FroggyMan
Liebe Expertinnen, bei meinem ersten Sohn hat es leider mit dem Stillen nicht wirklich gut geklappt. Er nahm ab wie verrückt, vor lauter Stress und Hektik deswegen produzierte ich schließlich immer weniger Muttermilch und musste zufüttern. Nach rund drei Monaten versiegte meine "Quelle", trotz Abpumpens und häufigen Anlegens, schließlich völlig. Keine schöne Geschichte, die mir noch sehr nachhängt. Nun (mein Sohn ist mittlerweile fast 20 Monate alt), bin ich in der 38. Woche schwanger, und seit etwa vier oder fünf Wochen treten an manchen Tagen ein paar Tropfen Vormilch aus, was ich während meiner ersten Schwangerschaft nicht hatte. Ist das ein gutes Zeichen, dass es dieses Mal mit dem Stillen klappen wird? Gibt es generelle Tipps, die ich befolgen kann, damit ich mir und dem Stillen eine gute, möglichst unbeschwerte zweite Chance geben kann? Danke vorab und schon mal einen guten Rutsch ins neue Jahr! Maria
Liebe Maria, es ist von Frau zu Frau ganz unterschiedlich, ab wann und wieviel Milch bereits während der Schwangerschaft aus der Brust austritt. Bei manchen Frauen kommt bereits recht früh etwas, bei anderen bis zur Geburt überhaupt nichts. Sie sollten nicht an Ihrer Brust herumdrücken und auch keine Milch ausstreichen bevor Ihr Kind geboren ist. Das früher empfohlene Ausstreichen von Kolostrum bereits während der Schwangerschaft wird inzwischen als überholt angesehen. Bei dafür empfänglichen Frauen kann die Stimulation der Brustwarzen durch das Ausstreichen sogar zu Wehen führen. In extremen Fällen kann es durch eine Manipulation an den Brüsten sogar bereits während der Schwangerschaft zu einem Milchstau oder einer Brustentzündung kommen. Während der Schwangerschaft bewirken Hormone, dass die Brust sich auf die Stillzeit einstellt. Die Haut wird geschmeidiger und elastischer, um sich der Brustentwicklung anzupassen, während Brustwarzen und Brustwarzenhof sich vergrößern und die schützende Pigmentierung zunimmt. Die Montgomerydrüsen, kleine Erhebungen am Brustwarzenhof, sondern eine pflegende und schützende Substanz ab, die die Brustwarzen und den Brustwarzenhof vor Austrocknung und Abschuppung schützt. Daher ist sind Abhärtungsmaßnahmen wie Rubbeln mit Frotteetüchern und dergleichen nicht sinnvoll, denn dabei würde diese Schutzschicht entfernt. Viele Frauen machen gar nichts zur Vorbereitung, andere finden es angenehm ihre Brust in den letzten Wochen der Schwangerschaft zu massieren. Als Grundregel gilt: sein Sie liebevoll mit Ihrer Brust und tun Sie nichts, was Ihnen unangenehm ist. Es tut mir leid, dass Ihre erste Stillerfahrung nicht so war, wie Sie es sich gewünscht haben. Das muss sich beim zweiten Kind aber nicht zwangsläufig wiederholen. Es ist ein sehr guter Gedanke von Ihnen, sich bereits vor der Geburt des nächsten Kindes mit einer Stillberaterin in Verbindung zu setzen. Die wichtigste Vorbereitung für eine erfolgreiche Stillzeit ist, sich bestmöglichst zu informieren und sollte es nach der Geburt zu Stillproblemen kommen, haben Sie gleich eine kompetente Ansprechpartnerin an der Hand. Ganz kurz kann man die wichtigsten Punkte für den Grundstein einer erfolgreichen Stillbeziehung auf die folgenden Schlagworte zusammenfassen: Bald stillen oft stillen uneingeschränkt stillen keine Flüssigkeit oder andere Nahrung dazugeben außer bei medizinisch begründeten Fällen. Das Baby sollte so bald wie möglich nach der Geburt zum ersten Mal angelegt werden und dann jederzeit und ohne zeitliche Einschränkung an die Brust dürfen, wenn es das will. Bei eher schläfrigen Kindern oder Babys mit verstärkter Neugeborenengelbsucht muss die Mutter unter Umständen den Takt angeben und dafür sorgen, dass das Kind mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an der Brust trinkt. Tee, Glukoselösung oder Wasser sind überflüssig und vor allem bei einer eventuell verstärkten Neugeborenengelbsucht sogar kontraproduktiv. Das Bilirubin (der gelbe Farbstoff, der für die Gelbfärbung der Haut bei der Neugeborenengelbsucht verantwortlich ist) wird nur zu zwei Prozent über den Urin ausgeschieden, der Rest wird durch den Darm ausgeschieden. Daher ist es unsinnig, die Gelbsucht „ausschwemmen" zu wollen. Wichtig ist, dass der Darm mit Nahrung versorgt wird und die Verdauung angeregt wird, das Mekonium möglichst rasch ausgeschieden wird. Das Kolostrum, die wichtige erste Milch wirkt abführend und begünstigt damit die Ausscheidung des Bilirubins. Der Organismus eines Neugeborenen ist auf viele, kleine Mahlzeiten eingestellt. Sein Magen hat etwa die Größe eines Teebeutels. Kleine Mengen an Muttermilch sind also absolut richtig und in Ordnung. Wichtig ist, dass Ihr Baby ab dem zweiten, dritten Tag mindestens drei bis vier Darmentleerungen hat und ausreichend Urin ausscheidet. Eine Gewichtsabnahme von etwa sieben Prozent des Geburtsgewichtes innerhalb der ersten Tage ist normal, bis zehn Prozent sind bei einem ansonsten gesunden Kind tolerierbar. Spätestens mit drei Wochen sollte Ihr Baby sein Geburtsgewicht wieder erreicht haben. Milchbildungstee ist nicht notwendig und es hat keinen Sinn ihn bereits während der Schwangerschaft zu trinken. Wenn überhaupt Milchbildungstee getrunken wird, dann bitte auch nicht mehr als höchstens zwei bis drei Tassen täglich, da mehr zu Bauchproblemen beim Kind führen kann. Wunden Brustwarzen und anderen Stillproblemen können Sie am besten dadurch vorbeugen, dass Sie sich informieren. Wunde Brustwarzen entstehen in über 80 % der Fälle durch falsches Anlegen oder Ansaugen. Es ist extrem wichtig, korrekt anzulegen, nicht nur um wunde Brustwarzen zu vermeiden, sondern auch, damit die Brust gut stimuliert und richtig entleert wird und so die Milchbildung gut in Gang kommt bzw. aufrecht erhalten wird. Deshalb ist es entscheidend, dass Sie sich möglichst gut über das Stillen und die grundlegenden Dinge wie korrektes Anlegen und Ansaugen, das Prinzip von Angebot und Nachfrage, Stillen nach Bedarf usw. informieren. Nochmals: Ganz wichtig ist dass Sie wissen, wie korrekt angelegt ist und woran Sie erkennen, dass das Baby richtig ansaugt und effektiv an der Brust trinkt. Hierzu bietet sich neben dem Lesen der entsprechenden Literatur (z.B. "Stillen gesund und richtig" von Denise Both und Gabi Eugster, "Das Handbuch für die stillende Mutter" von der La Leche Liga, "Stillen einfach nur stillen" von Gwen Gotsch) der Besuch einer Stillgruppe an. In einer Stillgruppe treffen Sie nicht nur andere stillende Mütter, sondern Sie lernen auch gleich eine kompetente Ansprechpartnerin kennen, für den Fall, dass es nach der Geburt zu Stillproblemen kommen sollte. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus. Erkundigen Sie sich auch einmal, vielleicht gibt es in Ihrer Nähe ein stillfreundliches Krankenhaus, dort verläuft der Start der Stillbeziehung oft sehr viel besser und es gibt echte und gute Unterstützung nach der Geburt. LLLiebe Grüße Biggi Welter
FroggyMan
Liebe Biggi Welter, vielen, vielen Dank für Ihre schnelle und ausführliche Antwort! Meinen ersten Sohn habe ich übrigens in einem stillfreundlichen Krankenhaus zur Welt gebracht. Rückblickend hat man mich dort eher verunsichert. Eine Stillberaterin habe ich nie zu Gesicht bekommen, die Krankenschwestern waren teilweise zu jung oder hatten ihre ganz speziellen Tipps ("Das Baby trinkt besser, wenn es friert, öffnen sie das Fenster" oder "Am Ende hat es jede noch hingekriegt."), und meinem Sohn hat man derweil mein Dehydrieren einfach zugeschaut. Das ist aber natürlich nur meine Erfahrung in meinem Krankenhaus. Über einen Hinweis für eine Stillberaterin wäre ich sehr dankbar. Meine PLZ ist 22179, also Hamburg. Natürlich bin ich nach den unschönen Erfahrungen nun beim zweiten Kind etwas angespannt, was das Stillen betrifft. Andererseits weiß ich die Zeichen meines Körpers und die meines Babys nun besser zu deuten und werde mir und ihm überdies deutlich mehr Ruhe gönnen und mich weniger von den tausend Meinungen um mich herum beeinflussen lassen. Danke Ihnen für Ihre Mühen! Guten Rutsch! Maria
Liebe Maria, am besten sehen Sie selbst nach, wer für Sie am günstigsten liegt, wenn Sie möchten, können wir beide auch gerne miteinander telefonieren :-). Adressen von Stillberaterinnen finden sich im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Ganz liebe Grüße Biggi
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