Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Zahn-OP

Biggi Welter

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Frage: Zahn-OP

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Hallo Biggi, bei mir muss eine Wurzelspitzenresektion gemacht werden, da unter dem linken Backenzahn eine Zyste ist. Es ist allerdings nicht akut, ich habe noch keine Schmerzen. Der Zahnchirurg rät nur so schnell wie möglich dazu. Meine Tochter wird am Mittwoch 4 Monate alt und ich stille sie noch voll. Was muss beachtet werden, wenn ich die OP jetzt machen lasse? Der Arzt will mir nämlich Penicilin verordnen. Wie ist es mit Schmerzmitteln und der Narkose? Ausserdem wollte ich gern noch wissen, ab wann ich meine Tochter zufüttern soll. Fängt man da automatisch nach 4 Monaten an (wir haben keine Allergien) oder wartet man auf Anzeichen von ihr? Sie ist unser 1. Kind und das Stillen klappt prima. Vielen Dank im voraus. Christine Grass


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? Liebe Christine, fangen wir mit der Beikostfrage an: es sollte niemals ein Kind einfach deshalb Beikost bekommen, weil es ein bestimmtes Alter hat, sondern es sollte immer das Kind und nicht der Kalender angeschaut werden. Mit vier Monaten wird noch überhaupt keine Beikost empfohlen (außer von den Herstellern von Säuglingsnahrung), in den ersten sechs Monaten ist ausschließliches Stillen (oder, wenn kein oder nicht genügend Muttermilch zur Verfügung steht, künstliche Säuglingsnahrung) empfohlen. Bei einem gesunden, voll ausgetragenen Kind kann in aller Regel darauf vertraut werden, dass es von sich aus deutlich zu erkennen gibt, wann es ergänzend zur Muttermilch Beikost will, was Du an den folgenden Anzeichen erkennen kannst: • es ist in der Lage alleine aufrecht zu sitzen, • der Zungenstoßreflex, durch den das Baby feste Nahrung automatisch wieder aus dem Mund herausschiebt, hat sich abgeschwächt, • es zeigt Bereitschaft zum Kauen, • es kann selbstständig Nahrung aufnehmen und in den Mund stecken, • es zeigt ein gesteigertes Stillbedürfnis, das sich nicht mit einer Erkrankung, dem Zahnen oder einer Veränderung in seiner Umgebung oder in seinem Tagesablauf in Verbindung bringen läßt. Wenn alle diese Punkte erfüllt sind, ist der Zeitpunkt für den Beginn der Beikost gekommen (meist ist das Kind dann etwa ein halbes Jahr alt, es kann aber auch eventuell jünger (eher selten) oder älter (nicht ganz so selten) sein) und Du kannst deinem Kind langsam zusätzliche Nahrung ergänzend zur Muttermilch anbieten. Ehe diese Zeichen nicht zu erkennen sind, sollte noch keine Beikost eingeführt werden. Eine zu frühe Einführung der Beikost ist nicht sinnvoll, da dadurch der Organismus des Kindes überfordert werden kann, vor allen der Darm und die Nieren des Kindes können überlastet werden und außerdem erhöht eine zu frühe Einführung der Beikost das Allergierisiko. Nun zum Zahnarzt: Eine Zahnarztbehandlung und auch das Ausbohren einer Amalgamfüllung oder auch die Behandlung oder Entfernung eines (Weiheits)zahnes oder Wurzelbehandlung erfordern KEINE Stillpause und auch kein Abpumpen und Verwerfen von Milch. Ich zitiere dir aus „Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Schaefer, Spielmann, 6. Auflage 2001: „Lokalanästhetika: Erfahrungen. Lidocain (z.B. Xylocain) geht selbst bei intravenöser Behandlung von Herzrhythmusstörungen nur in sehr geringer Menge in die Muttermilch über (siehe Abschnitt 4.4.10.). ... Eine interpleurale Dauerinfusion von Bupivacain (z.B. Carbostesin) 25 mg/Stunde führte zu Muttermilchkonzentrationen von maximal 0,45 Mg/ml. Im Serum des Säuglings war die Substanz nicht nachweisbar (Nachweisgrenze unter 0,1 Mg/ml). Toxische Symptome wurden nicht beobachtet (Übersicht bei Spigset, 1994). Daten zu anderen Lokalanästhetika liegen nicht vor. Es ist jedoch anzunehmen, dass auch Substanzen wie Articain (Ultracain) mit kurzer Halbwertszeit und hoher Plasmaeiweißbindung nur sehr geringe Konzentrationen in der Milch erreichen. Der heute übliche Adrenalinzusatz wirkt ohnehin einem Übergang in die Muttermilch entgegen. ... Empfehlung für die Praxis. Bei üblicher Anwendung (im Rahmen einer Zahnbehandlung oder kleiner chirurgischer Eingriffe) können Lokalanästhetika auch in der Stillzeit verwendet werden; dies gilt auch für die Kombination mit Adrenalin. Prilocain sollte gemieden werden, nach versehentlicher Applikation ist aber keine Stillpause erforderlich." Das Gleiche gilt für eventuelles Röntgen: „Röntgenuntersuchungen in der Stillzeit erfordern keine Stillpause, unabhängig davon, welches Organ untersucht wird. Dies gilt selbstverständlich auch für die Mammographie. Einschränkungen gelten lediglich für jodhaltige Kontrastmittel und für die Anwendung radioaktiver Isotope." Bei Bedarf gibt es auch Schmerzmittel, die mit dem Stillen zu vereinbaren sind. Ebenso gibt es stillverträgliche Antibiotika. Dein Zahnarzt kann sich in Berlin bei der Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen und Embryonaltoxikologie Tel.: 030-30686-734 erkundigen. Das Team um Dr. Ch. Schaefer hat dort einen speziellen Beratungsdienst für Ärzte zu Medikamentenfragen und Fragen zu Diagnoseverfahren in Schwangerschaft und Stillzeit eingerichtet. Ich hoffe, die Behandlung wird nicht zu unangenehm. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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