Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Wildes Kopfschütteln und Hände lutschen vor dem Stillen

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Wildes Kopfschütteln und Hände lutschen vor dem Stillen

Hoffnungsvolle

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Hallo liebe Stillberaterinnen, mein Sohn ist jetzt 11 Tage alt. Ich stille voll, was auch mehr oder weniger klappt (zumindest nimmt er kontinuierlich zu), allerdings bis es zum Stillen kommt, gibt es jedes mal ein furchtbares Theater. Wenn ich ihn hinlege zum Stillen, fängt er schon beim Hinlegen an, den Mund aufzusperren und schnappt nach der Brust. Dann fängt er an, wütend zu werden. Wenn ich ihm die Brust hinhalte, keucht er ganz hektisch mit offenem Mund, schüttelt die ganze Zeit den Kopf dabei und schiebt die Brust weg. Dann steckt er sich ganz schnell seine Fäuste in den Mund und fängt daran an zu saugen. Ich bekomme die Hände kaum weg aus seinem Gesicht. Habe ich es endlich geschafft, die Brustwarze in seinen Mund zu schieben, saugt er kurz zwei-drei-Mal heftig daran, stößt sie wieder weg und fängt fürchterlich an zu schreien und heulen und bekommt einen Wutanfall. Nehme ich die Brust weg, sucht er wieder hektisch danach und schnappt mit dem Mund rum, schiebt sich sofort seine Hände in den Mund etc. So geht das gut und gerne 5-15 Minuten vor jedem Stillvorgang. Habe den Eindruck, er ist gestresst, denn er trinkt dann immer nur 5, 10 oder 15 Minuten (und nur eine Seite), wenn ich Glück habe mal 20 Minuten und spuckt auch den ganzen Tag sehr viel Milch wieder aus. Auf was können diese Verhaltensweisen hindeuten und wie kann man etwas daran ändern (verbessern)? Mir tut es leid für ihn, ich würde ihm das Stillen gern stressfreier gestalten und hatte schon an Abpumpen und Flasche geben gedacht... habe sehr große, schwere Brüste, vielleicht mag er die einfach nicht?!


Biggi Welter

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Liebe Hoffnungsvolle, es gibt zwei Hauptursachen für ein solches Verhalten: Saugverwirrung und übermäßig starker Milchspendereflex. Falls Ihr Kind einen Schnuller oder auch (gelegentlich) Flasche bekommt, sollten Sie diese künstlichen Sauger für eine Weile weglassen und schauen, ob sich das Verhalten bessert. Wenn die Saugverwirrung noch nicht zu stark ausgeprägt ist, kann das schon ausreichen, dass das Baby wieder lernt die Brust gut anzunehmen. Beobachten Sie in den nächsten Tagen die Stillzeiten einmal ganz genau. Können Sie sehen, wie Ihre Milch in einem kräftigen Strahl aus Ihrer Brust herauskommt? Verschluckt sich Ihr Baby? Läuft Milch aus seinem Mundwinkel? Möglicherweise haben Sie einen sehr starken Milchspendereflex, mit dem Ihr Baby nicht zurecht kommt und er protestiert deshalb so. Bei einem sehr starken Milchspendereflex hat es sich bewährt, das Baby von der Brust zu nehmen sobald die Milch zu fließen beginnt (legen Sie sich eine Windel zum Auffangen der Milch hin) und erst nach ein bis zwei Minuten weiter zu stillen, wenn der Milchfluss etwas nachlässt. Eine weitere Möglichkeit ist das „Berg auf Stillen". Dazu halten Sie Ihr Baby so, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als Ihre Brustwarze. Beim Stillen mit dem Rückengriff lehnen Sie sich dabei nach hinten, beim Wiegengriff stützen Sie Ihr Baby von unten mit zwei Kissen in Ihrem Schoß und lehnen sich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Weitere Möglichkeiten bei einem starken Milchspendereflex sind: erhöhen Sie die Häufigkeit der Stillmahlzeiten. Dadurch verringert sich die Menge der gestauten Milch in den Milchseen und damit die Milchmenge, die während des Milchspendereflexes freigegeben wird. Wenn Sie die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten vergrößern, verschlimmert sich das Problem noch weiter. bieten Sie nur eine Brust pro Mahlzeit an. Dieser Vorschlag passt nicht zu dem, was üblicherweise gesagt wird. Aber das Ziel ist es die Brust weniger zu stimulieren. Wenn Ihr Baby quengelt und oft trinken möchte, kann es nötig sein, dass Sie ihm mehrere Male dieselbe Brust über einen Zeitraum von zwei bis drei Stunden anbieten, bevor Sie die Seite wechseln Wenn sich die zweite Brust zwischendrin zu voll anfühlt oder spannt, sollten Sie gerade soviel Milch ausstreichen, dass Sie sich wohlfühlen, um die Milchproduktion nicht zu sehr anzuregen. stillen Sie Ihr Baby wenn es gerade wach geworden ist. Es wird dann eventuell nicht so stark saugen, wie wenn es richtig wach und hungrig ist. Wenn das Baby weniger intensiv saugt, ist häufig auch der Milchspendereflex weniger stark. versuchen Sie verschiedene Stillpositionen (auch das Berg auf Stillen, dazu halten Sie Ihr Baby so, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als Ihre Brustwarze. Beim Stillen im Rückengriff lehnen Sie sich dabei nach hinten, beim Wiegengriff stützen Sie Ihr Baby von unten mit zwei Kissen in ihrem Schoß und lehnen sich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Eventuell kann Ihr Baby auch schon an ihrer Brust trinken während es auf Ihrem Bauch liegt. So könnten Sie im Liegen stillen und das Baby anschließend auf Ihrem Bauch einschlafen lassen.) lassen Sie das Baby oft aufstoßen. vermeiden sie den Gebrauch von künstlichen Saugern und Schnuller. Mit dem Schnuller lässt sich ein Baby vielleicht hinhalten, aber es bleibt hungrig. Die Milch wird dann um so mehr mit Macht herausschießen, vor allem je mehr das ausgehungerte Baby kräftig saugen wird. Falls Ihr Baby eine Flasche oder einen Schnuller bekommt, kann es auch sein, dass es mit dem Wechsel zwischen den beiden Saugtechniken nicht zurecht kommt und nun deshalb an der Brust frustriert reagiert. In jedem Fall ist es empfehlenswert, dass Sie sich mit einer Stillberaterin in Ihrer Nähe in Verbindung setzen und sich beim Stillen zuschauen lassen. Aus dem, was die Kollegin sieht, kann sie Rückschlüsse ziehen und Ihnen dann gezielte Tipps geben. Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC) LLLiebe Grüße Biggi Welter


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