Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stündliches Stillen + Weinen 20 Monate altes Kind

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stündliches Stillen + Weinen 20 Monate altes Kind

Clayjey

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Hallo liebe Biggi Welter, unser Sohn ist aktuell 20 Monate alt und wird noch nach Bedarf gestillt. Tagsüber kommuniziert er dies deutlich verbal und es ist alles kein Problem. In der Nacht sieht dies anders aus: Seit seinem 6. Lebensmonat ist er stündlich wach und möchte gestillt werden. WIr haben uns mittlerweile abgefunden, dass er diese Art der Nähe braucht, auch wenn es für uns durchaus anstrengend ist. Seit ein paar Wochen wacht er aber stündlich auf und weint/schreit dabei. Er lässt sich auch nur durch die Brust beruhigen und andere Versuche sind bisher kläglich gescheitert, weil sie für alle noch mehr Stress bedeuten. Nachts scheint er einfach nicht wirklich aufnahmefähig, was ja auch okay ist. Gibt es eine Möglichkeit, das nächtliche Weinen/Schreien irgendwie zu reduzieren? Und wird es wirklich irgendwann besser und das Kind verlangt von alleine nicht mehr stündlich die Brust? ;-)   LG und vielen Dank! 


Biggi Welter

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Liebe Clayjey, dein Sohn liebt deine Nähe und findet an der Brust schnell wieder zur Ruhe. Trotzdem kannst du in diesem Alter mit liebevoller Konsequenz Veränderungen durchsetzen, wenn dir das zu viel ist! Höre in dich hinein und überlege dir, ob du diese Phase überstehen willst und kannst und wenn ja, dann begleite deinen Jungen weiter und lass ihm die nötige Zeit. Wenn du allerdings über deine Grenzen gehst, dann sprich mit deinem Kind und zeige ihm, dass es so nicht mehr geht. Dein Kind spürt jetzt deinen Zwiespalt und da es sich nicht hinsetzen und sagen kann „Mama, ich spüre, dass du dir nicht sicher bist, was jetzt das Richtige ist, deshalb werde ich dir jetzt bei deiner Entscheidungsfindung helfen" reagiert es auf deine Zweifel mit Unruhe, Weinen und Verunsicherung. Es hat keine anderen Ausdrucksmöglichkeiten als Weinen und (vermehrte) Anhänglichkeit. Kinder sind für „geordnete Verhältnisse", Unsicherheit und Zweifel bringen sie aus dem Gleichgewicht. Wichtig ist nun, dass ihr zum einen wirklich miteinander redet und du deinem Kind klar erklärst und sagst, was du willst und was du nicht mehr willst. Zum anderen muss für dein Kind deutlich erkennbar sein, wo deine Grenzen gesetzt sind. Liebevolle Konsequenz ist das Zaubermittel in der Erziehung. Erkläre deinem Kind schon bei Tag, was sich in der Nacht ändern wird, und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst Du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die Nacht allmählich stillfrei. Wenn sich dein Kind dann in der Nacht beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch Weinen oder Schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann. Natürlich kannst du deinem Kleinen während der Nacht einen Schluck Wasser oder auch einen Schnuller anbieten, doch sei nicht allzu überrascht, wenn das anfangs mit Wut abgewiesen wird. Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Nächte zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher. Einen "Knacks" beim Kind brauchst du nicht befürchten, wenn du ihm wirklich beistehst und ihn nicht "strafst" für seine natürliche Reaktion auf diese Veränderung. Dieser Vorschlag stammt von Elizabeth Pantley, Autorin des Buchs "Schlafen statt Schreien: Das liebevolle Einschlafbuch: Das 10-Schritte-Progamm für ruhige Nächte", das ich wärmstens empfehlen kann. Pantley hat ein Programm entwickelt, mit dem man älteren Babys, auch Stillkinder, dabei helfen kann, auch ohne Brust oder ständiges Stillen die Nacht zu schaffen. Auch wenn man nicht alle ihre Schritte anwendet haben viele Mütter doch gute Erfahrungen mit diesem Buch gemacht. Dein Kleiner wird vermutlich schreien, toben, treten oder dich schlagen wollen. Ist das schlimm? Nein, es ist völlig normal, denn es ist die einzige Art, wie er in diesem zarten Alter seinen Frust ausdrücken kann. Wie kannst du damit umgehen? Lass es zu. Lass dich nicht verunsichern, denn es geht deinem Kind ja trotzdem gut, es bekommt kein Trauma fürs Leben, wird nicht an deiner Liebe zweifeln. Dein Kind ist sauer, und das wird auch wieder vergehen. Bleibe bei ihm und sei du ruhig und klar, so dass er sich an dir orientieren kann. Vielleicht wirst du ihn ein wenig ablenken wollen (falls er sich ablenken lässt), vielleicht bleibst du auch einfach nur in seiner Nähe und versicherst ihm, dass alles ok ist, und dass ihr weiter stillen könnt (oder kuscheln), sobald er sich etwas beruhigt hat. Wenn du konsequent bleibst, wird es klappen. Nur davon hängt es ab: Schaffst DU es... Ich würde mich freuen, wenn du mir in ein paar Tagen noch einmal schreibst, wie es Euch dann geht. Liebe Grüße, Biggi


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