Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Wie schnell und wie lange Lebensmittel in Muttermilch?

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Wie schnell und wie lange Lebensmittel in Muttermilch?

Dorfkind

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Hallöchen, unsere 7, fast 8 Monate alte Tochter ist nun drei mal am Tag Brei und wird morgens noch ausgiebig gestillt. Abends darf sie an einer Brust vor dem Schlafen gehen trinken. Weiterhin trinkt sie nachts noch. Zur Zeit zwischen 4:30 und 5:30 Uhr. Eigentlich wollte sie schon 23/24 Uhr wieder gestillt werden. Aufgrund der Breimahlzeiten erschien mir das eher unnötig und zuviel. Sie ißt immer volle Portionen. Also habe ich 2 Tage lang mit Trösten und so weiter versucht, nicht zu stillen und ohne wieder einschlafen zu lassen. Jedesmal habe ich dann nach 2-3 Stunden aufgegeben und doch gestillt. Trotzdem hat es scheinbar etwas bewirkt, da sie ja nun erst gegen früh zum Stillen wach wird. Wir hatten sie mit etwas mehr als 6 Monaten im Kinderzimmer schlafen lassen und nach dem Aufwachen zum Stillen habe ich sie mit ins Schlafzimmer genommen, wo sie nach dem ersten Stillen im Beistellbettchen und nach dem zweiten in meinem Bett schlief. Aktuell ist sie total unruhig, wacht mindestens einmal pro Stunde auf und will den Nuckel. Also schläft sie in ihrem Bett ein und wenn wir schlafen gehen, nehmen wir sie mit ins Beistellbett. Manchmal ist sie dabei wach und manchmal schläft sie. Aber neben mir wacht sie dann nicht mehr dauernd auf. Seit letzter Woche schläft sie leider nach dem Stillen nicht mehr direkt ein. Oft ist sie 2 Stunden wach und dann total quengelig, weil sie müde ist. Woran liegt es, dass nicht mehr direkt einschläft, sondern so lange wach ist? Braucht sie das Stillen um die Zeit vielleicht gar nicht mehr und wird erst recht wach? Liegt es an der "Verlängerung" der Schlafphase durch die Versuche mit dem Trösten? Was können wir tun? Weiterhin würde mich interessieren, wie schnell etwas in die Muttermilch übergeht, was ich essen und wie lange es dort "bleibt"? Ich würde so gerne einige Lebnensmittel wieder essen, auf die ich bisher verzichtet habe. Zum Beispiel Wirsing. Da ich selbst auch manchmal danach Blähungen gehabt habe, habe ich bisher verzichtet. Wir kochen immer abends. Ca eine halbe bis eine Stunde nach unserem Abendessen wird unsere Tochter ins Bett gebracht und noch gestillt. Könnte sie da Bauchweh bekommen? Wenn sie weiterhin erst gegen morgen erneut trinkt, ist dann der Wirsing schon aus der Muttermilch weg? Könnte es auch Schwierigkeiten geben, wenn ich Spargel esse? Vielen Dank für die Antwort! Liebe Grüße


Biggi Welter

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Liebe Dorfkind, alles, was eine stillende Frau isst, schlägt sich geschmacksmäßig mehr oder weniger in der Muttermilch nieder. Ist dies ein ungewohnter Geschmack, weil die Frau zum ersten Mal etwas Neues isst oder seit langer Zeit etwas wieder isst, dann kann sich sowohl der Geschmack der Milch als auch der Körpergeruch der Mutter so verändern, dass das Baby es ablehnt an der Brust zu trinken. Es gibt weder eine Vorhersage, bei welchen Nahrungsmitteln es zu einem solchen Vorfall kommen kann, noch lässt sich eine exakte Zeitangabe machen, wie lange die Geschmacksveränderung anhält. In der Regel dürfte jedoch nach einigen Stunden wieder der "Normalzustand" eintreten. Ich kenne unzählige Stillmamis, die ohne Probleme Spargel essen können, weiß aber auch von Frauen, deren Babys wirklich gestreikt haben. Es gibt keine allgemeingültige Zeitangabe, wie lange Nahrung braucht um verdaut zu werden und sich dann eventuelle Auswirkungen auf das gestillte Kind zeigen. Es hängt auch von der Nahrung ab. Alkohol zum Beispiel geht sehr rasch ins Blut und auch in die Muttermilch über. Schweinebraten braucht erheblich länger, bis er verdaut wird. Andererseits kann es mehrere Tage dauern (manchmal noch länger) bis sich ein Erfolg zeigt, wenn man ein Lebensmittel weglässt, von dem man annimmt, dass es sich negativ auf das gestillte Kind auswirkt. Bei Kuhmilch kann dies in Extremfällen bis zu sechs Wochen dauern und so lange brauchen die Kuhmilchprodukte nie, bis sie verdaut sind. Im allgemeinen kann man aber davon ausgehen, dass sich die Auswirkungen eines bestimmten Nahrungsmittels innerhalb von einigen Stunden bis zu etwa einem Tag nach dem Genuss zeigen. Es gibt keine allgemeingültige "Stilldiät" oder generell verbotenen oder erlaubte Nahrungsmittel für die Frau während der Stillzeit (mit der Einschränkung, dass Alkohol möglichst gemieden werden soll). Der Einfluss der Ernährung der Mutter auf das Verhalten des Kindes wird meist erheblich überschätzt. Eine stillende Mutter muss weder bestimmte Nahrungsmittel (z.B. Kuhmilch) zu sich nehmen, noch müssen alle stillenden Mütter bestimmte Nahrungsmittel meiden. Von Ausnahmefällen abgesehen macht die Mehrheit der stillenden Mütter die Erfahrung, dass sie alles, was sie mögen, in Maßen essen können auch Schokolade und stark gewürzte Speisen ohne dass sich dies auf ihre Babys auswirkt und viele kleine Babys haben Blähungen ganz gleich, was ihre Mütter essen. Auch wenn viele Mütter davon gehört haben, dass durch den Genuss von "blähenden" Lebensmitteln Blähungen bei ihrem Baby hervorgerufen werden, ist diese Meinung mit Vorsicht zu genießen. Darmgase entstehen bei der Verarbeitung von Faserstoffen (Ballaststoffen) durch die Darmbakterien im Verdauungstrakt. Weder Verdauungsgase noch Ballaststoffe gehen in die Muttermilch über, auch nicht, wenn die Mutter unter extremen Blähungen leidet. Genau so wenig verändern stark säurehaltige Nahrungsmittel den pH Wert der Muttermilch. In diesem Zusammenhang ist interessant, wie unterschiedlich die Empfehlungen für stillende Mütter in verschiedenen Ländern sind. In Neuseeland zum Beispiel wird stillenden Müttern geraten keine Tomatensuppe zu essen, in Italien jedoch dürfen die Mütter mit Tomaten zubereitete Gerichte ohne Bedenken essen, außerdem wird ihnen empfohlen, möglichst viel weiße Nahrung wie Teigwaren und Weißwein zu sich zu nehmen. Diese Empfehlung beruht auf der Vorstellung, dass Milch am reichlichsten durch Nahrungsmittel gebildet wird, die die gleiche Farbe besitzen. Normalerweise können stillende Mütter alles essen, bei manchen Nahrungsmitteln ist es allerdings anzuraten, dass sie nicht im Übermaß genossen werden. Es ist ein normaler entwicklungsphysiologischer Verlauf, dass Babys ab dem Alter von vier bis sechs Monaten nachts (wieder) vermehrt aufwachen. Dieses Aufwachen liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung oder selbst das Abstillen auch keine Garantie für angenehmere Nächte. Die Kinder beginnen die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Es gibt kein Patentrezept, um ein Kind zu längeren Schlafphasen zu bringen. Hätte ich eines, das das Kind achtet, würde ich ein Buch darüber schreiben und damit einen Bestseller landen, an dem sich gut verdienen ließe. Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens `Schlafen und Wachen ein Elternbuch für KindernächteA von Dr. William Sears empfehlen, das Sie im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen können. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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