Sehr geehrte Frau Welter,
Meine Tochter wird in ein paar Tagen 8 Wochen alt. Die ersten eineinhalb Wochen nach der Geburt mussten wir aufgrund eines Infektes im Krankenhaus bleiben. Direkt nachdem wir nach Hause entlassen wurden, wollte meine kleine Maus abends häufig gestillt werden. Das fing meist zwischen 17 und 19 Uhr an und endete gegen 1 Uhr nachts. Dann hat sie in der Regel 3 einhalb bis 4 Stunden geschlafen, seit ein paar Tagen sind es jetzt gute 5-6 Stunden, die sie schläft. Ich habe nun immer gelesen, dass sich dieses clusterfeeding in Entwicklungsschüben zeigt. Kann es auch sein, dass Babys dies täglich machen und eben nicht nur in diesen Wachstumsphasen? Allerdings ist sie auch in den ersten 5 Wochen gute 6 cm gewachsen. Im Moment ist es so, dass sie abends / nachts nicht mehr ganz so viel trinkt wie am Anfang, aber dennoch nicht vor 1 Uhr richtig in den Schlaf findet. Sie nickt dann immer mal für ein paar Minuten, mal eine halbe oder auch dreiviertel Stunde ein und ist dann wieder munter, möchte gefüttert werden oder dass man mit ihr kuschelt. Sobald ich sie aus dem Arm lege, quengelt sie wieder. Es heißt ja auch immer, das Einschlafrituale enorm wichtig sind. Aber überhaupt ein Einschlafritual aufzubauen ist ja schwierig, wenn sie abends dauergestillt werden will/muss. Die Frage also: kann Cluster-Feeding auch täglich stattfinden und wie wirkt sich das auf einen gesunden Schlafrhytmus aus?
Mit freundlichen Grüßen
Peggy
von
Peggy01
am 29.03.2018, 09:36
Antwort auf:
Täglich Cluster-feeding?
Liebe Peggy,
das„Marathonstillen“ ist in diesem Alter so weit verbreitet, dass es als „normal“
angesehen werden sollte. Der Fachausdruck dafür lautet „Cluster Feeding“. So kleine Babys
wollen häufig, aber vor allem in unregelmäßigen Abständen gestillt werden und fast alle Babys
haben eine Tageszeit, zu der sie fast ununterbrochen an der Brust trinken (oder auch nur nuckeln) wollen.
Das Marathonstillen kann für Dich sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen
Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die
Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und
genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht.
Ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einige, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Während eines Wachstumsschubs kann es durchaus sein, dass ein Baby alle Stunde an die Brust möchte.
Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiten einzuhalten. Im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch.
Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt.
So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen.
Du machst also alles richtig und im Moment brauchst Du Dir um Einschlafrituale noch keine Gedanken zu machen!
Ich kann Dir gerne empfehlen, einmal ein Stillgruppentreffen zu besuchen oder zumindest einmal mit einer Stillberaterin in Deiner Nähe ein direktes Gespräch (auch am Telefon) zu führen. Viele Unsicherheiten lassen sich im direkten Gespräch sehr viel besser ausräumen und der Austausch mit anderen stillenden Müttern kann sehr ermutigend sein und vor allem wirst Du sehen und erleben, dass sich andere Babys genau so verhalten wie Dein kleines Menschlein.
Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Kopf hoch, es WIRD besser!!!
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 29.03.2018
Antwort auf:
Täglich Cluster-feeding?
Hallo Peggy,
mein Sohn wird jetzt 15 Wochen alt und vielleicht hilft es dir auch, wenn ich dir erzähle, dass es bei uns ähnlich die ersten Wochen ablief. Teilweise hing mein Sohn gefühlte 24 Stunden an meiner Brust :-) Leider kamen dann auch schon so Aussagen, wie: Vielleicht hast du nicht genug Milch oder Gib doch mal ein Fläschchen. Lass dich davon nicht beirren. Wie die Stillberaterin schon schreibt, dass ist alles normal.
Ein wirkliches Einschlafritual haben wir auch noch nicht. Mal schläft er schon um 20 Uhr. Mal erst um 22 Uhr. Aber auch meistens nur mit Körperkontakt. Ganz selten schafft er es mal alleine abends 2 Stunden ohne mich zu schlafen. Ich mache mir da aber keinen Stress. Da das Verhalten total normal ist.
Liebe Grüße
von
Verenchen123
am 29.03.2018, 15:50