Zu starker Milchspendereflex oder zu viel Milch?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Zu starker Milchspendereflex oder zu viel Milch?

Hallo liebe Stillberaterinnen, meine Tochter ist morgen 6 Wochen alt und ich stille von Anfang an voll (mit Ausnahme von 4-5 Fläschchen, die das Krankenhaus ganz am Anfang meinem Mann aufgeschwatzt hat ). Nun zu meinem Problem: Mein Baby kommt überhaupt nicht nach beim Trinken, ich muss mehrmals während einer Stillmahlzeit unterbrechen, um Milch ablaufen zu lassen, die aus mehreren Öffnungen im Strahl mit viel Druck herausspritzt. Eine Zeit lang hat es gereicht, am Anfang der Mahlzeit etwas auszustreichen, doch mittlerweile reicht das kein bisschen mehr. Laut meiner Hebamme liegt das an zu viel Milch. Ich habe von ihr Phytolacca D4 bekommen, trinke Salbeitee und versuche so weit es geht blockzustillen. Ich habe auch bei still-lexikon.de den Artikel über zu viel Milch gelesen und war überrascht, dass fast alle Symptome auf meine Tochter zutreffen. Sie will ständig an die Brust (was natürlich die Produktion immer wieder anregt), verschluckt sich häufig, wird sehr schnell unleidlich, nimmt rasant zu (seit der Geburt fast 1,5kg).. Ich brauche immer einen Behälter oder ein Tuch, in das ich die Milch hineinlaufen lassen kann und habe dabei ein schreiendes Kind, das ich währenddessen irgendwie noch beruhigen muss. Das ist vor allem nachts und in der Öffentlichkeit wirklich anstrengend. Ich habe bereits eine Stillberaterin aus der Nähe kontaktiert, sie war jedoch leider keine besonders große Hilfe. Seit ein paar Tagen kam nun ein neues Problem dazu, das mich daran zweifeln lässt, ob ich wirklich zu viel Milch oder einen zu ausgeprägten MSR habe. Meine Tochter trinkt an der Brust und sobald es aufhört ihr in den Mund zu laufen, wird sie meckerig, lässt sie Brust los, quengelt und nimmt die Brust nur noch mit meiner Hilfe für einige Sekunden und wird immer quengeliger. Kann es sein, dass die Brust nun weniger Milch produziert (wie ich es ja eigentlich wollte), mein Baby daran gewöhnt ist, sich nicht anstrengen zu müssen beim Trinken, sie das aber jetzt tun müsste, nachdem die erste Milch quasi rausgelaufen ist, um weiter Milch zu bekommen und deshalb meckert? Dann wäre ja Milch reduzieren eigentlich der falsche Ansatz. Ist das denn überhaupt eine plausible Erklärung? Und wenn es so ist, was wäre dann ein Lösungsansatz? Ich hoffe, Sie können mir helfen. Ich muss ihr momentan nämlich oft wieder beide Brüste anbieten, damit sie genügend trinkt um satt zu werden und allmählich habe ich das Gefühl, dass unsere Stillbeziehung ein wenig leidet :( Vielen Dank schonmal! PS: viele sprechen immer davon, dass ich mich entspannen soll, weil es besser wird, da es sich einpendelt mit der Milchproduktion und sie irgendwann um die 3-Monate nicht mehr nach Angebot und Nachfrage gebildet wird, sondern beim Trinken direkt. Stimmt das und welcher Zeitpunkt ist dabei wirklich wahrscheinlich?

von JSawyer am 12.09.2018, 15:12



Antwort auf: Zu starker Milchspendereflex oder zu viel Milch?

Liebe JSawyer, auf Anhieb gibt es mehrere mögliche Ursachen für das Verhalten deines Babys. Zum einen erlebt dein Kind jetzt seine Umwelt immer bewusster und muss daher die Ereignisse des Tages verarbeiten. Das bedeutet für manche der kleinen Menschlein, dass sie sehr unruhig sind, weinen und an der Brust ebenfalls unruhig sind. Hier hilft es, die Tage möglichst ruhig verlaufen zu lassen, den Abend sanft ausklingen zu lassen und dem Kind Nähe, Ruhe und Halt zu geben. Keine hektischen Versuche mit immer neuen Ideen das Kind zur Ruhe zu bringen, sondern so wenig „Action" wie möglich. Den Raum abdunkeln, beruhigend mit dem Baby sprechen oder ihm etwas leise vorsingen. Besonders unruhige Babys, die sich an der Brust steif machen und nach hinten überstrecken, können auch gebündelt werden. Beim Bündeln wird das Baby gut in eine Decke eingewickelt, so dass seine Schultern nach vorne geneigt und die Arme unterhalb der Brust gekreuzt sind. So kann es den Kopf nicht zurückwerfen. Bei manchen Babys bewährt es sich, wenn die Decke unten offen bleibt, so dass die Füße frei bleiben. Wenn ein Kind auf diese Weise eingepackt ist, sieht es wie ein „C" aus, mit dem Kinn auf der Brust und angezogenen Beinchen. Häufig reicht diese Maßnahme aus, das Baby zu beruhigen und es trinkt dann besser an der Brust. Manche Babys brauchen Halt im wahrsten Sinne des Wortes um weniger zappelig zu sein. Eine andere Ursache kann der Schnuller oder die Flasche sein. Schnuller können wie alle künstlichen Sauger zu einer Saugverwirrung führen. Ist das Kind dann auch noch erregt oder besonders müde, dann „erinnert" es sich unter Umständen nicht mehr an die korrekte Trinktechnik für die Brust. In diesem Fall hilft nur konsequentes Verzichten auf alle künstlichen Sauger. Eine Saugverwirrung entsteht, wenn ein Kind mit dem Wechsel zwischen den Trinktechniken an Brust und künstlichem Sauger (dazu gehören Flaschensauger, Schnuller und Stillhütchen) nicht zurecht kommt und dann die Brust schlussendlich sogar verweigern kann. Das ist ein ernsthaftes Stillproblem, das schon viele Sorgen und Tränen bei Müttern und Kindern verursacht hat. Doch eine Saugverwirrung kann überwunden werden. Dabei ist es die erste Maßnahme, dass sämtliche künstlichen Sauger weggelassen werden. In leichteren Fällen kann dies schon ausreichen. Gerade weil Dein Kind nach dem ersten MIlchspendereflex so reagiert, könnte das die Lösung sein. Beobachte einmal eine Stillzeit ganz genau. Verschluckt sich dein Baby sehr leicht? Hast Du den Eindruck, dass die Milch sehr rasch aus deiner Brust fließt? Fließt deinem Kind Milch aus den Mundwinkeln, weil es beim Schlucken nicht nachkommt? Wenn Du die obigen Fragen mit „Ja" beantworten kannst, dann könnte es sein, dass Du einen sehr starken Milchspendereflex hast und dein Baby mit der plötzlich in großer Menge fließenden Milch nicht zurechtkommt. Das kann dann auch die Blähungen verursachen. Bei einem sehr starken Milchspendereflex hat es sich bewährt, das Baby von der Brust zu nehmen sobald die Milch zu fließen beginnt (leg dir eine Windel zum Auffangen der Milch hin und vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und erst nach ein bis zwei Minuten weiter zu stillen, wenn der Milchfluss etwas nachlässt. Eine weitere Möglichkeit ist das „Berg auf Stillen". Dazu hältst Du dein Baby so, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als Deine Brustwarze. Beim Stillen mit dem Rückengriff lehnst Du dich dabei nach hinten, beim Wiegengriff stützt Du dein Baby von unten mit zwei Kissen in deinem Schoß und lehnst dich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Wenn das gar nicht klappt, stille im Liegen. Weitere Möglichkeiten einem starken Milchspendereflex zu begegnen sind: erhöhe die Häufigkeit der Stillmahlzeiten. Dadurch verringert sich die Menge der gestauten Milch und damit die Milchmenge, die während des Milchspendereflexes freigegeben wird. Wenn Du die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten vergrößerst, verschlimmert sich das Problem noch weiter. biete nur eine Brust pro Mahlzeit an. Diese Vorgehensweise kann durchaus hilfreich sein, obwohl es nicht zu dem passt, was üblicherweise gesagt wird. Aber das Ziel ist es die Brust weniger zu stimulieren. Wenn dein Baby quengelt und oft trinken möchte, kann es nötig sein, dass Du ihm mehrere Male dieselbe Brust über einen Zeitraum von zwei bis drei Stunden anbietest, bevor Du die Seite wechselst. Wenn sich die zweite Brust zwischendrin zu voll anfühlt oder spannt, solltest Du gerade so viel Milch ausstreichen, dass Du dich wohl fühlst, um die Milchproduktion nicht zu sehr anzuregen. stille dein Baby wenn es gerade wach geworden ist. Es wird dann eventuell nicht so stark saugen, wie wenn es richtig wach und hungrig ist. Wenn das Baby weniger intensiv saugt, ist häufig auch der Milchspendereflex weniger stark. versuche verschiedene Stillpositionen (auch das oben beschriebene Berg auf Stillen) Eventuell kann dein Baby auch schon an deiner Brust trinken während es auf deinem Bauch liegt. So könntest Du dann im Liegen stillen und das Baby anschließend auf deinem Bauch einschlafen lassen.) lass das Baby oft aufstoßen. vermeide den Gebrauch von künstlichen Saugern und Schnuller. Mit dem Schnuller lässt sich ein Baby vielleicht hinhalten, aber es bleibt hungrig. Die Milch wird dann um so mehr mit Macht herausschießen, vor allem je mehr das ausgehungerte Baby kräftig saugen wird Versuche überhaupt einmal verschiedene Stillpositionen, möglicherweise gefällt deinem Baby die von dir bevorzugte Haltung nicht. Am besten besprichst Du mit einer Stillberaterin in deiner Nähe, wie Du vorgehen kannst. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 12.09.2018



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

zu viel milch und zu starker milchspendereflex

Hallo zusammen, ich hoffe hier hat jemand den ultimativen Tip für mich denn langsam frustriert mich das Stillen immer mehr. Vor 4 Wochen habe ich meine 2.Tochter entbunden. Anlegen im Kreissaal klappte gut, jedoch schon nach 24 Stunden hatte ich offene blutige Brustwarzen. Da das Stillen soooo schmerzhaft war, und meine Kleine offenbar Hunger h...


Zu viel Milch oder zu starker Milchspendereflex?

Hallo, ich hatte schon einmal meine Stillprobleme geschildert. Sie vermuteten einen zu starken Milchspendereflex. Alle Tipps diesbezüglich brachten keinen Erfolg. Nun habe ich gehört, dass zuviel Milch in der Brust auch Probleme machen kann. Der Kleine lässt die Brustwarze immer wieder los, verschluckt sich, bäumt sich auf und weint. Interessant...


Was tun bei starkem Milchspendereflex und zu viel Milch?

Hallo! Ich habe seit der Geburt meiner Tochter immer wieder neue Probleme beim stillen. Zu Beginn war das andocken extrem schwierig und nervenaufreibend. Das funktioniert mittlerweile richtig gut. Ich denke, das jetzige Problem hat damit angefangen, dass ich die rechte Seite öfter gegeben habe, da dort das Problem mit dem Andocken weniger ausgepr...


Zu viel Milch, starker Milchspendereflex

Hallo :) Ich stille meinen 11 Tage alten Sohn voll. Er trinkt gut und nimmt gut zu. Aber : scheinbar habe ich einen sehr starken Milchspendereflex und einfach zu viel Milch. Die Milch schießt richtig heraus. Der Kleine tut sich richtig schwer die viele Milch zu schlucken und verschluckt sich sehr oft. Meine Hebamme hat mir empfohlen vor dem st...


zu viel Milch und sehr starker Milchspendereflex

Hallo, Meine Tochter ist heute 10 Wochen alt und wird voll gestillt. Ich habe sehr viel Milch und einen starken MSR, der auch ziemlich weh tut (Ziehen in der Brust). Wenn meine Tochter trinkt, läuft die andere Brust mit. Auch zwischendurch setzt immer Mal wieder der MSR ein. Wenn meine Kleine abdockt spritzt ihr die Milch regelrecht ins Gesicht...


Zu viel Milch - starker Milchspendereflex

Hallo Biggi, zunächst nochmal danke für deine Ratschläge beim Stillen unserer Tochter. Wir haben knapp 2,5 Jahre gestillt und in der Schwangerschaft abgestillt. Unser Kind Nr. 2 ist nun 17 Tage alt und das Stillen läuft ansich wieder super. :-) Besteht ein Unterschied zwischen zu viel Milch und einem starken Milchspendereflex oder ist da...


Starker Milchspendereflex

Ich hoffe Sie können mit helfen, bin ziemlich am Verzweifeln und komme mit meiner Stillberaterin nicht wirklich weiter. Ich vermute, ich habe einen starken Milchspendereflex. Ich hab schon einiges versucht, Blockstillen, ausstreichen, abbumpen, kurz vorher kühlen, verschiedene Stillpositionen mitunter Bergaufstillen (gefällt ihm gar nicht, das ...


Einseitig zurückgehender Milchspendereflex

Hallo Stillberatungsteam,   Mein Kind ist nun 12 Wocheb alt und inzwischen klappt das stillen ganz gut- auf der rechten Seite. Wir hatten Anfangs beidseitig Probleme mit der Milchmenge und mussten zufüttern, inzwischen hat sich das aber gut eingependelt. Nun wollte ich die linke Brust etwas mehr stimulieren und das Gegenteil ist aufgetreten;...


Starker Milchspendereflex

Hallo Frau Welter! Mein Sohn ist jetzt fast 7 Wochen alt und hat nach jedem Stillen Schluckauf, und hustet oftmals kurz wenn er liegt oder schläft. Zuletzt hat er auch einmal kurz gewürgt. Ich versuche ihn nach dem Stillen immer lang aufrecht zu halten aber ich habe einen starken Milchspendereflex und die Milch sprudelt immer heraus - für mich ...


Milchspendereflex

Hallo liebe Biggi, mein Sohn wird nächste Woche 4 Monate alt. Ich stille ihn voll und jetzt stresse ich mich mit dem  Milchspenderefle.. ich leide unter Angststörung und bekomme Angstzustände wegen allem... jetzt nachts kann ich mein MSR nicht auslösen.  Jetzt will ich ihm eine flasche geben wenn es nicht klappt .. wir wollten heute probieren u...