war sie zufrieden und brauchte das häufigere Anlegen nicht, trotzdem habe ich es versucht, ohne Erfolg. Ich habe mich schwer getan mit der Flsche zuzufüttern, da man ja immer sagt, daß ist der erste Schritt zum Abstillen. Ich habe Ihr dann doch abends die Flache gegeben, anfangs nur mit 50 ml und sie am Tag ca aller 2 Stunden angelegt. Leider brachte das gar nichts. Im Gegenteil, mit ca 10 Wochen reichte es auch am Tag nicht mehr. Ich habe immer noch häufig angelegt, doch es wurde nicht besser. Da ich eigentlich voll stillen wollte, wandte ich mich an eine Stillberaterin. Auch nach 6 Wochen habe ich das schon getan, aber sie hat gesagt Flasche weglassen. Aber ich konnte doch mein Kind nicht schreien lassen. Und es war eindeutig Hunger. Also als ich mich wieder an eine andere Stillberaterin wandte, sagte mir diese , daß ich Flasche und SCHNULLER weglassen soll und zusätzliche Milch mit dem Becher zufüttern. Gina trank dann wieder viel besser an der Brust, aber da das Zufüttern mit dem Becher eine Qual war, habe ich doch nach 4 Tagen wieder die Flasche gegeben. Dazu hatte ich auch nachts noch abgepumpt. Die Milchmenge hat sich aber meiner Mwinung nach nicht erhöht. Heute ärgere ich mich total, daß ich es nicht durchgehalten habe, denn die Zwiemilchernährung machte Gina dann noch ganze 2 Wochen mit.Sie wollte dann nicht mehr an die Brust. Nun bin ich total traurig, daß es vorbei ist. Ich habe sogar schon eine Relaktation versucht, aber es ist total schwer Gina wieder an die Brust zu kriegen. Heute weiß ich, hätte ich noch mehr mit einer ordentlichen Pumpe( Jetzt habe ich eine Doppelpumpe von Amede von meiner Stillberaterin) und von der Methode mit dem Fingerfeeder gewußt,könnte ich vielleicht noch voll stillen. Ich möchte Dich nicht überreden, daß Du versuchst wieder voll zu stillen. Ich will Die nur klar machen, daß es auch schnell vorbei sein kann. Jetzt hast Du noch gute Chancen!! Ich war auch immer völlig frustriert, wenn man überall liest und hört, daß jede Frau voll stillen kann. Manche haben eben auch überhaupt keine Probleme. Aber wenn es nicht so gut läuft, sollte man wirklich die Hilfe annehmen, vorausgesetzt, man ist mit der Situation nicht zufrieden. Ich war es leider immer nicht, da ich so gerne länger voll stillen wollte. Carola mit Gina


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