Mitglied inaktiv
Hallo Frau Welter! Im Stillforum empfahl mir jemand, mich mit unserem Problem auch an Sie zu wenden. Nachfolgend also mein Beitrag von dort: Wir waren mit unserem Sohn (15 Wo. 4 Tage - Geburtsgewicht 3300 gr, jetzt 5430 gr) vor einigen Tagen bei der U4. Dabei wurde festgestellt, dass er während der 10 Tage vor der Untersuchung lediglich 10 gr., d.h. so gut wie nichts zunahm. Seit seiner Geburt wird er voll gestillt und zwar ca. alle 2 bis 2 1/2 Stunden, nur in Ausnahmefällen gibt es mal eine Pause von 3 Stunden. Seit ca. knapp 2 Wochen will er nachts jede Stunde mal gefüttert werden und zwar fast jede nacht. Er scheint sich jedoch immer satt zu trinken, da er nach dem Stillen nicht schreit, oder nach mehr verlangt. Meine Frau meinte dennoch, dass sie nicht genug Milch haben würde. Der KA meinte, dass, angesichts der geringen Gewichtszunahme und unter den vorliegenden Umständen, wir zufüttern müssten. Seine Empfehlung genau: - jede Mahlzeit 5-7 Minuten pro Brustseite und danach soviel Aptamil PRE, wie der Kleine annimmt. Nun sieht es aber so aus, dass der Kleine das Zeug überhaupt nicht annehmen will. (Ich hab mal daran gerochen - kein Wunder!). Jetzt habe ich folgende Fragen: 1.) Sprechen besondere Gründe für ausgerechnet Aptamil, oder sind alle PRE-Nahrungen mehr oder weniger gleich gut? 2.) Wie kriegen wir unseren Sohn dazu, das Zeug doch noch anzunehmen? 3.) Muss die Zufütterung tatsächlich sein, oder könnte die Milchproduktion etwas angeregt werden und können wir unserem Sohn während dessen eine derartige "Durststrecke" zumuten? 4.) Woran merkt man, wenn die "Kapazitätsgrenze" der Mutterbrüste erreicht ist und eine Zufütterung unumgänglich ist? Für möglichst viele und möglichst ausführliche Antworten wäre ich sehr dankbar, da wir uns echt Sorgen machen. Es ist unser erstes Kind und wir haben lange genug auf ihn gewartet. Gruß Shumway
? Lieber Shumway, schön mal wieder einen Vater im Stillberatungsforum zu sehen. Ich kann verstehen, dass Sie nun sehr besorgt sind, doch die Daten, die Sie angeben, zeigen dass Ihr Kind insgesamt gut zugenommen hat und ich kann mir ehrlich nicht so ganz vorstellen, dass es in den letzten zehn Tagen nicht mehr als zehn Gramm zugenommen hat, nachdem es offensichtlich in der Zeit davor eine absolut normale Gewichtzunahme hatte. Ist denn ein Wiegefehler ausgeschlossen? Wurde das Kind immer unter den gleichen Bedingungen auf der gleichen Waage gewogen? Selbst geeichte Waagen können unterschiedliche Ergebnisse bringen und so ist eine Wägung auf zwei verschiedenen Waagen nicht immer vergleichbar. Außerdem kann das Kind das eine Mal einen vollen Darm, vollen Magen und eine volle Blase gehabt haben und beim nächsten Mal hat es sich gerade entleert. Die dadurch entstehenden Differenzen können sehr beträchtlich sein. Außerdem nehmen Babys nicht immer regelmäßig, sondern auch immer wieder mal in Schüben zu, so dass ein gelegentlicher Gewichtsstillstand nicht immer sofort Anlass zur Sorge und zum Zufüttern ist. Wenn Ihre Frau weiter stillen will, dann ist es sicher ratsam, dass Sie sich eine zweite kinderärztliche Meinung einholt und sich außerdem unbedingt an eine Stillberaterin in Ihrer Nähe wendet, die mit ihr gemeinsam schaut, was getan werden kann und muss, um die Milchmenge an den Bedarf des Kindes anzupassen. Falls sie nämlich die Tipps, das Kind nur fünf bis sieben Minuten anzulegen und anschließend Flasche zu geben befolgen wird, ist das der ziemlich sichere Weg ins baldige Abstillen. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus. Bis Sie eine Stillberaterin erreichen können hier einige allgemeine Hinweise zur Steigerung der Milchmenge für Ihre Frau: Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb sollten Sie Ihr Baby in den nächsten Tagen oft anlegen. Etwa alle zwei Stunden (jeweils vom Beginn der letzten Mahlzeit bis zum Beginn der nächsten Mahlzeit gerechnet) und vermeiden Sie den Schnuller. Der Schnuller befriedigt das Saugbedürfnis ihres Kindes, ohne dass es dabei Nahrung erhält. Bei einen wenig zunehmenden Kind ist dies nicht günstig. Um das Interesse Ihres Babys an der Brust wachzuhalten, können Sie es mit Wechselstillen versuchen. Beim Wechselstillen legen Sie Ihr Baby an und stillen es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nehmen Sie es sanft von der Brust (vergessen Sie nicht den Saugschluss zu lösen) und lassen es aufstoßen, streicheln seine Fußsohlen oder massieren es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Sie es wieder etwas ermuntert haben. Dieses „Wecken und Wechseln" wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden. Nach ein paar Tagen sollte eine Gewichtszunahme bei Ihrem Baby feststellbar sein. Der Schlaf eines nicht genügend zunehmenden Kindes ist NICHT heilig, deshalb sollten Sie Ihren Sohn zum Stillen wecken! Um die Milchproduktion zu steigern kann außerdem zusätzliches Pumpen sinnvoll sein. Allerdings sollte Ihnen eine gute Pumpe zur Verfügung stehen und außerdem das Pumpen richtig erklärt werden. Leider gibt es immer noch Pumpen, die ungeeignet sind und selbst mit einer effektiven Pumpe muss das Pumpen gelernt und geübt werden. Am besten wäre es, wenn Ihnen eine Stillberaterin vor Ort das Abpumpen genau erklärt und Ihnen zeigt wie Sie die Brust massieren können. Achten Sie darauf, dass SIE so viel Ruhe und Erholung wie möglich bekommen (am besten legen Sie sich zusammen mit Ihrem Baby ins Bett) und sich möglichst ausgewogen und ausreichend ernähren. Kohlenhydratreiche Nahrung wirkt sich positiv auf die Milchmenge aus. Trinken Sie entsprechend Ihrem Durstgefühl. Sie müssen keinen Milchbildungstee trinken und wenn Sie ihn trinken wollen, dann bitte nicht mehr als zwei bis drei Tassen täglich, mehr kann Bauchprobleme bei den Kindern verursachen. Eine übermäßige Flüssigkeitszufuhr wirkt sich NICHT positiv auf die Milchbildung aus. Sie trinken genügend, wenn Sie sich nicht ausgedörrt fühlen, wenn Ihr Urin hell ist und Sie keine Verstopfung bekommen. Bieten Sie bei jeder Mahlzeit beide Brüste an. Dadurch das Baby wirklich die gesamte vorhandene Milch bekommt und die Milchproduktion in beiden Seiten angeregt wird. Achten Sie auf eine korrekte Stillhaltung und richtiges Ansaugen Ihres Babys. Das Baby darf nicht nur die Spitze der Brustwarze in den Mund nehmen. Seine Lippen müssen auf dem Warzenhof aufliegen. Nicht selten liegt es an einer ungünstigen Saugtechnik des Babys, wenn die Milchmenge nicht ausreicht ist. Stillhütchen können dieses Problem noch weiter verschärfen. Am besten wäre es, wenn Sie sich von einer Stillberaterin vor Ort das korrekte Anlegen zeigen lassen und sich erklären lassen, woran Sie erkennen, ob ihr Baby richtig saugt. Eventuell notwendige Zusatznahrung sollte nach Möglichkeit nicht mit der Flasche, sondern mit einer alternativen Fütterungsmethode (z.B. dem Becher oder ev. Brusternährungsset) gegeben werden. Auch das Bechern sollten Sie sich von einer Kollegin vor Ort zeigen lassen. Alles Saugen des Babys sollte möglichst an Ihrer Brust erfolgen. Beim korrekten Anlegen warten Sie, bis das Babys seinen Mund weit öffnet - wie zum Gähnen. Dann wird es rasch an die Brust gezogen. Der Mund des Babys sollte mindestens zweieinhalb Zentimeter des Brustwarzenhofes bedecken. Das Kinn und die Nasenspitze des Babys berühren die Brust während der Stillmahlzeit. Die Lippen des Babys sind „aufgeschürzt" und entspannt. Die Zunge des Babys liegt unter der Brust. Schläfen und Ohren des Babys bewegen sich während des Saugens. Das Baby liegt mit der Mutter Bauch an Bauch. Es liegt auf der Seite, so dass sein ganzer Körper der Mutter zugewandt ist. Sein Kopf ruht in ihrer Ellenbeuge, sein Rücken wird von ihrem Unterarm gestützt und sie hält seinen Po oder Oberschenkel mit ihrer Hand. Ohr, Schulter und Hüfte des Babys bilden eine Linie. Der Kopf sollte gerade liegen und nicht zurückgebogen oder zur Seite gedreht sein. Eine gute Beschreibung der korrekten Anlegetechnik finden Sie in dem Infoblatt „Stilltechniken, die funktionieren", das bei jeder La Leche Liga-Stillberaterin bezogen werden kann. Selbstverständlich sind auch andere Stillpositionen möglich, wichtig ist aber, dass das Kind immer genügend Brust in den Mund nimmt und den Kopf beim Trinken nicht drehen muss. Noch ein Wort zur Kapazitätsgrenze: In Frankreich gab es in 17.Jahrhundert ein Gesetz, dass Ammen in Findlingsheimen nicht mehr als sechs (!) Kinder gleichzeitig stillen durften (Quelle: Ruth Lawrence:"Breastfeeding: A Guide for the Medical Profession"). Das zeigt, dass Frauen sehr wohl in der Lage sind, sehr große Milchmengen zu produzieren, was sich auch mit der im folgenden zitierten Studie belegen lässt: „Die beobachteten Mütter berichteten, dass sie in der ersten Woche durchschnittlich 6,3-mal täglich abpumpten (zwischen vier- und zwölfmal pro Tag), unabhängig davon, ob sie doppelpumpten oder einfach. Die Zahl der Pumpsitzungen sank auf vier- bis sechsmal täglich, sobald sich die Milchmenge so erhöht hatte, dass sie ausreichte, um ihre Babys zu ernähren. Wenn man die Mutter mit der höchsten Milchmenge vernachlässigt, pumpten diese Mütter im Durchschnitt 1100 ml pro Tag ab (die Mengen lagen zwischen 630 ml und 1650 ml). Eine der beobachteten Mütter pumpte sechs- bis achtmal täglich ab, um einen Milchüberschuss zu erreichen. Durchschnittlich pumpte sie 2830 ml Milch pro Tag ab. Als sie die gemietete Pumpe nach zweieinhalb Monaten Pumpzeit wieder zurückgab, hatte sie genügend Milch gelagert, um ihr Baby während der nächsten sechs Wochen ohne zusätzliche künstliche Säuglingsnahrung zu versorgen (Mohrbacher, 1996)." (Quelle: The Breastfeeding Answer Book Ausgabe 1997). Scheuen Sie sich wirklich nicht, direkten Kontakt mit einer Kollegin aufzunehmen. LLLiebe Grüße Biggi Welter
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