Tag und Nacht "verdreht"- Stillabstände

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Tag und Nacht "verdreht"- Stillabstände

Mein Sohn ist bald 4 Monate alt. wiegt 6350gr und ist 64cm groß. Er ist sehr aktiv und dreht sich bereits von Rücken auf den Bauch. Ist sehr neugierig und "vergißt" dabei das Essen. Mittlerweile hat es sich eingeschlichen, dass er Nachts alle 2-3 stnunden gestiilt werden will, er trinkt dann auch recht viel und nuckelt nicht nur rum. Seine Windeln wechsel ich nachts daher auch, weil die klitschnass sind. Am Tag trinkt er dann so alle 5 Stunden, aber nie so viel wie nachts. Hab schon versucht ihn tags alle 3 stunden zu stillen, aber da mag er nicht oder trinkt ganz wenig oder spukt den größten Teil wieder aus. (nachts spukt er nicht). Gehe auch tags zum stillen ins Schlafzimmer, damit er Ruhe hat und nicht durch den Papa oder die große Schwester (2,5 Jahre) abgelenkt wird. Bin ja der Auffassung nach Bedarf zu stillen. Wenn er Tag und Nacht alle 2-3 Stunden kommen würde, hätte ich wohl nicht so dass Problem. Aber Tags nichts trinken wollen und Nachts umso mehr, will ich auf Dauer nicht mitmachen. Weiß nicht wo ich anfangen soll.Beim Nachtstillen zu verkürzen hab ich probiert, aber dann kam er nach 1stunde wieder. Am Tag spukt er oder trinkt gar nicht. Ist irgendwie ein Kreislauf und ich weiß nicht, wie der zu durchbrechen ist. Was kann ich noch probieren.

Mitglied inaktiv - 03.06.2011, 14:14



Antwort auf: Tag und Nacht "verdreht"- Stillabstände

Liebe joti, als Eltern glauben und hoffen wir immer auf eine lineare Weiterentwicklung der Fähigkeiten unserer Kinder. Beim Schlafverhalten können wir jedoch nicht davon ausgehen, dass die Entwicklung kontinuierlich verläuft, im Gegenteil, relativ viele Babys schlafen mit zwei Monaten deutlich länger und anhaltender als mit vier oder sechs Monaten. Das Schlafverhalten hängt nicht unbedingt oder nur in extrem geringem Maße von der Ernährung ab. Gerade in der Zeit ab etwa vier bis sechs Monate wachen viele Babys (wieder) vermehrt auf. Dies liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist selbst die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung auch keine Garantie für angenehmere Nächte. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt Ihnen in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Wo schläft Ihr Baby denn? Die Nächte können sehr viel einfacher werden, wenn das Baby in unmittelbarer Nähe der Mutter schlafen kann. Für die Mutter ist es sehr viel praktischer, wenn das Baby mit im eigenen Bett liegt (was weltweit bei Mehrzahl aller Kinder und in unserer Kultur sehr viel mehr als von den Eltern zugegeben wird der Fall ist) oder auf einer Matratze oder in einem Kinderbett direkt neben ihrem Bett. Die Mutter muss nachts nicht aufstehen, muss nicht erst richtig wach werden, sondern kann im Liegen stillen und unmittelbar danach weiterschlafen. Auch das Kind muss gar nicht erst richtig wach werden und zu schreien beginnen und kann somit auch schneller wieder einschlafen. Auf diese Weise kann viel Kraft gespart werden und die Nächte verlaufen für alle Beteiligten ruhiger. Eventuell können Sie auch die "Nachtschicht" etwas verteilen, so dass Ihr Mann zwischendurch getrennt von Ihnen schläft oder eben z.B. am Wochenende die Nachtschicht mit dem Kind übernimmt. Auch tagsüber sollten Sie versuchen, sich selbst Nischen zu schaffen, die Sie ganz gezielt für Ihre Erholung nutzen. Gönnen Sie sich selbst in dieser anstrengenden Zeit so viel Ruhe wie möglich. Jetzt ist nicht die Zeit für blitzende Fußböden und spiegelnde Fenster. Lassen Sie den Haushalt auf Sparflamme laufen. Wenn die Fenster erst in einem halben Jahr wieder geputzt werden, dann schadet das niemandem und Tiefkühlgemüse ist nicht so schlecht und muss nicht geputzt werden. Nicht alles muss gebügelt werden. Machen Sie den Tragetest. Bügeln Sie etwas und tragen Sie es für zehn Minuten. Das nächste Mal bügeln Sie es nicht und tragen es für zehn Minuten. Dann vergleichen Sie ist der Unterschied nach der kurzen Tragezeit wirklich so deutlich, dass das Bügeln sich gelohnt hat? Viel Bügelarbeit lässt sich sparen, wenn die Wäsche sorgfältig aufgehängt wurde bzw. nicht lange im Trockner liegen bleibt, wenn der Trockner fertig ist. Es ist nicht viel mehr Arbeit, die doppelte Menge von zum Beispiel Nudelsauce zu kochen. Sie können dann eine Hälfte einfrieren und haben damit schnelle eine Mahlzeit, wenn ein Tag mal wieder sehr hektisch war. Nehmen Sie ALLE Hilfe an, die Sie bekommen können. Möglicherweise kann Ihnen auch Ihre Mutter, Schwiegermutter, Schwester oder eine Freundin (selbstverständlich auch das männliche Pendant dazu) etwas unter die Arme greifen. Das können ganz simple Dinge sein z.B. einmal alle Fenster putzen, den Bügelkorb leerbügeln, einige vorgekochte Mahlzeiten für die Tiefkühltruhe, ein Nachmittag Babysitten während Sie in die sich hinlegen, spazierengehen oder sonst etwas für sich tun ... Vielleicht finden Sie einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit dem älteren Kind oder dem Baby zu spielen oder spazieren zu gehen. In dieser Zeit sollten Sie dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder sich mit dem größeren Kind beschäftigen oder SICH etwas Gutes tun. Achten Sie darauf, dass Sie genügend essen und trinken. Sie müssen keine perfekten Menus kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparen Sie sich auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar. Schauen Sie nach vorne. Die anstrengende Zeit wird vorübergehen. Auch Ihre beiden werden älter und reifer werden und nicht mehr soooo viel Aufmerksamkeit brauchen. Kurz: beschränken Sie viel Dinge auf das absolut Notwendige, so dass Sie auf diese Weise mehr Zeit für sich bekommen. Diese "gewonnene" Zeit können Sie dann dazu nutzen, sich wieder zu erholen, neue Energie zu tanken. Vergessen Sie sich selbst nicht: Gönnen SIE SICH etwas Gutes, dann lassen sich so anstrengende Phasen leichter überstehen. Ich wünsche Ihnen bald wieder ruhigere Zeiten. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 03.06.2011



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Stillabstände v. 2 Stunden Tag u. Nacht

Mein Sohn ist jetzt 4,5 Monate (mit 4 Monaten 7,5 kg und 70 cm) und wird bis dato voll gestillt. Seit ca. 4 Wochen kommt er jedoch alle 2 Stunden Tag u. Nacht. Ändert sich das wieder? Wobei ich anmerken muß, daß er vorher auch ofters in der Nacht gekommen ist.


Stillabstände in der Nacht

Hallo, ich muß auch mal eine Frage stellen. Bisher kam ich mit dem Stillen sehr gut zrecht und meine Tochter (reichlich fünf Monate) wird nach wie vor voll gestillt. Tagsüber kommt sie so alle 4 Stunden und trinkt dann beide Seiten. Nachts kommt sie alle zwei Stunden, trinkt dann nur ein paar Schlucke und schläft wieder ein. ich hab schön versucht...


Stillabstände in der Nacht

Hallo! Meine Tochter -14 Wochen- hat einen Stillabstand tagsüber so ca. 1 1/2 / 2 Stunden. Sie trinkt immer nur eine Brust, ca. 5 Minuten. Habe es schon öfter versucht ihr beide Brüste anzubieten, aber eine reicht ihr wohl. Mein Problem sind die Nächte: In der Nacht sieht es ein wenig anders aus. Gegen 19/20 Uhr schläft sie ein. Dann kommt sie...


Stillabstände in der Nacht

Hallo! Meine Tochter ist 9,5 Monate alt und wird nach Bedarf gestillt. Beikost isst sie natürlich auch. Aber in so kleinen Mengen, dass sie nicht satt wird. D.h. paar Löffelchen Suppe oder Brei aus dem Glas. Lieber mag sie Fingerfood. Milch mag sie keine, ebenso wenig Breie, die mit Milch angerührt wurden. Mein Problem ist, dass sie in d...


Stillabstände Tag/Nacht?

Hallo Biggi und Kristina, meine Kleine ist jetzt 6 Monate alt. Bis vor ca. 6 Wochen hab ich sie voll gestillt (nach Bedarf), nun bekommt sie täglich mittags und nachmittags Gemüse- bzw. Obstbrei. Dabei isst sie noch keine "richtige" Portion, aber sie scheint mir satt zu sein und meldet auch kein Stillbedürfnis kurze Zeit später (Ausnahme wenn sie ...


Wie lange sollten Stillabstände in der Nacht bei 8 Monate altem Baby sein?

Hallo liebe Stillberaterinnen, meine Tochter ist nun 8 Monate alt. Sie wacht nachts immer noch sehr häufig auf und möchte dann meist gestillt werden - etwa alle 2-3 Stunden. Immer wieder werden mir Dinge gesagt wie "das ist nicht normal", "man kann sein Kind auch dazu erziehen alle zwei Stunden aufzuwachen" oder "lass sie auch mal schreien". Für...


Stillabstände in der Nacht vergrößern?

Liebe Hebammen, ich hoffe, ihr könnt uns helfen. Unser Sohn ist inzwischen 13 Wochen alt und schläft leider sehr schlecht. Vor allem nachts kommt er ab ca 1-2 Uhr nicht mehr zur Ruhe. Er will dann ca alle 30-40 Minuten an die Brust um dann für 10-20 Minuten zu schlafen. Ich kenne das Prinzip vom Clusterfeeding, aber nach 6 Wochen zerrt das ...


Stillabstände in der Nacht?

Hallo! Bin mir nicht sicher, ob ich hier richtig bin ;) Wir haben eine 5 Monate alte Tochter, die tagsüber das entspannteste, freundlichste Baby ist, das man sich nur vorstellen kann. Sie quengelt wirklich nur, wenn sie Hunger hat oder müde ist. Und das lässt sich auch immer ganz rasch abstellen, denn dann stille ich sie und sie schlummert in ih...


Stillabstände

Hallo, unser kleiner Mann ist vor 6 Wochen zur Welt gekommen und anfangs wollte er alle zwei Stunden gestillt werden. Mittlerweile sind wir immer noch bei 1,5 bis 2,5 h ganz selten mal 3 h auch nachts nur max. 2 h und langsam zehrt es sehr. Kann es daran liegen, dass ich ihm pro Mahlzeit von Anfang an nur eine Brust gebe? Er schläft meist nach e...


Extrem kurze Stillabstände nachts

Liebe Biggi, unsere Tochter ist fast 6 Wochen alt. Sie befindet sich vermutlich gerade im ersten Schub. Mein Problem ist folgendes: Seit 2d kommt sie nachts alle 20-30min und möchte gestillt werden. Sie trinkt nur max. 5min, auch tagsüber, da sind die Abstände aber größer (ca. alle 2h). Generell trinkt sie sehr hastig und schluckt dadurch vi...