Wie lange muss eine Stillmahlzeit dauern, wie lange dürfen Stillpausen sein?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Wie lange muss eine Stillmahlzeit dauern, wie lange dürfen Stillpausen sein?

Liebe Frau Welter, immer lese ich mit Interesse hier im Forum, da ich ein absoluter Fan des Stillens bin. Ich stille auch jetzt wieder meine zweite Tochter voll, die mittlerweile 3 Monate alt ist. Bei meiner ersten Tochter hat das (Voll-)Stillen von Anfang an super geklappt, sie hat aber sehr selten länger als 5 Minuten an der Brust getrunken. Ich habe auch einen sehr schnell einsetzenden und starken Milchspendereflex. Sie hat immer super zugenommen und es gab nie Probleme. Leider ist das bei meiner Kleinen nicht ganz so einfach, daher die Frage. Meine zweite Tochter hatte jetzt schon zweimal das Problem, dass sie nicht oder zu wenig zugenommen hat (einmal mit 1,5 Wochen, einmal mit ca. 8 Wochen). Ich hatte zu den Zeitpunkten dann auch zu wenig Milch, sodass ich kurzzeitig (jeweils ca. 2-4 Tage) mit abgepumpter Muttermilch zufüttern musste - durch das Abpumpen konnte ich beide Male die Milchproduktion dann recht schnell wieder gut anregen. Ich habe allerdings nie verstanden, warum die Milch, die bei meiner ersten Tochter immer reichlich vorhanden war, überhaupt zurückgegangen ist. Meine Hebamme meinte, das läge an der kurzen Stilldauer von nur ca. 5 Minuten - bis zur 8. Woche hat meine zweite Tochter nämlich auch nur eher kurz, dafür aber kräftig gesaugt. Die Hebamme meinte, das reiche nicht aus, um den Milchbildereflex anzuregen, dazu müsse das Baby mindestens 15 Minuten an der Brust saugen. Ist das wirklich immer so? Also MUSS eine Mahlzeit wirklich mindestens 15 Minuten dauern? Wenn ja, warum hat es dann bei meiner ersten Tochter geklappt? Da meine kleine Tochter aber beide Male wirklich kurzzeitig nicht mehr zugenommen hat, versuche ich jetzt nach der zweiten Runde zufüttern, sie immer dazu zu "zwingen", mindestens 15-20 Minuten an der Brust zu bleiben. Oft sind dann zwar Wickelpausen dabei, aber ich halte das jetzt tatsächlich schon seit ein paar Wochen durch, dass sie bei fast jeder Stillmahlzeit wirklich mindestens 15 Minuten trinkt (außer bei der einen Mahlzeit nachts, vgl. unten, da ist die Brust so voll, dass sie nur 5 Minuten an einer Brust "power-saugt"). Meine Hebamme meinte nämlich, das sei der Schlüssel dazu, dass die Milch nicht wieder zurückgeht und das Baby auch zunimmt - die Kleine scheint vielleicht doch eher eine zögerliche Trinkerin zu sein. Es fällt mir nämlich auch auf, dass sie, auch wenn sie abgedockt hat und mich fröhlich anlächelt, 15-30 Minuten später, wenn ich unermüdlich versuche, sie wieder anzulegen, dann doch noch einmal trinkt. Gibt es das wirklich, dass Babys freiwillig weniger trinken, als sie eigentlich bräuchten? Es ist nämlich oft wirklich sehr anstrengend, sie sozusagen so lange an die Brust zu "zwingen"... Meine Tochter ist ansonsten gesund, hat genügend nasse und volle Windeln, ist munter, neugierig, fröhlich etc. - ihr "einziges" Problem war die fehlende Zunahme, zur Zeit nimmt sie aber auch genug zu (wenn auch immer an der unteren Grenze, kaum mehr als 150g pro Woche). Noch eine weitere Frage zu den Stillmahlzeiten: Meine Tochter hat ziemlich seit ihrer Geburt nachts eine längere Schlafphase, mittlerweile von 20 Uhr bis ca. 3-5 Uhr (also maximal sogar 9 Stunden Stillpause). Auch das hat die Hebamme immer kritisch gesehen, sie meinte, das führe auch eher dazu, dass die Brust weniger Milch produziere. Auch hier meine Frage: Ist das wirklich so? Nachts gibt es zwar diese eine lange Stillpause, ansonsten wird sie aber alle 2,5 bis 3 Stunden gestillt, wir kommen in 24 Stunden also auf ca. 6 Stillmahlzeiten. Kommt die Brust mit einer langen Pause pro Tag nicht klar? Seit zwei Wochen wecke ich meine Tochter nicht mehr zum Stillen nachts, sie schläft also lange macht also wirklich nur eine Stillpause, und bisher klappt es. Die Brust ist dann natürlich immer sehr voll. Es wäre wirklich nett, wenn Sie mir eine Rückmeldung zu den Fragen geben könnten (Muss eine Stillmahlzeit wirklich 15 Minuten dauern, trinken Babys freiwillig weniger als sie brauchen, darf eine lange Stillpause pro Tag sein). Vielen Dank und herzliche Grüße, Amalindi

von Amalindi am 02.03.2022, 15:19



Antwort auf: Wie lange muss eine Stillmahlzeit dauern, wie lange dürfen Stillpausen sein?

Liebe Amalindi, nein, eine Stillmahlzeit muss nicht so lange dauern, es gibt kleine Schnelltrinker, die in kürzester Zeit fertig und satt sind. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Hier einmal die Kriterien für ein gut gedeihendes Baby: o mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass "nass" ist, kannst Du sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.). o in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal) o eine durchschnittliche wöchentliche Gewichtszunahme von mindestens 150 g pro Woche ausgehend vom niedrigsten Gewicht Vom vierten bis sechsten Monat verlangsamt sich die Gewichtszunahme gewöhnlich auf 85 bis 142 Gramm pro Woche, im Alter von sechs Monaten bis zwölf Monaten verringert sie sich auf 42 bis 85 Gramm wöchentlich. Diese Angaben bedeuten aber nicht, dass jedes Kind kontinuierlich jede Woche diese Grammzahl zunehmen muss, sondern, dass im statistischen Mittel solche Werte erreicht werden. o eine gute Hautfarbe und eine feste Haut, o Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs o ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen. Wenn dein Baby all diese Punkte erfüllt, dann dürfte alles in Ordnung sein, ansonsten besteht Handlungsbedarf. Sollte das Baby nicht ausreichend zunehmen, würde ich tatsächlich auch zum Wecken raten, leider gibt es Babys, die ihren Hunger verschlafen, diese müssen tatsächlich geweckt werden. Ich würde Dir dann zusätzlich noch empfehlen, eine Kalorienbombe aus Muttermilchsahne zu geben, das gibt den Kleinen meist einen wirklich guten Zunahme- und Entwicklungskick. Schau, dass du Milch ausstreichst oder abpumpst, die du in 10 ml Spritzen aufziehst und dann kopfüber in ein Glas stellst (also mit der Spitze nach unten). Lass aber ein bisschen Luft, denn die Schwerkraft wird den Kolben vielleicht etwas weiter in die Spritze drücken... Oben auf der Milch wird sich eine Fettschicht absetzen, der Muttermilchrahm. Nach ca. 2 Stunden kannst du den wässrigen unteren Teil der Milch ausdrücken und deinem Kind die verbleibende Sahne in den Mund träufeln. Statt mit leeren Spritzen kannst du natürlich auch mit einer Tasse arbeiten, in die Du die gewonnene Muttermilch gibst. Oben wird sich der fetthaltige Rahm absetzen, Du kannst ihn mit einem Löffel abschöpfen und Deinem Baby geben. Wende Dich im Bedarfsfall auch wirklich unbedingt schnell an eine kompetente Beraterin vor Ort! Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Liebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 02.03.2022



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