Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Trinken/Stillen

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Trinken/Stillen

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Hallo, meine Tochter ist knapp 9 Monate alt. Am Anfang hat sie durchgeschlafen, seit ein paar Wochen stille ich sie 3x pro Nacht. Sie wacht auf und hat sooo einen Hunger/Durst, obwohl sie abends vor dem Schlafen Milchbrei und noch die Brust bekommt. Eigentlich müsste das doch ausreichen. Tagsüber bekommt sie Gemüse/Fleisch und Obst. Sie trinkt jedoch kaum, da sie Flasche und Trinktasse verweigert. Kann es sein, dass sie nicht genug Flüssigkeit bekommt und deshalb nachts so oft wacht wird und an die Brust möchte? Eigentlich versuche ich abzustillen, aber das geht überhaupt nicht. Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen. Vielen Dank


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? Liebe Mackay, Sie schreiben, dass Sie gerne abstillen möchten. Wenn für Sie der Entschluss feststeht, dass Sie abstillen wollen, dann tun Sie dies, doch machen Sie sich bitte keine all zu großen Hoffnungen, dass die Nächte dadurch ruhiger werden. Das Abstillen ist keinesfalls eine Garantie fürs Durchschlafen. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab einem bestimmten Alter nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. In einem amerikanischen Buch über die Entwicklung von Kindern (Aldrich: „Babys are Human Beeings"‘) habe ich einmal den wichtigen Satz gefunden „Damit Kinder sich gut entwickeln können, sind liebevolle Fürsorge und ein beständiges, direktes Eingehen auf ihre Bedürfnisse so ausgesprochen wichtig". Das steht zwar manchmal im Widerspruch zu unserem „modernen, westlichen" Lebensstil, aber es zahlt sich langfristig aus. Außerdem stellt sich doch auch die Frage: Ist der seelische Hunger nicht ebensowichtig wie der körperliche Hunger? Warum sollte es weniger wichtig sein, das Bedürfnis des Babys nach Nähe und Geborgenheit zu stillen, als seinen körperlichen Hunger zu stillen? Es gibt unzählige Gründe, warum ein Kind nachts (wieder vermehrt) aufwacht und die Nähe und Geborgenheit und auch Nahrung an der Brust sucht. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen . All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt ... Insgesamt sind dies eine Menge Gründe unruhiger zu sein und nachts immer wieder aufzuwachen. Ich kann verstehen, dass Sie sich wieder nach ununterbrochenen Nächten sehnen, aber es ist eher die Ausnahme, denn die Regel, dass ein Baby oder Kleinkind langanhaltend durchschläft. Es gibt einfach so viele Gründe, warum ein Kind nachts (wieder) vermehrt aufwacht. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt Ihnen in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens „Schlafen und Wachen - ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Sie im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL-Stillberaterin bekommen können. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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